The thing is
Mit dem Wesen von „Dingen“, dem Verhältnis zwischen Objekten und Menschen und ihren Körpern sowie Fragen der Objektifizierung beschäftigt sich die Medienkunst-Ausstellung des diesjährigen European Media Art Festivals (EMAF), die vom 20. April bis 29. Mai in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein wird.
Unter dem Titel The thing is sind Installationen, Skulpturen und Videoarbeiten internationaler Medienkünstler:innen zu sehen. „Die Kunstwerke setzen sich nicht nur damit auseinander, was ein Ding ausmacht, sondern werfen anhand von Quasi-Objekte und Hybriden Fragen dazu auf, an welcher Stelle wir die Grenzen ziehen können zwischen leblosem Ding und Lebewesen“, sagt Kuratorin Inga Seidler, die für die diesjährige EMAF-Ausstellung verantwortlich zeichnet. „Gleichzeitig verkörpern Dinge zum Beispiel Interessen oder Bedürfnisse und lassen Aussagen darüber zu, wie wir mit anderen und in unserer Umwelt leben - wie bei der Untersuchung ihrer Beschaffenheit, Produktionsbedingungen, Bedeutungen, Funktionen und ihres Designs deutlich wird.“
D:ie transdisziplinäre Künstler:in RA Walden betrachtet die Fragilität des Körpers und das Verhältnis zu den Dingen seiner Umgebung aus einer queeren, behinderten Perspektive. Crip Ecologies besteht aus dutzenden Glasgefäßen und Petrischalen. In den Behältern befinden sich verschiedenste natürliche Materialien wie Erde, Steine, Samen oder Flüssigkeiten in unterschiedlichen Farben. Einige der Etiketten auf den Gefäßen tragen Namen von Personen oder Straßen. RA Walden wirft damit Fragen auf wie: Welchen Wert haben Objekte, wenn sie schwerer zugänglich sind? Und in welchem Verhältnis steht dabei die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers zur Zerbrechlichkeit unseres Ökosystems?
Valentina Karga setzt mit ihrer lebendigen Skulptur den Fokus auf die Zersetzung von Dingen, die wichtig für einen intakten Lebenszyklus ist. The table that eats itself ist ein Objekt mit geplantem Ablaufdatum; es bereichert den Lebenszyklus und befriedigt gleichzeitig unser Bedürfnis, etwas neu Gestaltetes zu erwerben. Das Kunstwerk lädt uns zu einer verkörperten Sitzung ein: Wir werden uns gleichzeitig mit dem selbstfressenden Tisch ernähren, mit unserem Körper und seinem Körper durch Gefühle und Reflexionen über Verdauungsprozesse kommunizieren und uns fragen: Welche Bedürfnisse sind wesentlich für das Leben und welche nicht? Was können wir von und mit diesem freundlichen Selbstfresser lernen?
Im Rahmen des Festivals wird Valentina Karga am Samstag, den 23. April um 16 Uhr ihre installative Arbeit in einer Live-Diskussion vorstellen. Gemeinsam mit dem Publikum wird die Medienkünstlerin Fragen zu Bedürfnissen, Konsum und Verdauung im Zusammenhang mit der Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit erörtern: Was brauchen wir wirklich für ein genügsames Leben und was nicht?
Wann? Wo?
20. April - 29. Mai 2022
Kunsthalle Osnabrück
Hasemauer 1
49074 Osnabrück