Im Gespräch mit Matteo Marziano Graziano: Regisseur, Choreograph und Gründer von CASA * MARZIANO.
Was ist Ihre Gründungsidee?
Als Regisseur und Choreograph arbeite ich spartenübergreifend für Film und Video ebenso wie für die Bühne. Ich entwickle zeitgenössische Tanzproduktionen und inszeniere Musiktheater, darunter auch experimentelle Formate und partizipative Theaterformen sowie räumliche Interventionen und digitale Projekte. Dadurch, dass ich mich künstlerisch wie beruflich in verschiedenen Kontexten bewege, ist die Idee entstanden das Art Production House CASA * MARZIANO zu konzipieren. Es ermöglicht die Entwicklung von mehrjährigen produktionsorientierten Kunstprojekten und bezeichnet sich als „fluid, nomadic & inclusive“.
Was unterscheidet CASA * MARZIANO von anderen Produktionshäusern?
CASA * MARZIANO ist gleichzeitig ein artist-run Art Production House und ein kuratiertes Kollektiv von Künstlern und Kreativen unter meiner Leitung. Die Projekte entstehen durch eine Synergie von verschiedenen Kooperationspartnern und Fördermitteln. Ich verstehe es als innovatives Business Model, weil es einerseits sehr flexibel ist und wir andererseits immer in Kooperation mit existierenden Institutionen, Festivals und anderen Produktionshäusern arbeiten. Zu unseren Partnern gehören renommierte Kulturinstitutionen wie zum Beispiel der PACT Zollverein Essen, Theaterhäuser wie das Ballhaus Ost Berlin oder auch Bankstiftungen wie z.B. die Compagnia di San Paolo. Wir haben vor kurzem ein Musikvideo für UNIVERSAL gedreht. Wir arbeiten immer an den Grenzen der Gattungen und trauen uns, mit innovativen Produktionsstrategien zu agieren.
Welche Angebote haben Sie im CTC genutzt und was hat sich dadurch verändert?
Die Arbeit an der Verbesserung der Selbstpräsentation hatte sofort eine Wirkung auf meine künstlerischen Prozesse, z.B. veränderte sich durch die Gestaltung eines neuen Portfolios der dramaturgische Blick und die Arbeit bekam eine neue und frische Perspektive. Im CTC habe ich mehrere Kurse und Coachings im Rahmen des EntrepART-Projektes besucht. Und mir wurde ein hervorragender, ermutigender Coach vorgestellt: Wir haben zusammen bestimmte Fehler erkannt, darüber gelacht und neue Strategien entwickelt. Jetzt ist es mir auch möglich, das Konzept von CASA * MARZIANO besser zu vermitteln. Da wir Projekte für sehr verschiedene Arten von Publikum und Auftraggeber umsetzten, war es herausfordernd, die Idee von CASA * MARZIANO unterschiedlichen Kulturbereichen zugänglich zu machen: von der Filmbrache bis zum Performance-Bereich und der Opernwelt.
Mit Hilfe des Coachings sind zwölf Grundprinzipien sichtbar geworden, u.a. Partizipation, Komplexität und Verantwortung. Diese beschreiben die Werte hinter allen Projekten und Beteiligten von CASA * MARZIANO. Daraus ist das laufende künstlerische Projekt „12 ways to Exit the Loop“ entstanden, welches die Prinzipien durch Kurzfilme auf Social Media vermittelt. Die Filme werden im Laufe des Jahres veröffentlicht.
Was bedeutet es für Sie und Ihren Arbeitsstil, selbständig zu sein?
Nomadisch zu leben und zu arbeiten macht mich sehr glücklich. Ich brauche die Freiheit mich in verschiedenen Kulturkontexten und Ländern bewegen zu können, das inspiriert mich. Es ist eine meiner Stärken, Verbindungen herzustellen und neue Vernetzungen zu ermöglichen. Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich sehr gerne unterwegs bin. Daher ist CASA * MARZIANO auch sehr mobil gestaltet. Wir haben zwar unseren Hauptsitz in Berlin, sind aber europaweit beschäftigt. Darüber hinaus waren wir 2015 in den USA bei Experimental Film Virginia und dieses Jahr sind wir auch in Indonesien zu finden.
Welches war die die größte Herausforderung bei der Gründung von CASA * MARZIANO?
Es geht immer um Verhandlungen zwischen der künstlerischen Arbeit und dem Kulturmarkt. Es ist wichtig, dass man trotz der vielen Möglichkeiten, die sich einem bieten, stets an den Kern seiner eigenen künstlerischen Dringlichkeit festhält. Reine profitorientierte Dienstleistungen sowie die Routine der Antragstellung können ablenken oder sogar aufhalten, das umzusetzen, was einem eigentlich am Herzen liegt. Es braucht natürlich auch viel Durchhaltevermögen.
Gibt es jemanden, der Sie inspiriert?
Der Regisseur Christoph Schlingensief ist für mich eine Inspirationsfigur, wegen der Freiheit seines künstlerischen Denkens und Agierens. Und die Modedesignerin Vivienne Westwood auch: sie inspiriert mich durch ihren überraschenden Stil, kombiniert mit Aktivismus im Bereich der Menschenrechte und Umweltschutz.
Wer sollte mit CASA * MARZIANO Kontakt aufnehmen und warum?
Gleichsinnige Künstler/innen jeder Disziplin, natürlich. Und Kulturschaffende oder Geschäftsführer/innen, die sich etwas Innovatives wünschen, sei es eine ortsbezogene Inszenierung, eine Videoproduktion oder eine digitale Kampagne, wo die Stichwörter “überraschend”, “hochqualitativ” und “publikumsorientiert” eine Rolle spielen. Wir bieten an, Ideen gemeinsam zu konzipieren und zu realisieren.
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