Juliane Laitzsch
Unendlichkeit in kleinen Fetzen – Mittelalterliche Seidenstoffe im Zentrum komplexer Raum-Zeit Gewebe
Diese zeichnerische Forschungsarbeit befasst sich mit dem Zusammenhang von Ornament, Raum und Zeit. Grundlage der Arbeit bildet eine Gruppe liturgischer Gewänder aus dem 13. Jahrhundert. Von diesen Gewändern wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Fragmente abgetrennt und auf den Kunstmarkt gebracht. Die Abschnitte sind heute auf 21 Sammlungen in aller Welt verteilt, während die erhaltenen Reste der Gewänder entsprechende Fehlstellen aufweisen. Die einzelnen Fragmente haben zum Teil ganz irrwitzige Formen und lassen kaum erahnen, dass sie mit einer Schere zerschnitten wurden. Der erste Arbeitsschritt befasst sich mit der heutigen Erscheinungsform der einzelnen und isolierten Stofffragmente. Dabei werden die unterschiedlichen Umrisslinien ins Verhältnis gesetzt zu der Binnenzeichnung der Stoffe, einem gleichbleibendem, fortlaufendem Ornament. Der zweite Arbeitsschritt beginnt mit einer Recherche und erkundet die aktuelle Umgebung der einzelnen Stoffstücke. Die isolierten Fragmente befinden sich heute in sehr unter-schiedlichen Sammlungen mit ganz verschie-denen Schwerpunkten. Interessant sind die damit verbundenen Bedeutungsverschiebung-en. Geplant sind kartografische Zeichnungen, die diesen Aspekt zur Anschauung bringen. Die Arbeit basiert auf einer Forschungs- und Restaurierungsarbeit von Frau Flury-Lemberg (Abegg-Stifftung, Riggisberg Schweiz).
Juliane Laitzsch ist 1964 in Nürnberg geboren, lebt und arbeitet heute in Berlin. Sie hat in Bremen an der Hochschule für Künste und in Berlin an der Universität der Künste Bildhauerei studiert. Ausgehend von der scheinbar einfachen Frage „Wo fängt Etwas an und wie hört es auf?“ hat sie sich in ihrer Arbeit erst mit Zwischenräumen und Übergängen und dann intensiv mit dem Ornament befasst.
www.juliane-laitzsch.de