Die Manifesta ist die europäische nomadische Biennale, die alle zwei Jahre den Ort wechselt. Gegründet in den frühen 1990er Jahren, überdenkt die Manifesta die Beziehung zwischen Kultur und Gesellschaft und erforscht und katalysiert positiven sozialen Wandel durch zeitgenössische Kultur als Reaktion auf und in engem Dialog mit dem sozialen Umfeld der Gastgeberstädte und ihrer Gemeinschaften.

Unsere Stipendiatin Yalda Afsah ist mit ihren filmischen Arbeiten im Rahmen von The School at Le Conservatoire zu sehen. Indem sie sich auf verschiedene Begegnungen zwischen Mensch und Tier konzentriert, erforscht Yalda Afsahs Praxis kontinuierlich die Möglichkeiten der filmischen Konstruktion von filmischem Raum. Dabei geht der dokumentarische Charakter ihrer Filme fließend in Formen der Theatralität über. Tourneur (2018) und Vidourle (2019) dokumentieren beide eine Art Stierkampf, der in Südfrankreich praktiziert wird; Centaur (2020) hingegen porträtiert die klassische Dressur von Pferden. Jeder dieser Filme fängt eine seltsame Choreografie auf der Leinwand ein, die jeweils als Ritual, Spektakel, Spiel oder Kampf beschrieben werden könnte - performative Akte übersetzt in filmische Abstraktionen.

Während der Stierkampf eine von Unberechenbarkeit geprägte Begegnung ist, sind die Bewegungen der Tiere in der Dressur bis ins kleinste Detail kontrolliert und scheinen weit entfernt von den Kategorien Natur, Trieb oder Instinkt. Der Einblick in den Umgang mit den Tieren offenbart eine Ambivalenz zwischen Fürsorge und Kontrolle, körperlicher Kraft und gebrochenem Willen, Instinkt und Künstlichkeit. Afsah lässt ihre Protagonisten diese Dichotomien auflösen - eine Symbiose, die dem Zuschauer Raum lässt, die Möglichkeit einer übergreifenden Empathie zwischen den Spezies zu bewerten, die in gegenseitiger Verletzlichkeit verwurzelt scheint.

Wann? Wo?

9. Oktober - 29. November 2020

Le Conservatoire

2 place Auguste et François Carli, Marseille 13001

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