Foto: Graduiertenschule
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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
wir freuen uns, in diesem Newsletter die neuen Stipendiat*innen und Assoziierten vorzustellen, die im April dieses Jahres ihr zweijähriges Stipendium an der Graduiertenschule im BAS angetreten haben. Herzlich willkommen!
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Stipendiat*innen an der Graduiertenschule
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Foto: Yalda Afsah
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Yalda Afsah
Tourneur – Kentaur – Kaftar
Die Filmtrilogie Tourneur – Kentaur – Kaftar setzt sich mit dem Mensch-Tier-Verhältnis auseinander. Anhand von drei Beispielen – Stierkampf, Pferdedressur und Taubenflugkunst – untersucht die Trilogie das Verwischen der Grenze zwischen Zuwendung und Unterwerfung. Die Identifikation mit Tieren und deren Pflege lässt sich selten trennen von deren Disziplinierung und Beherrschung durch den Menschen. Die Filme stellen das Naturgegebene der Vormachtstellung des Menschen infrage und zeigen die Künstlichkeit dieses Machtanspruchs im Fall der Dressur.
Aufgewachsen in Berlin, studierte Yalda Afsah (*1983) an der Universität der Künste Berlin, der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle, sowie dem California Institute of the Arts. Als Filmemacherin ist sie daran interessiert, vom Dokumentarischen ausgehend die Grenzen zwischen Konstruktion und Realität zu befragen– undverschwimmen zu lassen. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen für ihre künstlerische Arbeit, ihre Filme waren auf zahlreichen Festivals vertreten, sie wurden u.a. auf dem Locarno Film Festival, dem New York Film Festival, den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur und im Neuer Berliner Kunstverein gezeigt.
yaldaafsah.com
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Anthony R. Green
It Must All Be Done In Darkness
Das multimediale Projekt It Must All Be Done In Darkness ist Harriet Jacobs gewidmet, der Autorin von „Incidents in the Life of a Slave Girl“ (1861). In Sklaverei lebend, erlitt Ms. Jacobs schweren Missbrauch, sie erkämpfte sich ihre Freiheit und verbrachte sieben Jahre in Isolation, während sie sich auf der Flucht vor ihren Verfolgern auf einem engen Dachboden versteckte. In einem Versuch, die Geschichte von Ms. Jacobs mit vollem Respekt in ihrer ganzen Tiefe erfahrbar zu machen, wird Green in Zusammenarbeit mit MRI-Wissenschaft-ler*innen und Psychoanalytiker*innen sowohl (bewegte) Bilder generieren als auch Bewegungen, Geräusche und Musik komponieren.
Als Komponist und Performer setzt sich Anthony R. Green für soziale Gerechtigkeit ein. Das fortwährende Befragen der Verhältnisse steht ebenso im Zentrum seiner Praxis wie das Prinzip der Überzeichnung, der Verkörperung von Unrecht und Begründung einer Metaphysik der Unterdrückten. Seine Arbeiten wurden u.a. im Tivoli Vredenburg (Utrecht), Studio Ilka Theurich (Hannover), Cité de la Musique et de la Danse (Straßburg), Symphony Space (New York), Spectrum (New York), LiteraturHaus (Kopenhagen), The Shoe Factory (Nikosia) und im Bemis Zentrum für Zeitgenössische Kunst (Omaha) präsentiert.
www.anthonyrgreen.com
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Foto: Colin Conces
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Foto: CIA Satellite
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Didem Pekün
Disturbed Earth
Disturbed Earth nannten die Beobachter des US Sicherheits-Councils die auf Luftaufnah-men sichtbaren Erdbewegungen, die auf die Massengräber von Srebrenica hinwiesen. Der Völkermord hätte verhindert werden können; die UN Streitkräfte waren informiert, aber sie schritten nicht ein, da sie im Hin und Her bürokratischer Prozeduren gefangen waren. So wurden Flüchtlige, die im UN Basislager Zuflucht gesucht hatten, übergeben und in den sicheren Tod geschickt.
Aufbauend auf dem intensiven Studium geschichtlicher Dokumente, wird das Projekt Disturbed Earth die Bedingungen des Desasters rekonstruieren und mittels einer Montage von Bildern und Texten, sowie einer choreographierten Rekonstruktion des besagten bürokratischen Tanzes,in einer mehrkanaligen Video-Installation darstellen. Institutionelle Inkompetenz bloß gestellt: die Tragödie der Bürokratie lastet als Fluch auf der Geschichte. Das Projekt lenkt den Blick auf den monströsen Widerspruch im Herzen der UN: Gegründet, um kraft neuer Gesetze den Frieden zu sichern, versagte sie beim Versuch, für Gerechtigkeit zu sorgen, weil das langsame Mahlen der Mühlen der Gesetze ein Einschreiten im Moment der Not verbaten. Das Projekt fragt: Welche Infrastruktur wäre in der Lage, Ereignisse davon abzuhalten, sich über den Punkt hinweg zu beschleunigen, wo Gewalt die Fakten bereits geschaffen hat und der Aussenwelt nichts bleibt, als im Rückblick ihre Mitschuld einzugestehen?
Didem Pekün verbindet künstlerische Praxis mit Forschung. Ihre Essay-Filme ergründen, wie Gewalt und Vertreibung Leben prägen und zerstören. Ihre Dokumentarfilme und Videoinstallationen wurden international gezeigt und vielfach ausgezeichnet. Sie ist Gründungsmitglied des Center for Spatial Justice (MAD). Sie erhielt ihren B.A. in Musik von SOAS, ihren M.A. in Dokumentar-film und praxisorientierten Doktortitel in Visual Cultures von Goldsmiths.
www.didempekun.com
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Romily Alice Walden
Foregrounding the Sick Woman
Foregrounding the Sick Woman: Narratives of Disability and Embodiment in Western post-Internet Culture ist ein forschungsorientiertes und praxisbasiertes Projekt, das die Überschneidungsbereiche zwischen Krankheit, Geschlecht und Technologie untersucht: Welche Verbindungen gibt es, welche Formen des Handelns, Protestes und Erarbeitens von Zukunftsentwüfen sind möglich? Zur Auseinandersetzung mit diesen Fragen wählt Walden verschiedene Medien: autoethnografisches Schreiben, offen angelegte Interviews, bildende Kunst und die Entwicklung von barrierefreihen öffentlichen Veranstaltungen. Ihr Projekt artikultiert Lebenserfahrung im Zeichen von Geschlecht und Behinderung; Walden setzt sich dafür ein, Krankheit und Behinderung aus dem Privaten in die Öffentlichkeit zu bringen.
Romily Alice Walden ist eine transdisziplinär arbeitende Künstlerin. Vor dem Hintergrund der Kritik an Ableismus eröffnet ihre Praxis eine queere Sicht auf die Zerbrechlichkeit des Körpers. Gezeigt wurden ihre Arbeiten bisher in Einzel- und Gruppenausstellungen in Großbritan-nien, Europa und Nordamerika. Zu den Medien ihrer Kunst zählen Skulpturen, Installationen, Videos und Drucke.
romilyalicewalden.com
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Foto: Romily Alice Walden
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Assoziierte im BAS
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Foto: Malte Spitz
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Neslihan Arol
Eine feministische Untersuchung des Schattenspiels: Kann Karagöz zum Femi-nisten werden?
Karagöz ist die Hauptfigur des gleichnamigen Schattenpuppentheaters, das in der Türkei Tradition hat. 2009 wurde es in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes eingetragen. In ihrem künstlerischen Forschungsprojekt Eine feministische Untersuchung des Schattenspiels: Kann Karagöz zum Femi-nisten werden? arbeitet Arol mit einem intersektional feministischen Ansatz an der Umwertung der bislang von Männern dominierten Karagöz Tradition. Als Form des komischen Theaters wurde Karagöz stets mit den Rändern der Gesellschaft und von deren Normen abweichenden Verhalten in Verbindung gebracht. Könnte es also nicht auch Geschlechtlichkeit auf eine grenzüberschreitende fortschrittliche Art darstellen? Können die Hauptfiguren Karagöz und Hacivat feministische Geschichten erzählen? Oder müssen sie Platz machen für Zennes (so heißen alle weiblichen Figuren in Karagöz-Stücken)? Könnte es komplett neue Figuren geben?
Neslihan Arol vereinigt ihre akademische und künstlerische Arbeit in einer vielgestaltigen Praxis: Solo ist sie als Clown, Stand-Up-Comedian und Meddahlık (einer Erzähltradition aus der Türkei) in vielen Städten aufgretreten, von Berlin bis Wien, Helsinki bis Toronto. Sie arbeitet als Sprecherin und lehrt Clowning. Als aktives Mitglied von „gastkollektiv“ und „Clowns ohne Grenzen“ hat sie mehrere Jahre lang kollektive Performances erarbeitet und spielt weiterhin in Stücken der „Bühne für Menschenrechte“. Arol erhielt ihren MA in Film und Drama von der Kadir Has Universität (Istanbul). Für ihren PhD am Institut für Darstellende Künste an der UdK Berlin erforscht sie zur Zeit die Überschneidungen zwischen Feminismus und Comedy mittels der oben genannten Performancearten.
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Rindon Johnson
Alternative States of Being
Rindon Jonson beschäftigt sich von einem materialistisch linguistischen Standpunkt aus mit Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR). Seine Arbeit wirft die Fragen auf: Wie gehen wir als Künstler, Kritiker, Schrift-steller, Wissenschaftler und Denker mit diesen Medien um? Was entdecken wir bei ihrem Gebrauch? Was mag passieren, wenn das Verwandeln von Wirklichkeiten zu einer alltäglichen Tätigkeit wird? Welche Bereiche der gesellschaftlichen Lebenswelt könnten wir auf diese Weise gemeinsam umgestalten?
Rindon Johnson ist Künstler und Schriftsteller. Er ist der Autor von “Nobody Sleeps Better Than White People” (Inpatient Press, 2016), des Virtual Reality Buchs “Meet in the Corner” (Publishing-House.Me, 2017) und “Shade the King” (Capricious, 2017).
www.rinjohnson.com
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Foto: Rindon Johnson and Daata Editions
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Foto: Mariam Mekiwi und Mohamed Gaber
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Mariam Mekiwi
El Markebba El Omm - Mutterschiff
Was kann aus Ruinen, Überbleibseln und Fehlern hervorgehen? EL MARKEBBA EL OMM - MUTTERSCHIFF entwirft eine Welt, in der eine Wissenschaftlerin (OMM) einen Mann essen muss, damit ihr Brüste die zur Ernährung der Besatzung des Mutterschiffs notwendige Milch geben. Ursprung: OMM arbeitet im Museum für Obstetrik und Gynäkologie; es beherbergt eine Sammlung von ungeheuer seltenen Präparaten, die aus OMMs Operationen an den Körpern von Frauen hervorging. Mithilfe eines Kollegen und Wissenschaftlers wagt sie das Experiment, das Mutterschiff zu konstruieren und ihren eigenen Körper zu dessen Energiequelle zu machen. In einem futuristischen Raum angesiedelt, wird die dreiteilige Geschichte in Filmepisoden erzählt, die als Rituale aufgebaut sind. Die erotisch-fantastischen Erzählungen des Films vergegenwärtigen mit den Mitteln von Science Fiction eine queere Epistomologie und post-patriarchale Zukunft.
Mariam Mekiwi ist eine Filmemacherin aus Alexandria, Ägypten. Sie hat den Master in Bildender Kunst 2017 an der HfbK Hamburg abgeschlossen. Ihr Film ‘Abl Ma Ansa’ feierte sein Debüt auf der Berlinale in der Kategorie Forum Expanded 2018 und wurde im gleichen Jahr für den First Steps Award der Deutschen Filmakademie nominiert. Ihre Filme waren auf zahlreichen Festivals vertreten u.a. bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, Ayam Beirut Al Cinema’iya, Haifa Independent Film Festival und Sharjah Film Platform.
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