Wintersemester 2016/17

Perspectives on Habitat: Spatial, temporal and economic strategies for housing projects (Seminar)

Prof. Dr. Nathalie Bredella

Blockveranstaltung
Hardenbergstr. 33, Raum 310
Einführung: Montag, den 24.10., 18.30 Uhr, HA33, Raum 336
weitere Termine: 12.11.2016, 10.12.2016 und 21.01.2016 (ganztägig)

Auf der Habitat III Konferenz der Vereinten Nationen in Quito, Ecuador wird derzeit eine "New Urban Agenda" diskutiert, die nach Kriterien der Gestaltung von urbanen und architektonischen Räumen fragt. In diesem Zusammenhang gewinnen auch Planungsmodelle an Bedeutung, die es erlauben, verschiedene Szenarien der Planung zu simulieren. Das Seminar nimmt diese Entwicklungen zum Ausgangspunkt, um zum einen existierende Planungsmodelle zu analysieren und zum anderen, über die Abhängigkeiten zwischen verschiedenen an der Planung und Realisierung beteiligten Akteuren zu reflektieren. Anhand virtueller wie konkreter Orte sollen Planungsszenarien erprobt und Strategien entwickelt werden, die ökonomische als auch räumliche Aspekte in ihrem zeitlichen Ablauf erfassen. Die methodischen Abläufe werden schließlich in Diagrammen skizziert. Des Weiteren werden die Potenziale und Grenzen einer auf Software basierten Planung kritisch hinterfragt. Das Seminar findet in Kooperation mit Matthias Nohn, Dozent für Stadtmanagement an der TU, Loeb Fellow an der Harvard GSD und Berater von UN-Habitat statt.
Bei Interesse wird um Anmeldung gebeten unter: n.bredella@udk-berlin.de

GamePlay: Virtuelle Planungswelten in Architektur (Seminar)

Prof. Dr. Nathalie Bredella

Freitags, 15.15–16.45 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 336
Beginn: 21.10.2016

Das Seminar widmet sich digitalen Visualisierungsstrategien, die Grenzen zwischen Architektur, Film und Computerspiel fließend werden lassen. Am Beispiel von Visualisierungen in Film, Architektur und Computerspiel soll untersucht werden, worin die Besonderheiten des transmedialen Zusammenspiels liegen. Hier stellen sich folgende Fragen: Wie gestaltet sich das Verhältnis von narrativen und räumlichen Strukturen sowie spielerischen Elementen? Welche Planungskulturen werden durch die Konstruktion fiktiver Welten ins Bild gesetzt? Welche Wissens- und Erfahrungsräume eröffnen Game Engines als Planungs- und Kommunikationsplattform und welche Rolle spielen die interdisziplinär erzeugten Räumlichkeiten für die jeweiligen Disziplinen? Anhand von Texten der Architektur, Medien- und Filmtheorie sowie von Case Studies werden Visualisierungstechniken, ihre technologischen Entwicklungen und Wirkungsweisen erörtert.

Biologie und Bauen: Mediale Praktiken und die Simulation »natürlicher Konstruktionen« (Seminar)

Prof. Dr. Nathalie Bredella

Einführung: 21.10., Hardenbergstraße 33, Raum 310, 16.30 Uhr
weitere Termine: 5.11.2016, 3.12. 2016, 13./14.01.2017 ganztägig (Räume werden noch bekannt gegeben)

Aus der Zusammenarbeit zwischen dem Architekten Frei Otto und dem Biologen Johann Gerhard Helmcke ging 1961 die an der TU Berlin gegründete Forschungsgruppe „Biologie und Bauen” und der interdisziplinäre DFG Sonderforschungsbereich 230 „Natürliche Konstruktionen – Leichtbau in Architektur und Natur” (1984-1995) der Universität Stuttgart und Tübingen hervor. Unter dem Stichwort der Bionik und Kybernetik wurden in den Forschungsprojekten natürliche und künstliche Objekte durch wissenschaftliche Beobachtung und technische Analyse begriffen und Erkenntnisse über ihre Strukturen und Verhaltensweisen in Gestaltungsprozesse übersetzt. Das Seminar widmet sich den Experimenten, die Frei Otto, inspiriert durch Helmckes Visualisierungs- und Meßtechniken, entwickelte und fokussiert den interdisziplinären Wissensaustausch, der für Ottos Forschungen an Bedeutung gewann sowie den Einsatz von Modellen, Zeichnungen, Instrumenten und Berechnungen. In dem Seminar werden wir auf den historischen Kontext und die programmatischen Schriften, die sich mit Strukturen von Gestaltungsprinzipien auseinander setzten, eingehen und die Rolle von Meß-und Visualisierungstechniken für das Entwerfen an konkreten Experimenten erproben. Das Seminar findet in Kooperation mit Dr. Arianna Borrelli (Wissensgeschichte TU Berlin) und Prof. Sven Pfeiffer (Lehrstuhl Digitales Entwerfens TU Berlin) statt.

»Power Geometry«: Geographischer Raum und soziale Machtgeflechte (Seminar)

Prof. Dr. Nathalie Bredella

Montags, 17.00–18.30 Uhr
Hardenbergstraße 33, Raum 336
Beginn: 24.10.2016

Mit dem Begriff der »power geometry« erfasst die Humangeografin Doreen Massey Machtbeziehungen von Globalisierungsprozessen, die in Raum-Zeit Konstellationen ihren Ausdruck finden. Das Seminar setzt sich mit Masseys Ansatz über den geographischen Raum auseinander und erörtert die Perspektive einer »Politik des Raumes« für die Analyse von Planungs- und Urbanisierungskonzepten. Ein besonderer Fokus wird auf die von Constantinos Doxiadis initiierten Delos Konferenzen, die in den 1960er/70er Jahren stattfanden, gesetzt. Im Rahmen eines transdisziplinären Austauschs zur Entwicklung und Planung von Großstädten und Siedlungen wurde im Rahmen der Konferenzen Themen wie Mobilität, Wohnen, Ressourcen diskutiert und das Zusammenspiel von globalen und lokalen Zusammenhängen analysiert. In dem Seminar werden wir untersuchen, inwieweit Masseys Konzept der »power geometry« es ermöglicht, sozialen Machtgefügen Sichtbarkeit zu verleihen sowie den Ordnungen und Hierarchien, die mitunter die Konzepte der Delos Konferenzen bestimmten. Auch wird es darum gehen, auf welche Weise die Abhängigkeiten zwischen lokalen Aktivitäten und globalen Aktionen in den Planungsmethoden konzipiert und visualisiert wurden.

Rey Chow Lesen (Lektürekurs)

Dr. Maja Figge

14-täglich, donnerstags, 14.00–18.00 Uhr
Grunewaldstr. 2-5, Raum 306
Beginn: 27.10.2016

Rey Chows Arbeiten bewegen sich zwischen Literatur-, Film- und Medienwissenschaft, Postkolonialer Theorie, Cultural und Gender Studies. Ihre theoretischen und textuellen Analysen – insbesondere zu Film und Literatur, aber zunehmend auch zu digitalen Medien – zeichnen sich durch eine dekonstruktive Vorgehensweise aus, die als entobjektivierend beschrieben werden kann: Sie untersuchen die diskursiven Begegnungen zwischen Moderne, Postkolonialität, Ethnizität und Sexualität: Es geht um Fragen der Sichtbarkeit und der „capture“ (Erfassung, Eroberung, Gefangennahme), um kulturelle Übersetzung und transkulturelle wie transmediale „entanglements“. Insbesondere das Chinesische Kino ist immer wieder Gegenstand ihrer Auseinandersetzung mit der Bedeutung von „China“ für westliche Wissensproduktion. In den vergangenen Jahren wird Rey Chow zunehmend auch in der deutschsprachigen Film- und Medienwissenschaft, aber auch im Bereich der Sound Studies rezipiert, einige ihrer Aufsätze wurden ins Deutsche übersetzt (vgl. Bergermann 2014). Im Seminar nähern wir uns Chows Denken durch die gemeinsame Lektüre und Diskussion einiger grundlegender Texte aus ihrem Werk unter Hinzuziehung von Filmbeispielen und Sekundärliteratur. Voraussetzung für die Teilnahme ist das Interesse an postkolonialer und poststrukturalistischer Theorie und die Bereitschaft zu intensiver und genauer Lektüre (auch auf Englisch). Die Texte werden zu Beginn des Semesters bereitgestellt.

Theorien des Entwerfens (Seminar)

Prof. Dr. Susanne Hauser

Donnerstags, 13.30–15.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 336
Beginn: 20.10.2016

In den letzten 15 Jahren haben sich die Publikationen zu Theorie und Praxis des Entwurfs und des Entwerfens vervielfacht. Das Seminar setzt sich mit den zentralen Fragestellungen und Thesen der aktuellen Forschungen auseinander.


Kunst- und Kulturwissenschaft/Theoriemodule Diplom, BA und MA Architektur, VK, Bildende Kunst

Naturkonzepte (Seminar)

Prof. Dr. Susanne Hauser

Donnerstags, 17.00–18.30 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 310
Beginn: 20.10.2016

Konzepte der Natur sind im Architekturdiskurs allgegenwärtig, gleich ob es um "Ökologie" oder "Nachhaltigkeit", um "natürliche Ressourcen" oder "nachwachsende Rohstoffe", um "naturnahe Gestaltung", "grüne Planung" oder um "Bionik" geht. Das Seminar unternimmt den Versuch, Konzepte, Ideologien und Praktiken zu klären, in denen sich Architektur auf "die Natur" bezieht.

Kunst- und Kulturwissenschaft/Theoriemodule Diplom, BA und MA Architektur, VK, Bildende Kunst, Studium Generale

Wildnis (Seminar)

Prof. Dr. Susanne Hauser

Donnerstags, 18.45–20.15 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 310

Auseinandersetzungen mit Wildnis sind unweigerlich Auseinandersetzungen mit den Rändern der Zivilisation und den Grenzen der Kultur. In allen Künsten ist Wildnis ein wiederkehrendes Thema. Das Seminar stellt ältere und aktuelle Positionen vor. Gäste werden über ihre eigenen Beiträge zum Thema berichten und diskutieren.

Studiengang Visuelle Kommunikation (VK), Architektur, Bachelor (BA) oder/und Master(MA) und Diplom ab 4. Semester, studiengangs- und fakultätsübergreifend, Gasthörer zugelassen

Hausforschung transdisziplinär. Kunstwissenschaftlich-ästhetische, kulturhistorisch-funktionale und holistisch-ökologische Aspekte populärer Bauformen (Seminar)

Dr. Lutz Hengst

Mittwochs, 17.15–18.45 Uhr
Hardenbergstraße 33, Raum 336 (sowie Exkursionen)
Beginn: 2. Vorlesungswoche

Ausgangsgegenstand des Seminars sind ausgewählte historische wie gegenwärtige Erscheinungsformen populärer bzw. privater Häuser einschließlich ihrer künstlerischen Erschließungen und Repräsentationen. Hausforschung bezeichnet ursprünglich einen Forschungszweig der Volkskunde bzw. Europäischen Ethnologie, der sich vornehmlich mit traditionellen Hausformen und -funktionen in ruralen Regionen befasst. Das Seminar wird Ansätze daraus zu einer Grundlage machen, dann aber konsequent nach dem ganzen Haus(oikos) weiterfragen, also etwa Wohn- und Repräsentationsverhältnisse mitsamt der Einbettung in regelrechte Hauslandschaften und -ökologien in den Blick nehmen. Parallel werden wesentliche ästhetische Referenzen und Qualitäten privaten Hausbaus bis in die Gegenwart betrachtet. Pointierte Anschlussfragen können dann etwa lauten: Warum erscheinen viele Einfamilienhausbezirke deutscher Vorstädte so trist (und warum wieder manchen nicht)? Tragen deren mediale Repräsentationen (in Kunst und Film) dazu bei? Werden Häuser durch Kunst/Künstlerisch-Ambitioniertes am (Privat-)Bau schöner oder nur die Kunst unschöner? Solche Fragen wissenschaftlich zu fundieren, erfordert u.a. eine Reflexion auf die Fragevoraussetzungen. Diese kann durch vielfältige Lektüren, von Albertis Theorem der ›Villegiatura‹ bis zu Irene Nierhaus’ Schriftenreihe ›wohnen+/-ausstellen‹, eröffnet und auch durch Exkursionen vor Ort inspiriert werden.

Max. 25 Teilnehmende! (Das Seminar ist zugleich offen für Studierende der Bereiche BA Architektur: Modul 12 und Modul 14; MA Architektur: Modul 3 und Modul 5; BA und MA Visuelle Kommunikation: Theorie, und für alle Studiengänge der Fakultäten 1 und 2.)

Visuelle Kultur – Eine wissenschaftliche Einführung (Seminar)

Prof. Dr. Kathrin Peters

Donnerstags, 15.00–18.00 Uhr
Grunewaldstr. 2-5, Raum 110 (Aula)
Beginn: 20.10.2016

 

Was wir sehen und wie wir etwas sehen, hat viele Bedingungen: Techniken machen etwas sichtbar (anderes nicht); Raumordnungen strukturieren Blicke; Institutionen rahmen Wahrnehmungen; Machtverhältnisse sind, wenn auch nicht immer offensichtlich, in Bildern wirksam; Zeichen zeigen mehr und anderes, als sie meinen. In diesem Einführungsseminar werden wir uns mit grundsätzlichen Texten zu Sichtbarkeit, Bildlichkeit und Medien beschäftigen sowie eigene Beobachtungen anstellen und kleine Analysen der gegenwärtigen visuellen Kultur verfassen.

Eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten ist Teil der Lehrveranstaltung. Pflichtveranstaltung im 1. und 2. Semester für Studierende der Visuellen Kommunikation.

 

Kolloquium (Peters)

Prof. Dr. Kathrin Peters

Mittwochs, 17.00–19.00 Uhr
Grunewaldstr. 2-5, Raum 311 (Seminarraum GWK)
Beginn: 26.10.2016

Das Kolloquium dient der Vorbereitung der BA- bzw. MA-Arbeit. Ihre Vorhaben und Themen werden gemeinsam besprochen. Der wissenschaftliche Teil Ihrer Abschlussarbeit steht im Vordergrund, wird aber im Verhältnis zu Ihrem gestalterisch-künstlerischen Projekt diskutiert. Wir besprechen Vorhaben und Themen, Recherche und Gliederung sowie Präsentationsformen.Der Besuch des Kolloquiums ist im Abschlussmodul VK obligatorisch. Wenn Sie die Arbeit bei einem/einer Kollegen/Kollegin schreiben, melden Sie sich bitte bei mir an.

Politik der Gestaltung (Seminar)

Prof. Dr. Kathrin Peters

Mittwochs, 15.00–17.00 Uhr
Grunewaldstr. 2-5, Raum 306
Beginn: 26.10.2016

Social Design, Critical Design – was heißt das eigentlich? Dass Gestaltung für sich beansprucht, an sozialen Prozessen und an Machtverteilungen mitzuwirken, ist keine neue Entwicklung. Seit der Kunstgewerbebewegung und dem Neuen Bauen lässt sie sich nachvollziehen; die Namen einiger vergangener Institutionen („Bauhaus“, „HfG Ulm“) stehen fast schon mythisch für das Anliegen ein, mit der Gestaltung von Häusern, Dingen, Zeichen oder Bildern neue Lebensformen zu entwerfen. Wir werden uns im Seminar genauer mit diesen Projekten beschäftigen und sie daraufhin befragen, wie das Verhältnis von Ästhetik und Politik jeweils konzipiert wurde und wird. Welche Utopien wurden entworfen und was sagen diese über die jeweilige Gegenwart aus? Wie werden danach fragen, wie Handlungsmacht von Gestaltung heute gedacht werden kann. Dazu gehört die gemeinsame Sichtung von Material und Textlektüre.

Medientherorien: Ästhetik, Technik, Wissen (Seminar)

Prof. Dr. Kathrin Peters

14-täglich, montags, 11.00–13.00 Uhr
Einsteinufer 43, Raum 203
Beginn: 17.10.2016

In diesem Lektüreseminar werden wir uns intensiv mit medienwissenschaftlichen Texten beschäftigen, die das Verhältnis von Ästhetik, Technik und Evidenzproduktion untersuchen.Das Lektüreseminar findet im Rahmen des Graduiertenkollegs „Das Wissen der Künste“ statt und richtet sich an DoktorandInnen, ist aber auch für theorieinteressierte Masterstudierende offen. Die Lektüreauswahl wird am Beginn gemeinsam festgelegt und steht im Zusammenhang mit der Ringvorlesung „FAKTEN SCHAFFEN. Von den Künsten und den Wissenschaften des Dokumentierens“ (montags, ab 7.11.). Bei regelmäßigem Besuch von Seminar und Ringvorlesung können 2 LPs erworben werden. Bitte bei mir anmelden.

Ästhetikkolloquium

Prof. Dr. Judith Siegmund, Prof. Dr. Kathrin Busch

unregelmäßig, montags, 15.30–17.30 Uhr
Termine: 7. 11., 21. 11., 5. 12., 9. 01. und  23.01.
Strasse des 17. Juni 118, Raum 207

Um persönliche Anmeldung wird gebeten unter: busch@udk-berlin.de

Politik- und Gesellschaftskonzeptionen und ihre ästhetischen Konsequenzen (Seminar)

Prof. Dr. Judith Siegmund

Freitags, 14.00–17.00 Uhr
Lietzenburger Str. 45, Raum 303
Beginn: 21.10.2016

Im Seminar sollen im kommenden Semester Theorien des Politischen und des Gesellschaftlichen einen Schwerpunkt bilden. Ihre Grundzüge werden wir uns jeweils anhand ausgewählter Textausschnitte vergegenwärtigen. Wir betrachten diese Texte unter dem Fokus der Konsequenz, die ihre Beschreibung des Gesellschaftlichen für die Rolle des Ästhetischen bedeutet. Hierbei ist es wichtig, nach einer möglichen Differenz zwischen dem Künstlerischen und dem Ästhetischen zu fragen. Im Hinblick auf zeitgenössische Praxen und Diskurse der Kunst und des Designs beschäftigt uns die Frage: Inwieweit gehen künstlerische Praxen auf in der Kultur einer Gesellschaft?
Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft zur vorbereitenden Lektüre. Wir lesen Texte von Andreas Reckwitz, Sophia Prinz/Hilmar Schäfer, Georg Simmel, Herbert Marcuse, Max Horkheimer/Theodor W. Adorno, Hannah Arendt, Walter Benjamin, Niklas Luhmann, Pierre Bourdieu, Jacques Ranciére und Isabell Lorey.

Formate des Social Design und der Partizipativen Kunst (Seminar)

Prof. Dr. Judith Siegmund

Freitags, 10.00–12.00 Uhr
Lietzenburger Str. 45, Raum 303
Achtung: am 21.10.16 Vorbesprechung der Termine zu den Exkursionen

Wo berührt der erweiterte Designbegriff des "Social Designs" den der "partizipativen Kunst"? Gibt es Überlappungen oder fallen die Formate gar ineinander? Was sind die Unterschiede? Nachdem wir im letzten Semester anhand der Theoriegeschichte unser Bewusstsein für die Begriffe Autonomie und Funktionalisierung geschärft haben, wollen wir im kommenden Semester die Fragestellung anhand der Auseinandersetzung mit praktischen Formaten weiterentwickeln. Geplant sind drei Exkursionen ins Berliner Umland - zu den Brandenburger Langzeitprojekten Landkunstleben Steinhöfel e.v., landmade. Kulturversorgungsraum, Strodehne Havelland und zu Kunstpflug e.V. Beitz im Fleming. Nach den Exkursionen wird die Diskussion dann anhand von weiteren Textarbeiten fortgesetzt. Im Mittelpunkt wird der Begriff der Gestaltung stehen.
Voraussetzung zur Teilnahme ist die Teilnahme an drei eintägigen Exkursionen und zur vorbereitenden Lektüre in der Textarbeit.

Fakultätsübergreifende Veranstaltungen

FOTOGRAFISCHE VERMESSUNG DES `ANDEREN`. Geschlechtliche Repräsentation zwischen Norm und Abweichung (Seminar)

Heide Barrenechea, Nine Budde

14-täglich, mittwochs, 11.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 004
Termine: 26.10., 9.11., 23.11., 7.12.2016 sowie 4.1., 18.1., 1.2. und 15.2.2017 

 

Die Lehrveranstaltung schließt an das Blockseminar Geschlechtliche Vermessung. Fotografische Repräsentationen des Weiblichen in historischen Bildprogrammen und aktuellen künstlerischen Praktiken (WS 2015/2016) an und führt die dort thematisierten Aspekte vertiefend fort bzw. ergänzt sie um verwandte Fragestellungen. Insofern wird nicht nur die Repräsentation von Weiblichkeit, sondern die Darstellung von Geschlecht als das ‚Andere‘ in den Blick genommen. Anders formuliert, wird die Kategorie ‚Gender‘ um die beiden Kategorien ‚Race‘ und ‚Class‘ ergänzt, um verschiedene Diskriminierungsparameter umfassend thematisieren zu können. Eine Annäherung an die Seminarthematik erfolgt durch die gemeinsame Lektüre sowie anhand von Referaten zu ausgewählten theoretischen und künstlerischen Positionen. Auf diese Weise soll aufgezeigt werden, wie Geschlecht in der Modefotografie inszeniert wird oder in wissenschaftlichen sowie alltagspraktischen Kontexten dargestellt wurde. Ferner gilt das Interesse der sozialdemokratischen Fotografie, der Darstellung queerer Identitäten, verschiedenen Konzepten von Mutterschaft sowie der Verschränkung von Geschlecht und kultureller Identität.Durch gemeinsame Museumsbesuche wird überdies der Frage nachgegen, wie Geschlecht vermittelt, dar- und ausgestellt wird. Neben der künstlerischen Reflexion und dem kuratorischen Umgang mit der Thematik soll also darüber nachgedacht werden, inwiefern das Thema Geschlecht eine Herausforderung für die (Kunst-)Pädagogik darstellt. Die beiden Dozentinnen verstehen sich als wissenschaftlich-künstlerisches Tandem. Damit ist eine Multiperspektivität bereits personell angelegt, welche der Komplexität der Seminarthematik Rechnung trägt.

 

100 Jahre "Fountain" und andere Dinge, die bereits gemacht wurden. (Seminar)

Akiko Henriette Bernhöft

Dienstags, 12.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 18.10.2016

Achtung: Alle TeilnehmerInnenplätze sind bereits vergeben! Es sind nur noch Wartelistenplätze verfügbar.

 Marcel Duchamp äußerte einst: „Diese Geschichte, dass ich einflussreich gewesen sei, ist sehr stark übertrieben. [...] Wie dem auch sei, es ist möglich, dass jetzt alle diese Dinge, die ich schuf und die vor mir nicht da waren, für diese jungen Leute zu einer Hilfsquelle wurden, um auf eigenen Füßen einen neuen Schritt anzufangen – was ich mit Vergnügen akzeptiere. Aber all das hat nichts mit mir zu tun, wahrhaftig.” (Duchamp. Ready Made, hrsg. von Stauffer, Zürich 1973, S. 66)2017 feiert das Ready-made „Fountain” von Marcel Duchamp sein 100jähriges Jubiläum. Zeit, um Bilanz zu ziehen und dem Einfluss dieses Werks auf die Spur zu gehen. Mit seiner Ausstellungseinreichung unter dem falschen Namen „R. Mutt” erschütterte Duchamp fest geglaubte Kriterien des Kunstwerks, wie Originalität und Autorschaft des Künstlers. „Fountain” trennte die physische Ausführung des Kunstwerks von seiner Idee und eröffnete eine Reihe von Fragen, die Kunstgeschichte schrieben und bis heute relevant sind. Das Seminar verfolgt ausgewählte Aspekte des Ready-mades und setzt sie in Dialog mit anderen künstlerischen Strategien des 20. und 21. Jahrhunderts. So werden Fragen zum Objektbegriff (Hammons), zu Formen von Autorschaft (Kippenberger, Feldmann), künstlerischem Selbstverständnis (Ulrichs) und zu verschiedenen Konzepten der Aneignung von Alltagsobjekten und Situationen (Spoerri, Filliou, Floyer) von Medienbildern (Prince, Dumas) und von Werken anderer Künstler_innen (Sturtevant) vorgestellt. Es werden unterschiedliche Arten der Auseinandersetzung mit Duchamp sichtbar, die intellektuell (Huws), spielerisch-ironisierend (Manzoni, Fischli/Weiss) oder kritisch-dekonstruierend (Durham) angelegt sind und dabei Bedingungen sowie Widersprüche des Kunstbetriebs künstlerisch offenlegen.Zugespitzt formuliert werden wir uns der Frage widmen, ob das Ready-made als reine Anti-Kunst-Geste zu verstehen ist und damit den Gipfel an Negativität, Ironie und Polemik markiert oder/und ob „Fountain” vielmehr als Beschleuniger neuer Formen künstlerischen Ausdrucks zu verstehen ist.

Das Seminar ist mit einer Exkursion nach Bremen vom 26.–27. November 2016 und einem Blocktag in Berlin am 10. Dezember 2016 von 11–18 Uhr verbunden. Dafür werden reguläre Dienstagssitzungen ausfallen. Die Teilnahme an der Exkursion und am Blocktag ist verpflichtend.

 Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 14 beschränkt.
Bitte melden Sie sich per Mail unter a.bernhoeft@udk-berlin.de und Sie erhalten den detaillierten Seminarplan. Gast- und Nebenhörer können nur dann teilnehmen, wenn noch reguläre TeilnehmerInnenplätze verfügbar sind.

Einführung in die Kunstdidaktik (Seminar)

Prof. Dr. Ana Dimke

Dienstags, 10.00–12.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 004
Beginn: 18.10.2016

Überblicksveranstaltung zu fachprägenden, kunstpädagogischen Positionen aus Geschichte und Gegenwart. Theoretische, didaktische Grundlagen werden praktisch gewendet und auf ihre Umsetzbarkeit und Anwendbarkeit im Kunstunterricht hin überprüft.

Doktorandencolloquium (Düllo, Fürlus)

 Prof. Dr. Thomas Düllo, Dr. Eckhard Fürlus

vierwöchentlich, mittwochs, 18.00–20.00 Uhr
Beginn: 26.10.2016

Um den Promovierenden ein Gesprächsforum zu bieten, werden Professor Dr. Thomas Düllo und Dr. Eckehard Fürlus während des Wintersemesters 2016/2017 einmal im Monat ein Doktorandenseminar durchführen.

Die Teilnehmerliste ist bereits festgelegt. Keine weiteren Anmeldungen möglich.

Spur, Spurenlesen, Gespür (Seminar)

Prof. Dr. Thomas Düllo, Prof. Dr. Maren Hartmann

Freitags, 10.15–14.15 Uhr
Mierendorffstr. 30, Raum 108
Beginn: 21.10.2016

RETTE WER KANN DAS LEBEN: VON GODARD ZUM "UNSICHTBAREN KOMITEE" (Seminar)

Prof. Dr. Alexander Düttmann

Mittwochs, 16.00–18.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 26.10.2016

“Das Leben lebt nicht mehr” lautet ein Motto, das Theodor W. Adorno einem Teil seiner Minima Moralia vorangestellt hat. Wie kann das Leben wieder leben? Kann man zwischen einem Leben, das nicht mehr lebt oder das wieder lebt, und der Kunst einen Zusammenhang herstellen? Diese Fragen sollen in diesem Seminar aufgeworfen werden – unter Berücksichtigung des Films "Sauve qui peut la vie" von Jean-Luc Godard, der Vorlesung "Wie zusammen leben" von Roland Barthes, den Büchern "Der kommende Aufstand" und "An unsere Freunde des “Unsichtbaren Kommités”" sowie kleineren Schriften von Giorgio Agamben, Gilles Deleuze, Jacques Derrida und Michel Foucault.

WAS IST SCHÖNHEIT? PLATO, ALAIN BADIOU, THOMAS MANN (Seminar)

Prof. Dr. Alexander Düttmann

Mittwochs, 18.00–20.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 26.10.2016

Seminar für Anfänger und Fortgeschrittene.
In diesem Seminar werden wir uns zunächst mit Platos "Phaidros" beschäftigen, dann mit Badious Überlegungen zur Schönheit in seinen "Logiken der Welten", Thomas Manns Erzählung “Der Tod in Venedig”, Luchino Viscontis Film "Morte a Venezia", Benjamin Brittens Oper "Death in Venice", Gilbert Adairs Pastiche "Love and Death in Long Island", Alexander Nehamas’ "Only a Promise of Happiness: The Place of Beauty in a World of Art" und Philip Kitchers "Deaths in Venice: The Cases of Gustav von Aschenbach". 

WALTER BENJAMIN: THESEN ÜBER DIE GESCHICHTE (Seminar)

Prof. Dr. Alexander Düttmann

Donnerstags, 10.00–12.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 27.10.2016

Die Beschäftigung mit Benjamins Werk, vor zwei Semestern begonnen, wird mit diesem Leküreseminar fortgesetzt.

JACQUES DERRIDA: GRAMMATOLOGIE (Seminar)

Prof. Dr. Alexander Düttmann, Prof. Dr. Hans-Christian von Herrmann (TU Berlin)

Donnerstags, 12.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 27.10.2016

Die „Wissenschaft von der Schrift - die Grammatologie“, die Jacques Derrida in seinem 1967 erschienenen Buch entworfen hat, bricht zugleich mit dem herkömmlichen Verständnis von Wissenschaftlichkeit. Die „unaufhaltsam kommende Welt“, der es sich verpflichtet fühlt, kündigt sich an in der Erschütterung der „Werte von Zeichen, gesprochenem Wort und Schrift“, wie sie die lange Geschichte der europäischen Wissenschaft getragen haben. Aus dem Abstand eines halben Jahrhunderts wird sich das Seminar Derridas epochalem Werk auf dem Weg einer gründlichen Lektüre zuwenden, um es daraufhin zu befragen, inwieweit das, was damals als Vorgriff auf die Zukunft geschrieben wurde, mit unserer Gegenwart korrespondiert. 

Terminus und Thanatos als philosophische Wegmarken (Seminar)

Dr. Eckhard Fürlus

Donnerstags, 10.00–12.00 Uhr
Grunewaldstr. 2-5, Raum 311
Beginn: 20.10.2016

"Mitten wyr ym Leben sind mit dem tod vmbfangen."
Martin Luther

Für unser Denken ist der Tod ein irritierendes und inspirierendes Faktum. Schopenhauer nennt ihn einen Wegweiser der Philosophie. Im Akt des Sterbens ist der Tod ein Übergang aus dem Leben in einen Zustand nach dem Leben. Seine Betrachtung im Sinne eines Zustands gehört in das Gebiet der Mythologie, der Religion und der Metaphysik. Der tanzende Tod ist der Tod in den Zeiten der Pest, der die Ängste der Menschen vor dem schwarzen Tod offenbar werden lässt „wie ihre panisch-inbrünstige Bereitschaft, noch Buße zu tun, solange es Zeit ist.“ (Gert Kaiser).Das Seminar thematisiert, wie Sterben und Tod in bildender Kunst, Literatur, Musik und Film dargestellt werden, und diskutiert die soziokulturellen Zusammenhänge. Stationen sind u. a. Johannes von Tepl, Ackermann aus Böhmen (um 1400); Anon. / St. Marien, Berlin, Totentanzfresko (1484); Vittore Carpaccio, Die Grabbereitung Christi (um 1505); Hans Holbein d. J., Bilder des Todes (1538); Johann Sebastian Bach, Komm süßer Tod BWV 478 (1736); Franz Schubert, Die Winterreise (1827); Alfred Rethel, Totentanz (1848); Arnold Böcklin, Die Toteninsel (1880-1884); Paul Hindemith, Des Todes Tod (1922); Josef Hader, Komm süßer Tod (1998).

The Portrait of the Artist as... (Seminar)

Dr. Fiona McGovern

Donnerstags, 12.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 151
Beginn: 20.10.2016

Beim Selbstporträt handelt es sich zwar um einen uralten Topos der Kunstgeschichte, doch haben sich Strategien der künstlerischen Selbstinszenierung im Verlauf der letzten sechzig Jahre entscheidend gewandelt. Grund hierfür sind zum einen die veränderten Strukturen der Kunstwelt und die damit verbundenen Begehren, die ans Künstlersubjekt herangetragen werden, der gegenwärtige Starkult, die zunehmende Dominanz der Mediengesellschaft, die vorangeschrittenen technologischen Entwicklungen sowie Einführung neuer Medien und sozialer Netzwerke. Andy Warhol trieb bereits ab Mitte der 1960er Jahre seine Selbststilisierung und -vermarktung als Künstler von seinem markanten Erscheinungsbild bis hin zur radikalen Aneignung professioneller medialer Produktionsmechanismen zum Äußersten. So war er als Ergänzung des 1969 gegründeten Magazins Interview, ab 1979 als Produzent von Fernsehprogrammen wie „Fashion” und „Andy Warhols T.V.” tätig, die von unterschiedlichen Sendern in den USA ausgestrahlt wurden. Im selben Jahr sah sich Rosalind Krauss dazu veranlasst, bezüglich der damals noch jungen Videokunst von Narzissmus zu sprechen. Porträtierten sich Künstler*innen gerade in den Anfängen hierin doch oft vor allem selbst. Heute scheint es nicht nur legitim, sondern geradezu notwendig geworden zu sein, dass Künstler*innen – Amalia Ulman ist hierfür ein Paradebeispiel – mit Selfies und Performances auf Instagram und vergleichbaren sozialen Medien derartige Formen Selbstinszenierung zum Zentrum ihrer künstlerischen Praxis machen.Anhand Beispielen wie diesen und entsprechenden theoretischen Ausführungen soll im Verlauf des Seminars diskutiert werden, inwiefern sich formale Aspekte und Ästhetik der künstlerischen Selbstdarstellung von den 1960er Jahren bis heute gewandelt haben. Gekoppelt werden soll dies an die Frage danach, inwiefern sich das künstlerische Selbstverständnis als solches verändert hat. Inwieweit reflektieren Künstler*innen die Selbstvermarktungsmechanismen der zeitgenössischen Mediengesellschaft und andere gesellschaftspolitische Konstellationen oder stellen eine kritische Auseinandersetzung hiermit dar? Referieren sie dabei tradierte Vorstellungen von Race, Class und Gender oder brechen gezielt mit diesen? Gerade die letzte Frage wird etwa besonders in Bezug auf Cindy Shermans fotografische Selbstinszenierungen virulent, in denen sie sich u.a. als Busfahrerin mit Blackface zeigt.

Designtheorie (Seminar)

Nadine Hartmann

Donnerstags, 10.00–13.00 Uhr
Strasse des 17. Juni 118, Raum 207
Beginn: 20.10.2016

Prothesen heißen traditionellerweise fehlende Gliedmaßen ersetzende Konstruktionen, somit Erweiterungen des Leibes. Solche optimal angepassten oder gar einverleibten technische Apparaturen zwingen uns zum einen, den Instrumentengebrauch des Menschen, aber auch die angebliche Natürlichkeit des nackten menschlichen Körpers neu zu bedenken, zum anderen aber auch das transhumanistische Versprechen der Prothese kritisch zu reflektieren. An der Prothese lassen sich die anthropologischen Voraussetzungen der Unterscheidung von Materialität bzw. Immaterialität und Künstlichkeit und Natürlichkeit aufzeigen. In nahezu jeder Technik, jedem Medium lässt sich – wie Marshall McLuhan dies zur Grundlage seiner Theorie machte – etwas Prothesenhaftes erkennen, insofern es den Verweis auf den menschlichen Sinnesapparat als Index mit sich führt. In der für das Design bestimmenden Vorstellung der Schnittstelle und ihrer Anpassung an den Nutzer lockt zudem immer das Paradigma der für die Prothese entscheidenden körperlichen Integration.Der Kurs widmet sich nicht den vielfach unversöhnlich gegeneinander stehenden kulturpessimistischen und utopischen Positionen, sondern versucht, aus designtheoretischer Perspektive, die Modellfunktion der Prothese für die stets neu zu verhandelnde Grenze zwischen Ding und Mensch auszuloten.

Rezeption und Aneignung (Seminar)

Prof. Dr. Maren Hartmann, Prof. Dr. Michael Häfner

Mittwochs, 12.15–14:15 Uhr
Mierendorffstr. 30, Raum 402
Beginn: 19.10.2016

Dieses Seminar dient einer Einführung in die sozialwissenschaftlich-empirisch orientierte Forschung im Spannungsfeld Emotionen-Embodiment-Mobilität.

DRAMATURGIE FIKTIONALER FILME (Seminar)

Christine Lang

14-täglich, freitags, 10.00–14.00 Uhr
Grunewaldstr. 2-5, Raum 123
Beginn: 28.10.2016

In diesem Seminar werden die Grundlagen der Filmdramaturgie vermittelt, das "ästhetische Sehen" und die dramaturgische Analyse eingeübt. Die meisten, eher auf eine erfolgreiche Anwendbarkeit orientierten Drehtbuchratgeber beziehen sich ausschließlich auf die explizite Dramaturgie, also auf die Strukturen des Handlungsgeschehens einer Geschichte. Sie berücksichtigen aber zu wenig die implizite Dramaturgie, die in die einzelnen ästhetischen Elemente hineinwirkt, und die zur Gesamtwirkung und Bedeutung eines Films wesentlich beiträgt. In dem Seminar wird ein Überblick über die diversen dramaturgischen Strukturmodelle gegeben. Die unterschiedlichen Modelle werden anhand von konkreten Filmbeispielen dargelegt und kritisch diskutiert. Dabei soll der Blick für dramaturgische Funktionen geschult werden und es soll erlernt werden, subjektive Interpretation von Analyse zu unterscheiden, also darauf zu fokussieren, welche Bedeutungen wie hergestellt werden. Ziel des Seminars ist, das praxisbasierte Wesen der Dramaturgie als Theorie für die Filmanalyse, als auch Dramaturgie-Theorie für die eigene filmische Praxis nutzbar zu machen.Die Filme werden exemplarisch und divers ausgewählt, so dass über das Semester ein breites Spektrum dramaturgischer Modelle abgedeckt werden kann. Dieses reicht von dramaturgisch geschlossenen (z. B. John-Ford-Western) bis zu offenen und seriellen Formen (z. B. Mulholland Drive, Weerasetakhul, Fargo...). Die konkrete Auswahl der Filme soll zu Beginn des Seminars gemeinsam getroffen werden.

Besprechnung kunstwissenschaftlicher Arbeitsvorhaben (Colloquium)

Prof. Dr. Karlheinz Lüdeking

Dienstags, 14.00–15.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 149 (Dozentenraum Dr. Lüdeking)
Beginn: 18.10.2016

"Behendigkeit". Körper, Hand und Werkzeug zwischen Mittelalter und Moderne (Vorlesung)

Prof. Dr. Wolf-Dietrich Löhr

Donnerstags, 16.00–18.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 151
Beginn: 20.10.2016

Aristoteles nannte sie das »Werkzeug der Werkzeuge« und bis heute bewundert man die Hand als privilegiertes Werkzeug der zivilisatorischen Operation des Menschen in Auseinandersetzung mit der materiellen Welt. Sensibilität, Präzision, Geschicklichkeit und Kraft, die als Summe die herausragende Rolle und Funktionalität der Hand bestimmen, interagieren in besonderer Weise bei der künstlerischen Arbeit, die mit der Hand als ihrem Emblem zu einem Inbegriff menschlicher Gestaltungskraft geworden ist.Zugleich ist die Hand – im Gegensatz zum Intellekt, der lange als immateriell und unkörperlich begriffenen wurde, – mit der Schwere des Materials und des Leibes belastet, denen sie als Agens der Transformierung und wichtigster Sensor des Tastsinns unmittelbar zugeordnet ist. Zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit werden daher die Rolle der Hand und der Wert ihrer künstlerischen Interventionen in Theologie, Medizin, Kunsttheorie und -praxis kontrovers diskutiert. Die Vorlesung möchte diese Aushandlungen mit exemplarischen Fallstudien verfolgen; sie führen von den christlichen Thematiken der Hand Gottes in der Schöpfung, der Kritik am menschlichen Machwerk und der Aufwertung menschlicher Arbeit im Hochmittelalter über das Verständnis für Anatomie, Körpertechnik und Training in der Frühen Neuzeit und die Theoretisierung von Linien- und Pinselführung zur geschlechtlichen Wahrnehmung der Hände und schließlich zum Bild der Hand als Selbstporträt, zum Fingerabdruck und zur »Enthauptung« der Hand in der Moderne.

Linienliteratur. Strategien graphischen Erzählens im Comic (Seminar)

Prof. Dr. Wolf- Dietrich Löhr

Dienstags, 12.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 151
Beginn: 18.10.2016

Comics haben in den letzten drei Jahrzehnten eine enorme Aufwertung erfahren. Seit Art Spiegelmans »Maus« 1992 den Pulitzer-Preis gewann und »Watchmen« auf der Liste der 100 besten Romane des Time-Magazine geführt wird (2005), wurden sie, oft unter dem Stichwort »Graphic Novel«, der etablierten Literatur angenähert und rückten nicht nur ins Bewusstsein der Feuilletons und des Buchmarkts, sondern zunehmend auch ins Blickfeld der Soziologie, Semiotik, Literatur- und Kunstwissenschaft. Die unendlich variationsfähige Spannung von Text und Bild auf dem Blattgrund wollte allerdings schon Rodolphe Töpffer 1837 als »Romane« eigenen Rechts, als »druckgraphische Literatur« verstanden wissen.Das Seminar möchte die Geschichte und Verfahren des hybriden Mediums an wenigen ausgewählten Fallstudien untersuchen, die von den Sonntagsbeilagen und frühen Erfolgsserien (Yellow Kid, Little Nemo), über die exotischen Welten der Zwischenkriegszeit (Tarzan, Terry and the Pirates), die Experimente der 1960er und 1970er Jahre (Hugo Pratt, Moebius), die postmodernen Revitalisierungen der Superhelden (Frank Miller, Alan Moore) bis zu den großen Erzählungen seit den 80er Jahren (Art Spiegelman, Osamu Tezuka, David B., Satrapi, Charles Burns) und den selbstreflexiven Werken neuerer Zeit (Seth, Chris Ware, Daniel Clowes) führen. Im Vordergrund stehen dabei neben den Produktionsbedingungen zwischen Skript, Zeichnung und Massenmedium besonders die visuellen Möglichkeiten von Linie, Flächen und Raum, von Kompression und Streckung, Iteration, Anähnlichung und Spiegelung, die in Text und Bild mit der Fantasie der RezipientInnen interagieren.Zur aktiven Teilnahme gehört für alle TeilnehmerInnen die verbindliche Übernahme entweder eines Kurzreferats (15 min., mit Handout – besonders für diejenigen, die eine Hausarbeit schreiben wollen) oder der Moderation eines Referats.

Medialität der Zeichnung (Seminar)

Dr. Ulrich Richtmeyer

14-täglich, montags, 14.00–18.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 004
Termine: 31.10./ 14.11./ 28.11./ 11.12./ 2.1./ 16.1./ 31.1.17

Die Zeichnung war lange ein rein kunsthistorischer Untersuchungsgegenstand und ihre Theorie entsprechend disziplinär gefasst. Gleichwohl waren es in jüngerer Zeit aber vor allem Kunsthistoriker, die das Verständnis der Zeichnung gegenüber Wissenschaftsgeschichte, Philosophie, Medienwissenschaft, Kulturtechnikforschung oder Entwurfsforschung geöffnet haben. Aus Büchern wie: Randgänge der Zeichnung (2007); Öffnungen: zur Theorieund Geschichte der Zeichnung (2009); Räume der Zeichnung (2007);oder Mit dem Auge denken. Strategien der Sichtbarmachung in wissenschaftlichen und virtuellen Welten (2001), sind zahlreiche Impulse für eine interdisziplinäre Adressierung der Zeichnung hervorgegangen, die den Blick auf die vielfältigen Verwendungsweisen dieses graphisch operierenden Mediums öffnen, das immer schon von Konventionen gerahmt wurde und diese zugleich wirksam subvertiert. Als Illustration, technische Zeichnung oder Diagramm, als Mindmap oder Gekritzel, als Raster oder Projektionsplan, als Comic oder Animation und immer wieder als beiläufige, flüchtige, vorausgreifende Skizze für andere Repräsentationen, weist die Zeichnung ein breites Funktionsspektrum auf, das einzelne disziplinäre Interessen übersteigt. In medientheoretischer Perspektive soll dabei vor allem nach den epistemischen, heuristischen, ästhetischen und philosophischen Qualitäten gefragt werden, die zum medialen Eigensinn der Zeichnung beitragen.

Anmeldung per mail erbeten unter: uli.richtmeyer@uni-potsdam.de

Game Maker und Play Engines: Transdiziplinäre Praktiken in Film, Architektur und Computerspiel bei der Gestaltung von VR- und AR-Environments (Seminar)

Alexander Peterhänsel

Freitags, 16.45–17.45 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 336
Beginn: 28.10.2016
Der erste Termin findet am 21.10.16 ausnahmesweise um 15.00 Uhr statt.

Das Seminar widmet sich aktuellsten digitalen Visualisierungsstrategien, die Grenzen zwischen Film, Architktur und Computerspiel fließend werden lassen. Am Beispiel von Film-, Architektur- und Computerspielprojekten soll untersucht werden, worin die Besonderheiten des transmedialen Zusammenspiels bei der Erzeugung immersiver Erfahrungsräume liegen. Hier stellen sich folgende Fragen: Welche Wissens- und Erfahrungsräume eröffnen Game Engines als Planungs- und Kommunikationsplattform und welche Rolle spielen die interdisziplinär erzeugten Räumlichkeiten für die jeweiligen Disziplinen? Wie gestaltet sich das Verhältnis von narrativen und räumlichen Strukturen sowie spielerischen Elementen? Welche Rolle spielt artifizielle Intelligenz im Gestaltungsprozess? Anhand von Case Studies aus Architektur, Film und Gaming werden aktuelle Visualisierungstechniken, ihre technologischen Entwicklungen und Wirkungsweisen erörtert.

Das Seminar richtet sich an Studierende der Studiengänge Visuelle Kommunikation, Kunst und Medien, Architektur, Studium Generale und ist offen für Gäste.Für Interessierte an interdisziplinärem, forschenden Arbeiten geeignet.

Albrecht Dürer: Künstler, Werk, Appropriation (Seminar)

Antonia Putzger

Dienstags, 10.00–12.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 18.10.2016

Als Künstler am Übergang vom späten Mittelalter zur Frühen Neuzeit kann Albrecht Dürer einerseits als exemplarisch für die gestalterischen Aufgaben und unternehmerischen Projekte der Künstler seiner Zeit betrachtet werden. Andererseits stellt er aufgrund seiner Vielfältigkeit, seines Erfolgs und seines immensen Nachruhms auch einen Sonderfall dar. Ziel des Seminars ist es, Facetten seines umfangreichen Schaffens in den Blick zu nehmen, seine künstlerische und unternehmerische Entwicklung in der Malerei und Druckgraphik anhand von ausgewählten Objekten nachzuvollziehen und ausschnitthaft seine Appropriation durch andere zu untersuchen. Geplant sind Exkursionen in die Gemäldegalerie und in das Kupferstichkabinett.

Biopolitische Verschränkungsfiguren: Die Regierung des Lebens in Architekturen und Künsten (Seminar)

Dennis Pohl, Georg Dickmann

Donnerstags, 12.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 110

Die Diskussionen um die Machbarkeit des Menschen sind in den Natur- und Geisteswissenschaften relevanter als je zuvor. Dass Körper, Subjekte und Räume beschleunigt, prothetisch optimiert und transformiert werden ist eine prominente These, auf die das Seminar antwortet.Die Fragen die sich daraus ergeben tangieren das Verhältnis von Leben und Regierbarkeit durch Techniken, Praktiken und Dispositive. In Frage gestellt wird dabei die Autonomie des Subjekts und der epistemische Status des Menschlichen. Wie sind Körper von Machtfeldern durchzogen? In welchem Verhältnis steht der individuelle Körper zum kollektiven Bevölkerungskörper? Wie wird das Verhältnis von Leben und Politik in den Künsten verhandelt, diskursiviert und erweitert? Im Seminar "Biopolitische Verschränkungsfiguren: Die Regierung des Lebens in Architekturen und Künsten", geht es einerseits um historische Auseinandersetzungen mit dem Begriff der Biopolitik und andererseits seinen Verschränkungen zu Figurationen aus der Architektur, Fiktion und Film. Somit werden  mit der Begriffsgenalogie der Biopolitik von Canghuilhem, Foucault über Agamben und Deleuze bis Preciado, Figurationen aus den Künsten wie Frankensteins Monster, Benthams Panopticon, Zombies, homo sacer als "lebender Toter" bis hin zu pharmakologischen Substanzen der Science-Fiction-Literatur, mit theoretischen Positionen konterkariert.Dabei soll gezeigt werden, dass das Verhältnis von Theorie und künstlerischer Fiktion nicht einseitig gerichtet ist, insofern dass Theorie künstlerische Fiktion nur für sich vereinnahmt, um etwas vorher theoretisiertes zu illustrieren; sondern, dass die Fiktionen der Künste selbst biopolitische Denkfiguren entwickeln. Kurz: Wir werden versuchen das Theoriewerden von Fiktionen und das Fiktionwerden von Theorie anhand der ausgewählten Text-, Film- und Architekturbeispiele zu erarbeiten.

Widerstand: Kunst und Theorie (Seminar)

Marcus, Quent

Dienstags, 14.00–16.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 18.10.2016

Die Rolle, die Kunst in der Theoriebildung der vergangenen Jahrzehnte spielte, ist kaum zu überschätzen. Ob als theoretischer Begriff, der eigenen Gesetzen folgt, oder in Form von Auseinandersetzungen mit bestimmten künstlerischen Verfahren – die Höhenflüge der Theorie gingen mit einem erstarkten Interesse für Kunst einher. In den seltensten Fällen hatten die betreffenden Autoren dabei allerdings eine Theorie der Kunst im Sinn. Vielmehr fanden sie in der Kunst Materialien oder Werkzeuge vor, die mit den Umwälzungen des Denkens kommunizierten; von Interesse waren Kunst und ästhetische Praktiken, da sie Modelle für neue Denk- und Verhaltensweisen lieferten. So kann man beispielsweise nachverfolgen, wie bei den prägenden Philosophen des 20. Jahrhunderts Kunst die Entwicklung von Ideen und Begriffen vorantreibt. Ein starker, affektgeladener Bezug zur Kunst tritt in der Theorie gerade dort in den Vordergrund, wo es um ein Moment der Unterbrechung und Überschreitung der gesellschaftlichen Praxis oder um eine Transformation des philosophischen Denkens und Schreibens selbst geht. Die Grundthese des Seminars lautet, dass dieses vitale Interesse der Theorie für die Kunst, die Anziehung, die die Kunst auf die Theorie ausübte, ganz entscheidend mit der Kategorie des Widerstands zusammenhängt: Das Denken zeigt sich affiziert von Kunst aufgrund der Annahme einer der Kunst eigentümlichen Widerständigkeit. Anhand verschiedener philosophischer und theoretischer Texte wird im Verlauf des Seminars untersucht, wie diese Kategorie, die vorrangig auf politische und gesellschaftskritische Bedeutungsschichten verweist, eine bis heute bestimmende wechselseitige Bezugnahme von Kunst und Philosophie entfaltet. Widerstand, so wird schnell ersichtlich, meint in diesem Zusammenhang allerdings weder ein thematisches Motiv der Kunst, noch einen kritischen Gehalt einzelner Werke oder politische Intentionen von bestimmten Künstlern. Das Interesse der Theorie hängt stattdessen an einem Widerstand, der vor allem Widerstand gegenüber der politischen Praxis und dem philosophischen Denken selbst ist. Die Auseinandersetzung stößt uns somit auf Verhältnisse, in denen der Widerstand wirksam wird, wie zum Beispiel: Widerstand im Machen und Herstellen des Kunstwerks, Widerstand von Material und Form, Widerstand von Produktion und Interpretation. Im Seminar werden nicht nur Texte behandelt, die aus der Hochphase der Theoriebildung stammen, sondern auch neuere, die bereits den historischen Abstand und die Veränderungen im Kunst- und Theoriefeld reflektieren. Eine solche doppelte Auseinandersetzung soll helfen, sich in der gegenwärtigen Situation zu orientieren. Diese Situation ist wesentlich durch zwei Punkte charakterisiert: Erstens wird heute eine Theoretisierung der Kunst, gewissermaßen als Verfallsform, kritisch diskutiert – gemeint ist dabei nicht nur eine Kunst, die sich in ihrer Praxis bei theoretischen Versatzstücken bedient, sondern vor allem ein ganzer Komplex von Planung und Herstellung, von Rechtfertigung und Beurteilung der Kunst, der weitestgehend ein Theorie-Komplex geworden ist. Zeitgleich konstatiert man ein Abwandern der Theorie bzw. der Reste von dem, was einmal Theorie genannt wurde, in den Bereich der Kunst. Kunst wie Theorie, so das Urteil, gingen aus dieser doppelten Entwicklung geschwächt hervor. Zweitens kann man feststellen, dass das theoretische und künstlerische Interesse am Widerstand der Kunst ermattet ist. Wo man einst auf Widerstand stieß, fordert man heute eher Zugänglichkeit, Beteiligung und Verfügbarkeit, lehrt Kollaboration und Vernetzung und feiert die Situation und das Erlebnis. Dass sich zur gleichen Zeit die Geste des Widerstands auf dem Markt der Gegenwartskunst sehr gut verkauft, ist dadurch nicht ausgeschlossen: Hier zirkuliert der Widerstand nach seinem Ende als radical chic, als domestiziertes Klischee. Anschließend an die Theorie-Geschichte des Widerstands der Kunst und die gegenwärtige Situation von Kunst und Theorie stellt das Seminar somit zwei Fragen: Was war der Widerstand der Kunst? Was sind die Ursachen seiner Auflösung?

"Erzählstrukturen in der Kunst." (Seminar)

Dr. Ursula Ströbele

Mittwochs, 12.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 151
Beginn: 19.10.2016

„[...] die Erzählung beginnt mit der Geschichte der Menschheit; nirgends gibt und gab es jemals ein Volk ohne Erzählung [...] sie ist international, transhistorisch, transkulturell, und damit einfach da, so wie das Leben.”          
(Roland Barthes, Das semiologische Abenteuer)

Das Erzählen in Bildern war, so wie es im Zitat von Roland Barthes deutlich wird, über Jahrhunderte hinweg eine der wichtigsten Aufgaben der Kunst, stellt ein Grundbedürfnis des Menschen dar und spiegelt unsere Sehnsucht nach Geschichten.Barthes strukturalistische Erzählforschung fragt in der Regel nach allgemeinen, medienunspezifischen Handlungsstrukturen. Das Seminar untersucht hingegen unterschiedliche, auch medienspezifische Formen der Narrativität, sei es in Malerei, Skulptur, Film, Fotografie oder Literatur: Während in der Kunstgeschichte häufig noch überlegt wird, ob ein Kunstwerk überhaupt narrativ ist, haben andere Disziplinen bereits fruchtbare Methoden entwickelt, mit denen zu beschreiben ist, wie ein Werk erzählt. So kann eine Geschichte in (bewegten) Bildern, über den Körper, auch musikalisch erzählt werden.Ziel ist die gemeinsame Erarbeitung verschiedener narratologischer Konzepte und Theorien aus der Literatur-, Medien-, Kultur- und Theaterwissenschaft zugunsten einer Gegenüberstellung und Anwendung auf Werke der bildenden Kunst. Auch historische Ansätze werden hinzugezogen, darunter Albertis Forderung der Darstellung einer historia im Gemälde, das Horaz‘sche Prinzip des ut pictura poesis bis hin zur Allegoriekritik Diderots, der Peripetie in der aristotelischen Tragödie oder dem von Lessing diskutierten fruchtbaren Augenblick.Ausgehend von der gegenständlichen Kunst markierte die Loslösung vom Primat der menschlichen Figur zum Beginn der Moderne eine radikale Veränderung der vorherrschenden Erzählmodi: Im Zuge der wachsenden Tendenz zur Abstraktion im 20. Jahrhundert agierte der Betrachter immer seltener als „Zuschauer” einer mythologischen oder biblischen Geschichte. Zu diskutieren ist, wie Narrativität beispielsweise bei einem ungegenständlichen Werk aufzufassen ist, wenn die vormalig dargestellte Erzählerfigur wegfällt. Die Analyse der hier in den Blickpunkt gerückten Narration, die als zeitlich organisierte Handlungssequenz verstanden wird, welche mit vom Werk ausgehenden Impulsen den Rezipienten und sein Verhalten beeinflusst, bedingt eine terminologische Erweiterung. Im Zentrum des Seminars stehen dabei weniger Erzählmuster mit einem kausalen Handlungsverlauf, als vielmehr andere Ausdrucksformen zeitlich eingebetteter Raum-Körper-Relationen, wie Montage, Fragment, serielle Wiederholung und Variation, Momente einer Ellipse oder der interaktive Dialog.Dabei wird deutlich werden, dass sich nach jahrzehntelanger Tabuisierung ein narrative turn herauskristallisiert hat, d.h. eine medienübergreifende Aufwertung des Erzählens als Form der Wissensgenerierung und Vermittlung. Gesellschafts- und umweltpolitische Ereignisse werden in zeitliche und kausale Zusammenhänge eingebunden und zur Anschauung gebracht. Zahlreiche Ausstellungen dokumentieren dieses Interesse.
Neben einer Tagesexkursion in die Gemäldegalerie sind zwei Gastvorträge geplant: von Dr. Steffen Haug über Aby Warburg und von Dr. Kristina Dronsch über narrative Identität und Zeugenschaft.

Das abgekoppelte Auge - zu einer Vorgeschichte der Drohne (Seminar)

Prof. Dr. Margarete Vöhringer

Mittwochs, 12.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 158
Beginn: 26.10.2016

Mit dem Einsatz von Drohnen ist die technische Zurichtung des menschlichen Blicks wieder verstärkt ins Bewusstsein getreten. Der Traum vom körperlosen Sehen entfernter Orte scheint erfüllt. Wie konnte es gelingen, das Auge mithilfe von Sehhilfen vom Körper abzukoppeln? Das Seminar wird sich dieser Frage unter einer historischen Perspektive widmen und anhand ausgewählter Texte und Instrumente versuchen, die Verselbständigung des Blicks seit Erfindung des Fernrohrs im 17. Jahrhundert nachzuvollziehen. Dabei sollen insbesondere die Versuche, Sehprozesse zu materialisieren, im Mittelpunkt stehen. Ihnen werden die Theorien des Sehens gegenübergestellt. Zu den Instrumenten, die wir genauer in ihrem Entstehungskontext verorten werden, gehören Fernrohre, Linsen, Augenspiegel, Feldstecher, Foto- und Filmapparate, Luftbildkameras und Drohnen. Die Lektüren werden uns von René Descartes über Ernst Kapp, Michel Foucault, Donna Haraway bis Grégoire Chamayou führen.

Materialästhetik (Lektüren zu Kunst, Design und Architektur) (Seminar)

Prof. Dr. Margarete Vöhringer

Mittwochs, 16.00–18.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 151
Beginn: 26.10.2016

Mit Beginn des Industriezeitalters kam es zur Entwicklung zahlreicher neuer Materialien. Ihr Einsatz führte zu Debatten in ganz verschiedenen Bereichen. Diskutiert wurde neben dem technischen und ökonomischen Fortschritt vor allem die ästhetische und politische Dimension von neuen Materialien in Kunst, Design und Architektur. Dabei ging es auch um Fragen der Arbeitsformen, Stilbildung und nationaler Identität. Wir werden gemeinsam die wichtigsten Texte zur Materialästhetik lesen – etwa von Johann Wolfgang von Goethe, Karl Marx, Sigmund Freud, Georg Simmel, Vladimir Tatlin, Jean-François Lyotard – und sie zu einander in Beziehung setzen. Ziel ist es nachzuvollziehen, wie sich die Bedeutung des Materials von der Materialgerechtigkeit des 19. Jahrhunderts zur Materialüberwindung des 20. Jahrhunderts wandelte. Auszüge der Texte finden sich in: „Materialästhetik: Quellentexte zu Kunst, Design und Architektur”, hrsg. von Dietmar Rübel, Monika Wagner und Vera Wolff, Reimer Verlag, Berlin 2005. Aktive Teilnahme ist Voraussetzung und erfolgt in Form von Einführungen in die Texte.

1917-2017: Einhundert Jahre postrevolutionäre Avantgarde (Seminar)

Prof. Dr. Margarete Vöhringer

Freitags, 12.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 102
Beginn: 28.10.2016
Achtung: am 04.11. , 18.11.16 und am 10.02.17 findet die Veranstaltung im Raum 110 statt.

Nach der Oktoberrevoution 1917 war nichts mehr beim Alten. Eine neue Gesellschaftsform – der Sozialismus – sollte entstehen. Alle Bereiche des Lebens, sowohl das Arbeits- als auch das Familienleben, die Wissenschaft und die Künste, wurden umstrukturiert. Auf die Künstler der Russischen Avantgarde übte die Idee des Neuen große Faszination aus, so dass gerade sie sich auch ganz praktisch am gesellschaftlichen Umbau beteiligten. Dabei entwickelten sie einige der radikalsten Merkmale moderner Kunst, die noch bis in die Gegenwartskunst weiter wirken, wie die Abwendung von Tradition und Akademismus, Originalität, Abstraktion, Experimentierfreude, Technikeuphorie, Herabwertung des Originals und das Verschwinden des Autors. Einzigartigerweise begaben sie sich mit ihrer Pionierarbeit aber nicht in die politische Opposition sondern ins Zentrum der Macht. Das Seminar wird anhand von Werkanalysen einen Überblick über die postrevolutionäre Avantgarde geben und prominente zeitgenössische Auseinandersetzungen mit ihr entdecken.

Action! Die Belebung der Materie in Kunst und Wissenschaft (Seminar)

Prof. Dr. Margarete Vöhringer

Freitags, 10.00–12.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 28.10.2016

„Die ganze Welt kann plastifiziert werden, auch das Leben selbst, denn angeblich beginnt man bereits, Aorten aus Plastik herzustellen” schrieb Roland Barthes in den 1950er Jahren und brachte damit ein Paradox auf den Punkt, das die Künste und Wissenschaften seit jeher begleitet: Die Herstellung von Lebendigem aus totem Material. Dieses Paradox gewinnt gerade in den letzten Jahren neue Brisanz angesichts der Diskussionen um das Anthropozän – der Vorstellung einer von menschlichen Eingriffen geprägten Natur, in der auch der Mensch selbst zunehmend zu einem Konstrukt wird. Dabei wird meist übersehen, dass schon seit der Antike jede Zeit ihre künstlichen Lebewesen entwarf, sei es mithilfe wissenschaftlicher, künstlerischer oder technischer Verfahren. Angesichts dessen beschäftigt sich das Seminar mit der Geschichte der Belebung von Materie, um die Versprechungen und Grenzen moderner life sciences zu diskutieren. Die Beispiele umfassen den Prometheus-Mythos, Vaucansons mechanische Ente, literarische Figuren wie Frankenstein, Roboter, Cyborgs und Avatare des Computerzeitalters sowie konkrete wissenschaftliche Anwendungen wie die Prothetik und Reproduktionsmedizin.
Ein Besuch der Golem-Ausstellung im Jüdischen Museum ist geplant.

Kunst und Demokratie (Seminar)

Dr. Jan Völker

Dienstags, 18.00–20.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 18.10.2016

Kunstkritik scheint ein vergleichsweise alter Hut, wenn die Kunst heute selbst kritisch ihre vormals kritische Stellung hinterfragt. Kunst war kritisch, in der Gegenwart ist die Kunst eine Mitstreiterin der Demokratie, die ihre Aufgabe im öffentlichen Feld wahrnimmt, einen gemeinsam geteilten Sinn zu produzieren. Immer schon zweifelnd beäugt ward die Kunst, die sich den totalitären Systemen an den Hals warf, so dass nun um so klarer scheint, dass Kunst, die sich der geordnete Vielfalt verweigert, letztlich keine Kunst sei. Zu vermeiden ist die Frage, ob Kunst selbst demokratisch sei, nicht allein in ihrer Produktion, sondern auch im Modus ihrer Äußerung. Was bedeutet es für die Kunst, sie als demokratisch verfasste Äußerung zu verstehen, die sich im öffentlichen Raum in den Diskurs der Meinungen einfädelt und sich als eine Stimme in der Auseinandersetzung um das Gemeinsame zu verstehen gibt? Oder fördert Kunst die Demokratie gerade so, dass sie sich als verständnisloser Block im Öffentlichen platziert? Muss Kunst nicht demokratisch sein, weil sie als totalitäre gar nicht mehr Kunst wäre? Oder ist schließlich die Kunst der Frage der demokratischen Teilhabe ganz enthoben und somit ohne politische Verantwortung? Diese Fragen betreffen somit nicht allein das Problem, ob Kunst sich politisch äußert, sondern allgemeiner das Problem der Stelle der Kunst in der Gesellschaft und ihrer Äußerung, die Frage ihrer Platzierung und ihrer Kraft.Im Seminar werden wir verschiedene theoretische Autoren zu diesen Fragen lesen (Adorno, Brecht, Rancière u.a.) und auch Beispiele diskutieren (Riefenstahl, Brecht, Marinetti, Beispiele aus der Gegenwartskunst).

Dialektik des Hedonismus (Seminar)

Dr. Jan Völker

Mittwochs, 12.00–14.00 Uhr
Hardenbergstr. 33, Raum 150
Beginn: 26.10.2016

Hedonismus ist ein kaum zu bestreitendes Merkmal der Gegenwart: Das individuelle Genießen als allgemeiner Sinn und Zweck des Daseins. Hedonismus markiert die Schwelle zwischen der Ausrichtung eines individuellen Handelns am guten Leben und am individuell Guten, er markiert damit zugleich die Schwelle der Moral – der Aushandlung gemeinsamer Grundlagen des guten Lebens in Relation zur individuellen Ausgestaltung. Eine Kritik der Lust steht so jeweils vor der Schwierigkeit, mit dem kritisierten verallgemeinerten Egoismus der Lust die singuläre Lust selbst zu verabschieden. Daraus folgt, dass eine Kritik der Lust kompliziert ist, wenn sie nicht das Kind mit dem Bade ausschütten soll.Im Seminar werden wir Texte zur Figur des Hedonismus lesen (Epikur, Bentham, Mills), zur Theorie der Lust (Freud, Lacan) und zur Kritik und Gegenwart des Hedonismus (Marcuse, Onfray). Ziel ist die Diskussion einer Kritik der Lust, die sie nicht verabschiedet, sondern in andere Strukturen denn der des Individuums aufhebt.