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Newsletter 10/2019 der Frauenbeauftragten
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Herzlich willkommen!
Liebe Leser*innen,
wir freuen uns Ihnen unseren aktuellen Newsletter rechtzeitig zu Beginn des Semesters zu übersenden und wünschen Ihnen einen erfolgreichen und spannenden Start in das neue Semester!
Die Sommermonate wurden eifrig genutzt, um die Projekte von DiVAversity of Arts abzuschließen und die Dokumentationen auf dem Weg zu bringen.
Wir freuen uns daher auf unser Festival Get-together am 24. und 25.10.2019, welches unter dem Motto steht - vernetzen, feiern, weiterdenken- Strategien zur Gleichstellung in den Künsten. Neben zwei sehr interessanten Tagen mit viel spannenden Vorträgen, Workshops, Ausstellungen, Diskussionen und Performances werden auch verschiedene Publikationen an dem Tag veröffentlicht. Unter anderem dabei sind die Publikation „Diva. Strategien zur Gleichstellung in den Künsten“ aber auch unsere neue Broschüre „INFORMATIONEN zu sexualisierter Diskriminierung und Gewalt für Studierende, Lehrende und Mitarbeitende der Universität der Künste Berlin“.
Über den Sommer konnten wir auch erneut das Mentoring-Programm für hochqualifizierte Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen ausschreiben und haben zahlreiche Bewerbungen erhalten. Das Auswahlverfahren dauert zurzeit noch an.
Auch für größere Sichtbarkeit konnten wir uns weiter einsetzen, z.B. dadurch, dass wir bei dem Rundgang mit einem Informationsstand vertreten waren und wir beim Sommerfest das Awareness—Team aktiv unterstützt haben. Auch bei der Begrüßung der Erstsemester am 15.10.2019 waren wir dabei und haben uns gefreut, über unsere Arbeit informieren zu können.
Neben unseren Aktivitäten gab es aber auch einige (hochschul-)politische Entwicklungen auf Landes- und Bundesebene im Gleichstellungs- bzw. Genderbereich, über welche wir Sie in diesem Newsletter wieder einmal ausführlich informieren möchten. Und meine Kollegin Henrike Lehnguth gibt uns mit ihrer Literaturempfehlung einen kleinen Einblick in Margaret Atwoods feministische Literatur.
Wir wünschen Ihnen eine spannende und interessante Lektüre.
Ihre Naile Tanış
Zentrale Frauenbeauftragte der UdK Berlin
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AKTUELLES
Erste Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
Die Wahl um das Präsident*innenamt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am 3. Juli 2019 entschied die Biochemikerin Katja Becker für sich. Becker bringt als frühere Vizepräsidentin für Forschung an der Universität Gießen und amtierende DFG-Vizepräsidentin sowohl universitäre Leitungserfahrung als auch substantielle Kenntnisse über die Deutsche Forschungsgemeinschaft in das wichtige Amt.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft nimmt als Deutschlands größte Forschungsförderorganisation beträchtlichen Einfluß auf die deutsche Wissenschaftslandschaft. Im Jahr 2017 finanzierte sie mit rund 3,2 Milliarden Euro über 32.000 laufende Projekte. Derzeit setzt sie sich aus 96 institutionellen Mitgliedern zusammen, wovon achzig Prozent von Männern vertreten werden.
Ob die Wahl von Katja Becker die Wissenschaft tatsächlich „revolutioniert", wie ein Wissenschaftsminister anführte, wäre zu hoffen, zumal die Max-Planck-Gesellschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft, also zwei ebenfalls einflußreiche Wissenschaftsorganisationen, nur eine Woche vor der DFG-Wahl die jeweils zweite Amtszeit ihrer (männlichen) Präsidenten bestätigten. Das Amt als Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft tritt Katja Becker am 1. Januar 2020 an. Wünschenswert wäre, dass „Präsidentin“ hier keine „historische Ausnahme“ bleibt, wie jüngst eine Statistik in Bezug auf Spitzenpositionen in Bundesbehörden – und ämter attestierte.
>> DFG Pressemitteilung
>> zusätzliche Infos
>> Spitzenpositionen in der Bundesverwaltung
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AKTUELLES
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BAföG, Frauen und Familiengerechtigkeit
Laut des Statistischen Bundesamts (Destatis) ist die Zahl der Empfängerinnen von Leistungen nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (Aufstiegs-BAföG) im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr um 6,3 % gestiegen. Demnach waren ein Drittel der geförderten Personen Frauen – 62.000 von insgesamt 167 000 Personen. Das Aufstiegs-BAföG fördert Fortbildungen, die gezielt auf öffentlich-rechtliche Prüfungen nach dem Berufsbildungsgesetz, der Handwerksordnung oder auf gleichwertige Abschlüsse nach Bundes- oder Landesrecht vorbereiten, also auf Fortbildungsabschlüsse wie Meister*in, Fachwirt*in, Techniker*in, Erzieher*in oder Betriebswirt*in.
Zu begrüßen ist auch, dass mit dem 26. BAföG-Änderungsgesetz der Kinderbetreuungszuschuss erhöht, die im BAföG berücksichtigte Altersgrenze bei den Kindern von Studierenden angehoben und die Pflege von Angehörigen als Grund für einen verlängerten BAföG-Bezug anerkannt wird. Jedoch besteht auch nach der BAföG-Änderung weiterhin eine Altersgrenze für Studierende mit Familienverantwortung. Längere Mutterschutzfristen bei Früh- oder Mehrlingsgeburten bleiben unberücksichtigt. Auch sieht die BAföG-Änderung verlängerten BAföG-Bezug bei Pflege von Angehörigen nur ab Pflegestufe 3 vor. Und Teilzeit-Studierende gehen weiterhin leer aus.
Die Schlussfolgerung der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (Bukof) - „Familiengerechtigkeit und Diversität [seien] nur halbherzig umgesetzt“ – ist also nachvollziehbar.
>> Statistische Übersicht
>> BuKoF Pressemitteilung
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AKTUELLES
Starke Geschlechterpolitik gegen Demokratiefeindlichkeit
Die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (Bukof) fordert alle Hochschulleitungen, Wissenschaftsorganisationen, wissenschaftspolitische Akteur*innen sowie die Bundes- und Landesministerien auf, sich klar zu einer starken Geschlechterpolitik zu bekennen und für demokratische Werte und Antidiskriminierung in Wissenschaft und Hochschulen einzustehen.
Im Zuge des Erstarkens rechtspopulistischer und rechtsextremer Strömungen sind Gleichstellungsakteur*innen und Genderforscher*innen zunehmend antifeministischen Anfeindungen und Angriffe ausgesetzt. Geschlechtergerechtigkeit stellt jedoch einen Grundpfeiler der verfassungsgebundenen demokratischen Ordnung und Qualitätsmerkmal wissenschaftlicher Praxis dar. So sind insbesondere Hochschulleitungen und Wissenschaftspolitik gefragt, sich für Geschlechtergerechtigkeit stark zu machen und den demokratiefeindlichen Kräften geschlossen entgegenzustellen.
>> zum Positionspapier
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AKTUELLES
Bundesregierung planlos in der Förderung von Genderforschung?
Die Förderung von Genderforschung in Deutschland ist (stark) ausbaufähig. Laut des Forschungsberichts zum Europäischen Forschungsraum (EFR) besetzt Deutschland lediglich Platz 31 (von 44 untersuchten Ländern). Gerade einmal 0,7% des DFG-Etats finanziert Genderforschung. Bei einem Gesamtetat von 2,84 Milliarden Euro sind das lediglich 19,5 Millionen Euro. Und das, obwohl die Interdisziplinarität und Methodenvielfalt der Genderforschung maßgeblich dazu beiträgt, manche „liebgewonnenen“ gesellschaftlichen Macht- und Missverhältnisse aufzudecken. Beispielsweise hat die Genderforschung in den Neuro- und Lebenswissenschaften bewirkt, dass so manche methodischen Unzulänglichkeiten in Forschungsergebnissen reevaluiert und einem geschlechtsbezogenem Bias Rechnung getragen werden mussten.
Die Bedeutung von Genderforschung für eine zeitgemäße Gleichstellungspolitik umtreibt auch die Grünen, die nun eine Antwort auf ihre kleine Anfrage zu den Potentialen der Genderforschung für Wissenschaft und Gesellschaft an die Bundesregierung erhalten haben. Augenscheinlich bei der Antwort der Bundesregierung ist, dass die Bundesregierung zwar beteuert, „der Gender- bzw. Geschlechterforschung eine große Bedeutung [beizumessen]“, jedoch wiederholt Genderforschung und Frauenförderung gleichsetzt. So wird beispielsweise eine Frage nach „eigenständigen Förderrichtlinien für Vorhaben der Genderforschung als eigenständiges Lehr- und Forschungsgebiet“ mit einem Verweis auf die Förderrichtlinie „Frauen an der Spitze“ beantwortet. In der Anlage des Dokuments werden verschiedenste Forschungsprojekte aufgelistet, die, dem Schreiben nach, mit Genderforschung im Zusammenhang stehen. Unklar ist jedoch bei der Auflistung, in wie fern und in welchem Umfang die Projekte überhaupt Genderforschung betreiben.
Offen bleibt daher die Frage, ob nicht eine gezieltere strategische Planung möglich sein sollte, so auch die Kritik des wissenschaftspolitischen Sprechers der Grünen, dass die Bundesregierung in ihrer Antwort„Planungslosigkeit bei der Förderung der Gender- und Geschlechterforschung“ offenbare.
>> mehr Infos
>> zur Antwort der Bundesregierung
>> mehr zur Genderforschung in den Neuro- und Lebenswissenschaften
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AKTUELLES
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Genderspezifische Schieflagen im Arbeitsalltag
Eine ausführliche Recherche zur Situation von Frauen in der Arbeitswelt (in Deutschland) in der Zeit Online dokumentiert, dass Diffamierung, (sexuelle) Diskriminierung und Benachteilitung (z.B. bei Beförderungen) für Frauen im Arbeitsleben keine Ausnahmeerfahrung darstellen , sondern für viele Teil eines leidigen Arbeitsalltags sind, ganz gleich in welcher Branche und welcher Position sie arbeiten. Von knapp 1.400 Leserinnen berichteten 40% ungleichen Lohn für gleichwertige Tätigkeit erhalten zu haben, 37% Diskriminierung aufgrund von Schwangerschaft oder Elternzeit erfahren zu haben, 31% sexuell belästigt worden zu sein und 26% bei der Beförderung übergangen worden zu sein.
Im Einzelnen gestaltete sich das beispielsweise so: Bei einer schwangeren Frau stand ihre Beförderung im Raum, doch ihr wurde gesagt: „In deinem Zustand lohnt es sich nicht mehr.« Einer anderen Frau wurde nach der Elternzeit fristlos mit dem Kommentar gekündigt: Ich brauche „nicht noch eine Mutter im Team“. Oder Stellen wurden finanziell runtergestuft, sobald sie von einer Frau besetzt werden sollten. Oder der männliche Kollege wird befördert, da er schließlich „eine Familie ernähren müsse“ (vermeintlich ganz anders als seine alleinerziehende Kollegin). Oder die Beförderung gibt es, wie ein Vorgesetzer seiner Angestellten mitteilte „nur gegen sexuelle Gefälligkeiten – sag Bescheid, wenn du befördert werden willst.“
Überhaupt ist die sexualisierter Diskriminierung, die die Zeit Online dokumentiert, frappierend. Herabsetzende, anzügliche Bemerkungen wie „Wir brauchen dich, damit du im Meeting sitzen und schön aussehen kannst“ oder „Frauen brauchen nichts außer einen guten Schluckreflex“ oder (bei der Team-Kanufahrt) „Wenn ich schon mal die Chance habe, eine Frau vollzuspritzen, dann muss ich das ja ausnutzen“ vergiften demnach den Arbeitsalltag und weisen Frauen einen entwürdigenden Platz im Arbeitskontext und der Gesellschaft zu.
Da kann nur begrüßt werden, dass die International Labour Organization (ILO) eine internationale Konvention zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz verabschiedet hat.
>> zum Artikel
>> zur International Labour Organization
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Foto: Henrike Lehnguth
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AKTUELLES
AfD-Gesetzesentwurf zur Abschaffung von Gleichstellungsbeauftragten
Die AfD hat in Schleswig-Holstein einen Gesetzesentwurf zur Abschaffung der Gleichstellungsbeauftragten in den Gemeinden, Kreisen, Ämtern und Hochschulen vorgelegt. Die Partei begründet dies mit der Behauptung, dass „Gleichstellungsbeauftragte…nicht mehr zeitgemäß“ seien und „es keiner gesonderten gesetzlichen Regelungen mehr zur Gleichstellung von Frauen und Männern…bedarf“. Genauer belegt werden diese Aussagen nicht.
Dass Frauen-und Gleichstellungsbeauftragte jedoch nach wie vor eine wichtige Funktion für die im Grundgesetz gemäß Artikel 3 verankerte tatsächliche Durchsetzung von Gleichberechtigung innehaben, wird aber ja bereits bei der oberflächlichen Lektüre dieses Newsletters deutlich.
>> zum Gesetzesentwurf der AfD
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AKTUELLES
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(Tödliche) Gewalt gegen Frauen
Das Büro der Vereinten Nationen zur Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC ) hat im Juli 2019 eine Studie zu Tötungsdelikten (Homicide) weltweit veröffentlicht. Der Studie zufolge wurden im Jahr 2017 weltweit 87.000 Frauen getötet, mehr als die Hälfte davon (58 %) durch ihre Partner oder Familienangehörige. „Für Frauen“, so der Bericht, „bleibt das Zuhause der gefährlichste Ort.“ Die Täter sind, anders als bei Tötungsdelikten (Homicide) außerhalb von Partnerschaft und Familie, oft nicht vorbestraft.
Weltweit sind Männer für ca. 90% aller Tötungsdelikte (Homicide) verantwortlich. Gleichzeitig sind sie selbst in hohen Zahlen Opfer von tödlicher Gewalt. Im Jahr 2017 waren 81% aller Opfer von Tötungsdelikten (Homicide) Männer.
Dem UNODC-Bericht nach waren Im Jahr 2017 weit mehr Menschen (insgesamt 464,000) Opfer tödlicher Gewaltverbrechen (Homicide) als Opfer bewaffneter Konflikte (insgesamt 89.000) und terroristischer Gewalt (insgesamt 26.000).
>> zur Studie (zusammenfassend)
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Foto: UNODC
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AKTUELLES
26 Prozent weniger Rente für Frauen
Eine bisher unveröffentlichte Studie der Universität Mannheim und Tilburg University (Niederlande) hat den Gender Pension Gap, also die geschlechtsspezifische Rentenlücke, unter Berücksichtigung von 1,8 Millionen Arbeitsnehmer*innen im Zeitraum von 1993 bis 2014 untersucht. Demnach bekommen Frauen am Ende Ihrer Erwerbstätigkeit 26 Prozent weniger Rente als Männer. Im Schnitt erhalten Frauen, die mit 67 in Rente gehen, also 140 EUR weniger Rente im Monat. Laut Studie tut sich die Rentenschere ab dem Alter von 35 Jahren auf, wenn viele Frauen aufgrund von Kinderbetreuung ihre Arbeitszeit reduzieren und dadurch weniger Rentenpunkte sammeln.
>> mehr Infos
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LITERATUREMPFEHLUNG
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Foto: Henrike Lehnguth
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Gileads Nachlass
Von Henrike Lehnguth
Vor über 30 Jahren veröffentlichte die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood ihren Roman The Handmaid’s Tale (auf Deutsch: Der Report der Magd). Das Buch erzählt den dystopischen Alltag unter einem christlich-theokratischen Regime in den USA bzw. Teilregionen der ehemaligen USA, die sich nun Gilead nennen. In Gilead haben Männer das Sagen; Frauen sind auf Reproduktion und den häuslichen Bereich reduziert. Sie können lediglich eine von vier gesellschaftlichen Rollen ausfüllen: die Ehefrau eines wichtigen Mannes werden, Martha werden und sich um die Küche eines wichtigen Haushaltes kümmern, Handmaid werden und Kinder für einen wichtigen Haushalts bekommen (Stichwort: Vergewaltigung, unfreiwillige Schwangerschaft, erzwungene Adoption) oder Aunt (Tante) werden und den Gesamtbereich der Frauen und Mädchen managen bzw. Frauen und Mädchen (gewaltsam) in ihre Rollen zwingen. Welche Rolle welche Frau einnimmt, wird natürlich nicht von ihr selbst entschieden.
Das Buch ist aus der Perspektive von Offred (auf Deutsch Desfred) erzählt. Offred ist eine Handmaid und somit wie alle Handmaids keine eigenständige Person mit eigenständigem Namen, sondern lediglich eine Existenz in Beziehung zu dem Mann des Hauses, der in ihrem Fall „Fred“ heißt. Sie gehört Fred, sie ist „des Fred“. Durch die Augen Offreds haben die Leser*innen teil an den Ritualen Gileads und den (oft tödlichen) Repressalien eines frauenfeindlich-diktatorischen Regimes. Vor Gilead hatte Offred einen Namen. Sie war Bibliothekarin, verheiratet und Mutter eines Kindes. Nach dem Putsch durfte sie nicht mehr arbeiten, dann durfte sie kein eigenes Konto mehr haben. Sie versuchte mit ihrer Familie zu fliehen, scheiterte und wurde zu „Offred“ gemacht. Offreds Geschichte endet „mittendrin“ – sie wird in einem Kombi von dem Haus weggebracht. Ob sie in die Freiheit oder den Tod gefahren wird, bleibt offen.
Seit seiner Veröffentlichung 1985 ist das Buch, das 1986 für den Booker Prize nominiert wurde, in vielen Kreisen Gesprächsstoff – sei es in Literaturseminaren an Universitäten, Fachkongressen oder aber in der Kunst (z.B. als Grundlage einer im Jahr 2000 uraufgeführten Oper in Kopenhagen). Ein neues breites Interesse um das Buch ist mit der Verfilmung des Romans als Serie 2017 entstanden. Zuvor war das Buch bereits 1990 als Film adaptiert worden. Anders als ein 90- minütiger Spielfilm hat eine Serie aber mehr Raum, um Gilead in allen Facetten sichtbar werden zu lassen. Es ist also keine Überraschung, dass die Serie mit Elizabeth Moss als Offred (bekannt durch Mad Men) eine hohe Resonanz hervorruft, zumal Atwoods Dystopie im gegenwärtigen politischen Klima der USA (und anderswo) unbehaglich wirklichkeitsnahe scheint. Denn trotz Beschuldigungen zu sexualisierten Übergriffen haben dort (in den USA, aber auch anderswo) Männer hohe Regierungsposten inne, während gleichzeitig über die Todesstrafe bei Abtreibung diskutiert wird (in Texas).
Mittlerweile ist eine vierte Staffel der erfolgreichen Serie in Planung. Die Welt von Gilead gehört Atwood somit nicht mehr alleine, insbesondere da die Serie viele neue Erzählschwerpunkte setzt, die über den Fokus des Buchs und die Perspektive von Offred hinausgehen. Zuschauer*innen können die Hoffnung hegen, dass Offred wenigstens in der Serie den eisernen Klauen Gileads entkommen wird.
Vielleicht hat sich auch Atwood deshalb Gilead noch einmal erneut zugewandt und im September den Folgeroman herausgebracht. The Testaments (auf Deutsch Die Zeuginnen) setzt zeitlich ungefähr fünfzehn Jahre nach Offreds Erzählung an und nähert sich Gilead durch die Perspektive dreier Erzählerinnen. Eine Erzählerin ist die berüchtigte Aunt Lydia, die bereits im ersten Buch auftaucht und sich in der Serie (gespielt von Ann Dowd) durch ausgesprägte Skrupellosigkeit hervortut. Mit Aunt Lydia bekommen Leser*innen einen Einblick in die machiavellistische Machtspiele, die sie trotz der frauenfeindlichen Strukturen, perfekt beherrscht. Bei den zwei anderen Erzählerinnen handelt es sich einmal um eine junge Frau, die in Gilead aufwächst, sowie eine Sechzehnjährige, die im freien Kanada zu Hause ist. Auf Offred wird nicht genauer eingegangen, auch wenn das Buch Annahmen zulässt, dass es sich bei einer der am Rande erwähnten Figuren um Offred handeln könne.
Die drei Erzählperspektiven sind schlussendlich so angelegt, dass sie zum Ende des Buches zusammenlaufen. Das Buch ist spannend und auf jeden Fall eine Lektüre wert. An den 1985 veröffentlichten Vorgänger kommt es aber nicht heran. Vielleicht auch, weil dieser Gilead wie eine Zwiebel, Schicht für Schicht, ganz langsam entstehen lassen konnte. Das ist nicht mehr möglich, da Gilead durch Bücher, Diskussionen und die Serie bereits zu einer komplexen, wenn auch sehr widersprüchlichen Welt herangereift ist.
>> mehr Infos - Britannica
>> mehr Infos - Die Zeit
>> mehr Infos - Vanity Fair
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AUSSCHREIBUNGEN
DiGiTal finanziert künstlerische/ wissenschaftliche Projekte/ Stellen
Im Rahmen des Hochschulprogramms „DiGiTal - Digitalisierung: Gestaltung und Transformation“, gefördert im Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre (BCP), stehen Mittel zur Verfügung zum Anschub und Abschluss von Promotionsprojekten, Postdoc-Projekten und künstlerischen/ gestalterischen Projekten im Bereich der Digitalisierung. Als Zielgruppe angesprochen sind Wissenschaftlerinnen mit eigenen (geplanten) Qualifizierungs- und Forschungsprojekten sowie Künstlerinnen/Gestalterinnen mit eigenen (geplanten) künstlerischen Projekten.
Bewerbungsschluss: 11. November 2019
Bei Fragen und Rückmeldungen bitte direkt an den Kontakt: Frau Rodríguez Garzón (kontakt@digital.tu-berlin.de)
>> Weitere Information
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AKTIONEN
make it work! – Für einen Arbeitsplatz ohne sexuelle Diskriminierung, Belästigung und Gewalt!
Studien belegen, dass mindestens jede*r vierte Angestellte bereits sexuelle Gewalt, Belästigung und Diskriminierung an der Arbeitsstelle erlebt hat. Der Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) will mit dem Projekt „make it work!“ dagegen vorgehen.
Eines der vorrangigen Ziele ist es, Beschäftigte, Personalverantwortliche sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber für das Thema zu sensibilisieren. Zudem sollen lokale und bundesweite Netzwerke gegen sexuelle Diskriminierung, Belästigung oder Gewalt am Arbeitsplatz aufgebaut und erweitert werden.
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AKTIONEN
Instagram-Initiative gegen Catcalling
Die aus New York kommende Instagram-Initiative gegen Catcalling gibt es nun auch in einigen deutschen Städten. In Berlin macht der Instagram-Account „catcallsofberlin“ auf sexualisierte Belästigungen im öffentlichen Raum aufmerksam.
>> zum Artikel
>> zum Instagram-Account „Catcalls of Berlin“
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AKTIONEN
Aktion „Sicher Dir Hilfe!“ und „Wir brechen das Schweigen“
Laut Jahresbericht des Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen stieg die Zahl der Hilfesuchenden um 12 Prozent auf insgesamt 42.000 Beratungen. Anlass für eine Kontaktaufnahme ist in fast 60 Prozent der Fälle häusliche Gewalt.
Mit verschiedenen Aktionen ruft das Bundesweite Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen bundesweit zum Mitmachen auf. Neben der Aktion "Sicher Dir Hilfe!", welche dazu aufruft die Kontaktdaten des Hilfetelefons zu speichern und mit Bekannten zu teilen ist die aktuelle Aktion „Wir brechen das Schweigen“ anlässlich des Weltweiten Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2019 zu nennen. Mit der Mitmachaktion "Wir brechen das Schweigen" fordert das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" erneut alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ein Zeichen zu setzen.
>> mehr Infos
>> zum Jahresbericht 2018
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VERANSTALTUNGEN
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DiVAversity of Arts – better together
Diese Woche findet im Rahmen der Initiative DiVAversity of Arts am Donnerstag und Freitag (der 24. und 25. Oktober) am Einsteinufer 43-53 die Veranstaltung better together statt: vernetzen, feiern, weiterdenken - Strategien zur Gleichstellung in den Künsten.
Themen wie feministische Bildpolitik im Netz, Diversität las diskriminierungskritische Praxis, Hinweise zu Förderstrukturen für Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen und Fragen rund um den Impact Factor „Gender“ sind Teil des bunten Programms mit Vorträgen, Diskussionen und Workshops.
>> zum Programm
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VERANSTALTUNGEN
Artist Training for Professionals
Im Rahmen des Artist Training for Professionals findet am Berlin Career College am 21. bis 25. Oktober der Workshop MUSIC III – Inside Berlin's Music Sector statt. Der Workshop richtet sich an professionelle Musiker*innen im Exil. Workshop- bzw. Exkursionsinhalte sind: Musiklabels, Buchungsagenture, Musikboard Berlin und vieles mehr.
>> mehr Informationen
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PUBLIKATIONEN
Fit für die Künste – kostenlose Workshops für Studierende mit Fluchterfahrung
Die Universität der Künste Berlin bietet von September 2019 bis März 2020 kostenlose Workshops für Studierende und Studieninteressierte mit Fluchterfahrung an. Themen sind unter anderem: Study Skills, Fachsprachen, Interkulturelle Kompetenz. Darüber hinaus gibt es auch das Artist Training for Professionals (siehe separate Notiz)
>> mehr Infos
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VERANSTALTUNGEN
Wissenschaftliche Konferenz: Feministische Visionen vor/nach 1989
Am 29. bis 30. November 2019 veranstaltet das Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der HU Berlin eine wissenschaftliche Tagung zu dem Thema „Feministische Visionen vor/nach 1989 – Einmischen, Gestalten, Provozieren. 30 Jahre institutionalisierte Frauen- und Geschlechterforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin“.
Um Anmeldungen wird bis zum 11. November 2019 gebeten.
>> mehr Infos
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PUBLIKATIONEN
DiVAversity of Arts Publikation
Zusammen mit der DiVAversity of Arts Veranstaltung diese Woche (am 24. und 25. Oktober) am Einsteinufer wird die DiVAversity of Arts Publikation gelaunched. Die Publikation umfasst Artikel unterschiedlicher Autorinnen, Interviews mit Künstler*innen und Aktivist*innen sowie verschiedenste Bildmaterialien. Vieles wurde eigens für die Publikation angefertigt, so dass es sich bei der Publikation um einen wirklich originären, vielstimmigen und politischen Beitrag zu den Themen Gender, Vielfalt und Gleichberechtigung handelt.
Mehr Auskunft zur Publikation gibt Ihnen gerne das Büro der Frauenbeauftragten.
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PUBLIKATIONEN
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UdK Broschüre zu sexualisierter Diskriminierung und Gewalt
In den nächsten Wochen werden bestimmt auch Sie eine Kopie der Broschüre erhalten, denn nach unserem offiziellen Broschüren-Launch im Rahmen des DiVAversity Events am 24. und 25. Oktober plant das Büro der Frauenbeauftragten die Broschüre per Hauspost an alle Mitglieder (mit Postfach) zu versenden. Gerne schicken wir Ihnen auf Anfrage auch zusätzliche Exemplare zu. Darüber hinaus werden wir die Broschüre als Link auf der Webseite zugänglich machen. Künftig ist auch eine englische Version geplant.
Die Broschüre informiert zunächst, was unter sexualisierter Diskriminierung und Gewalt zu verstehen ist. Verdeutlich wird, dass es sich um geschlechtsbezogenes Verhalten handelt, das seitens der betroffenen Person als grenzüberschreitend und verletzend empfunden wird. Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt beginnt somit schon bei herabsetzenden geschlechtsbezogenen Kommentaren, Gesten und Blicken. Die Broschüre informiert Sie auch, was Sie als Betroffene oder aber als Kommiliton*in und Kolleg*in tun können und was Ihre Verantwortung bei Leitungsaufgaben und als Institution ist. Die Broschüre stellt am Ende auch eine Übersicht der wichtigsten Kontaktstellen in der UdK Berlin sowie wichtiger Kontakt- und Beratungsstellen außerhalb der UdK Berlin vor.
Unsere Hoffnung ist es, dass die Broschüre so zu einem konstruktiven und sicheren Studien- und Arbeitsklima für alle beitragen kann.
Eine Webversion ist in Kürze unter https://www.udk-berlin.de/universitaet/gleichstellungspolitik/ erhältlich.
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PUBLIKATIONEN
Info-Toolbox für Gleichstellungsbeaufragte
Das Projekt EFFORTI („Evaluation Framework for Promoting Gender Equality in Research and Innovation“) bietet Tools mit einer kompakten, praxistauglichen Aufbereitung des vorhandenen Forschungswissens zu Gleichstellungsmaßnahmen an.
>> Zur Toolbox
>> wissenschaftliche Zusammenfassung der Tools (EFFORTI)
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Professor*innen-Befragung zur Frauenförderung an Hochschulen
Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg Essen hat einen Report zur Frauenförderung und Gleichstellungspolitik an Hochschulen veröffentlicht. Die Studie untersucht, was Professor*innen über Genderfragen wissen und wie sie Gleichstellung in Forschung, Lehre und akademischer Selbstverwaltung umsetzen.
Wie die Ergebnisse des qualitativen Forschungsprojekts zeigen, werden Gleichstellungsziele von Professor*innen grundsätzlich befürwortet oder zumindest akzeptiert. Allerdings ist diese Zielvorgabe aus Sicht vieler Professor*innen widersprüchlich und unvereinbar mit der Norm der Bestenauswahl. Die Wissenschaft wird als eine „Kampfarena“ ständiger Bewährungsproben erlebt.
>> mehr Infos
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PUBLIKATIONEN
Broschüre zu Antifeminismus als Demokratiegefährdung
Die Handreichung „Antifeminismus als Demokratiegefährdung?! Gleichstellung in Zeiten von Rechtspopulismus“ soll Frauen- oder Gleichstellungsbeauftragten helfen, die Ziele und Vorgehensweisen von rechtspopulistischen Strömungen und Parteien einordnen zu können. Welche Strategien gibt es, mit antifeministischen Konfrontationen und Angriffen umzugehen?
In der Broschüre werden Interviews mit Verantwortlichen geführt, die über ihre Erfahrungen mit Rechtspopulisten in Stadtparlamenten, Land- oder Kreistagen berichten. Ein Kapitel beschäftigt sich ausführlich mit Geschlechterbildern und Familien- und Geschlechterpolitik von Rechtspopulist*innen, ein weiteres mit Frauen in der rechten Szene. Zudem gibt es einen ausführlichen Praxisteil.
>> zur Broschüre
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PUBLIKATIONEN
Transdisziplinäre Geschlechterstudien - Publikationen
Das Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der HU Berlin hat zwei aktualisierte Publikationen veröffentlicht, die zum Download bereitstehen.
>> Absolvent*innen-Publikation
>> ZTG-Publikation
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PUBLIKATIONEN
CEWS Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten
Die neunte Ausgabe des CEWS Hochschulranking ist veröffentlicht. Zielstellung des Ranking ist es, die Leistungen der Hochschulen bei der Gleichstellung von Frauen und Männern mit Hilfe quantitativer Indikatoren kontinuierlich und bundesweit zu vergleichen.
>> mehr Infos
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PUBLIKATIONEN
Neue Studie: Der Gender Pay Gap in den Köpfen
Das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn hat eine breit angelegte Studie vorgelegt, die die Gehaltserwartungen von weiblichen und männlichen Studierenden in Deutschland untersuchte.
Die Forscher*innen kommen zu dem Ergebnis, dass nicht nur die Gehälter eine große Kluft aufweisen. Die Kluft beginnt nicht erst im Job, sie beginnt schon davor in den Köpfen. Frauen verdienen gewissermaßen schon dann weniger, wenn sie noch gar nicht angefangen haben, zu arbeiten, denn sie rechnen mit weniger Einstiegsgehalt als ihre männlichen Kommilitonen. Dies gilt für alle Studienfächer.
Gefragt wurde auch nach den Gehaltserwartungen mit 40 und 55 Jahren. Mit dem Alter wird die dabei erwartete Lohnlücke größer – in ähnlichem Ausmaß, wie man es auch in der Wirklichkeit beobachtet. Über das ganze Leben betrachtet rechnen Studentinnen mit gut 22 Prozent weniger Einkommen als Studenten.
>> zur Studie
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PUBLIKATIONEN
Neues Buch: Frauen*rechte und Frauen*hass
Das Autor*innenkollektiv „Feministische Intervention" beschreibt und analysiert die Entwicklungen des rechten Antifeminismus in seinem Buch "Frauen*rechte und Frauen*hass" und stellt einen Feminismus dagegen, der die Fundamente der patriarchalen Ordnung hinterfragt.
>> weitere Infos
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IMPRESSUM
Verantwortlich: Universität der Künste Berlin - Frauenbeauftragte - Naile Tanış
Texte / Redaktion: Dr. Henrike Lehnguth, Kim Voss
Fotos: frauenbeauftragte Text: frauenbeauftragte@udk-berlin.de www.gleichstellungspolitik.udk-berlin.de www.facebook.com/genderanddiversityUDKBERLIN www.instagram.com/udkberlin_gender.diversity
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