Salon für Ästhetische Experimente #8
Soll ich bleiben oder gehen?
Die Veranstaltungssprache ist Englisch.
Die Orte, an denen es auf Kunst am meisten ankommt, sind nicht die Superstädte, die davon ohnehin zu viel haben. Es sind vielmehr die Orte, an denen der Widerstand des Publikums anfangs größer sein mag als sein Interesse. Was bedeutet es, an diese Orte zu gehen und hier für und durch Kunst politische Öffentlichkeit zu schaffen?
Övül Durmusoglu (via Skype), Pauline Doutreluingne, Eleni Froudaraki & Stavros Perakis von DA Heraklion (artist collective)
Mit Lisa Glauer & Jan Verwoert
Lisa Glauer ist Stipendiatin der Graduiertenschule der UdK Berlin. Jan Verwoert ist Kunstkritiker und derzeit Gastprofessor an der Graduiertenschule.
Der Salon für Ästhetische Experimente ist eine Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt und wird unterstützt durch die Einstein Stiftung Berlin.
Was ist DA?
DA ist ein selbstorganisierter sozialer Raum in Iraklio auf Kreta, der seit dem Frühling 2015 Platz für Diskussionen, Ausstellungen, Konzerte, Versammlungen und andere kulturelle, soziale und politische Veranstaltungen bietet. Dort finden vielfältige Gruppen und Individuen zusammen, um mitzuwirken, sich selbst zu organisieren und sich sozial zu engagieren.
DA bietet jede Woche Raum für ConQueer, die Solidarity Initiative for Refugees and Immigrants, die Organizational Group of the Integral Cooperative of Heraklion, die Solidarity Initiative for VioMe sowie für independent group Art and Politics. DA gibt auch anderen Leuten und Kollektiven die Möglichkeit ihre Arbeit auszustellen, Veranstaltungen und Aufführungen zu produzieren, Bazare, offene Küchen oder ähnliches zu organisieren, das Gleichberechtigung, Solidarität und Selbstorganisation fördert.
Beschreibung der Präsentation
Ellie Froudaraki (*1984, bildende Künstlerin) und Stavros Perakis (*1984, Keramiker) sind beide in Iraklio aufgewachsen. Nachdem sie für mehrere Jahre ihre Heimat verlassen hatten, um zu studieren, kehrten sie zurück, um ihr dazugewonnenes Wissen und ihre Erfahrung anzuwenden; und dies nicht als Individuen, sondern als Subjekt der Gemeinschaft. Sie brauchten ein Atelier und einen Ort um den Diskurs über Kunst und Kreation zu sozialisieren. So entstand DA, ein kollektiver Raum in der Stadt Iraklio, der der Gemeinschaft zum Versammeln und zum eigenständigen Schaffen von Inhalten dient. Das Ergebnis sind Ausstellungen und Künstlergespräche gemischt mit Versammlungen verschiedener Gruppen, Veranstaltungen, Straßenfesten, und dabei ist immer Gemeinschaftsgefühl inklusive. Neben der Tatsache, dass das Schaffen eines Raumes für Kunst in Kleinstädten einen gewissen Schwierigkeitsgrad sowie zugleich Bedeutung mit sich bringt, was bedeutet es sozial und politisch gesehen zu versuchen mit der Zentralität des Leitbilds, dass die heutige Kunst existiert und sich selbst regeneriert, zu brechen?
In der Diskussion im HKW geht das Künstlerkollektiv DA die Frage „Soll ich bleiben oder gehen?“ an, wobei „bleiben“ und „gehen“ Raum für Interpretation bieten; wo die Vorstellungen von Zentrum und Stadtrand neu besetzt werden, wenn sie auf einer anderen, nämlich horizontalen, Ebene analysiert werden, die eine entscheidende Rolle spielt auf dem angestrebten Weg seine individuelle Sphäre zu überkommen und ein sozialeres und ethischeres Format zu finden, wo Kunst und ihre Kontextualisierung eher eine Reflektion eines sozialen Modells ist als eine Repräsentation dessen.