Salon für Ästhetische Experimente: political drifts
Salon für Ästhetische Experimente | political drifts
mit Tekla Aslanishvili, João Enxuto, Erica Love, moderiert von Sybille Neumeyer
Was sind die fließenden Bewegungen von materiellen und sozialen Infrastrukturen, der politischen und physischen Grenzen und der Praktiken der Staatskunst? Was sind die ökonomischen Strömungen zwischen Kunstinstitutionen und Energieunternehmen?
In diesem Gespräch werden die Künstler*innen und Filmemacher*innen Erica Love, João Enxuto und Tekla Aslanishvili erörtern, welches Potenzial künstlerischer Medienfilm und Animation haben, um komplexe, räumlich und zeitlich verteilte Prozesse, die mit der Schaffung großer Infrastrukturen verbunden sind, in einer zusammenhängenden filmischen Zeitlinie zu erfassen. Über die politischen, finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen hinaus werden die Autor*innen die historische Rolle der Kultur bei der Schaffung einer “verzaubernden Aura” um die Gebiete und Technologien der Gewinnung, des Transits und der Energie erörtern, welche kollektive Investitionen in ungewisse Zukünfte fördert (siehe Harvey & Knox, 2012).
Abschließend wird erörtert, wie diese materiellen Strukturen über ihren eigentlichen Zweck hinaus als Organisationsinstrumente fungieren und die Produktion von Wissen, Staatsgrenzen und Praktiken der Staatsführung prägen.
A Film for People von João Enxuto & Erica Love basiert auf der Energieinfrastruktur. Lumpenfiguren aus einem Museumsdiorama werden reanimiert, um Verbindungen und Konflikte zwischen Industriearbeiter*innen, Klimaaktivist*innen und Künstler*innen aufzuzeigen. Die Animation ist inspiriert von einem stillgelegten Kohlekraftwerk in Lissabon, das von EDP, dem portugiesischen Energiemonopolisten und einem großen Kunstförderer, in einen Museumskomplex umgewandelt wurde. In einer Videospiel-Engine werden mehrere historische Zeitrahmen, Räume, Objekte und Akteur*innen in einer geteilten Umgebung zusammengeführt, welche aus einer Aschegrube auftaucht.
// Unterstützt von der Graduiertenschule UdK Berlinund einem Artist Fellowship der New York Foundation for the Arts (NYFA).
Tekla Aslanishvilis experimenteller Dokumentarfilm mit zwei Kanälen untersucht, wie hydro-energetische Infrastrukturen als organisatorische Instrumente in drei miteinander verbundenen Bereichen funktionieren: Wissensproduktion, Herstellung und Aufhebung von Grenzen und Praktiken der Staatsführung. Der Film folgt im Laufe der Jahreszeiten den Flüssen im Südkaukasus, von den Gletschern bis zum Schwarzen Meer, und kartiert die materiellen und sozialen Infrastrukturen, die um sie herum aufgebaut werden. Der Schwerpunkt gipfelt in der Initiative der EU und Georgiens, das längste Hochspannungsnetz der Welt unter dem Schwarzen Meer zu verlegen, um die Abhängigkeit der EU von russischer Energie zu verringern und Georgien als Energiezentrum zu positionieren. Der Dokumentarfilm verwebt die bruchstückhaften Geschichten der Umstrukturierung von Arbeit und Leben rund um die Energiepolitik. Das besondere Augenmerk liegt auf der Region Oberswanetien im Nordwesten Georgiens, wo unreguliertes Kryptomining die Energieinfrastrukturen stört und geplante Staudammprojekte die lokalen Ökosysteme bedrohen. Der Film zeigt historische und aktuelle Praktiken der Selbstorganisation zum Schutz gemeinsamer Ressourcen und der Umwelt.
// Dieses Projekt wurde unterstützt von der Graduiertenschule UdK Berlin, Kommission für künstlerische und wissenschaftliche Vorhaben (KKWV) Berlin, Critical Media Lab Basel
im Rahmen von Teleconnections, kuratiert von Sybille Neumeyer.
Wann? Wo?
Samstag 16.11.2024, 16:00 – 18:00 Uhr
D21 Kunstraum Leipzig
Demmeringstraße 21
04177 Leipzig