Nuria Núñez Hierro
Die Komponistin Nuria Núñez Hierro möchte mit ‘Bestiarium’ junge Zuhörer mit zeitgenössischer musikalischer Sprache im Musiktheater konfrontieren und widersetzt sich damit der gängigen Praxis, mit dem Label „Musik für junge Leute“ klassische Werke zu adaptieren und umzuadressieren. In einem analytischen Teil soll zunächst das Zusammenspiel von musikalischen und theatralischen Elementen in aktuellen zeitgenössischen Produktionen untersucht und zur Kommunikation mit Kindern in Bezug gesetzt werden, um dann ein hybrides Format aus zeitgenössischem Musiktheater, Konzert und Sound-Installation für Kinder zu entwickeln. Inhaltlich ist ‘Bestiarium’ an das Werk von Luis Borges angelehnt.
Nuria Nunez Hierro studierte Klavier und Komposition in Cordoba (Spanien) und Berlin. Für sie umfasst der Kompositionsprozess die Gesamtheit der Instrumente als globales Objekt sowie den Interpreten als Emittent des Klanges. Ihre Erforschung der Potenzialitäten dieser Dualität ist mittels der Benutzung von Klangobjekten ausweitet. Auf diese Weise wird in ihrer Musik neue akustische Möglichkeiten für das Instrument eröffnet, die erlauben, dass der Interpret auch eine theatralische Rolle auf der Bühne erhält. Ihre Werke wurden durch verschiedene Preise und Förderungen ausgezeichnet (u.a. Erste Preis und Publikumpreis beim Kompostionswettbewerb des Festivals 15. Weimarer Fruhjahrstage fur zeitgenossische Musik, Stipendien an der Villa Aurora und der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen.) Zur Zeit ist sie Stipendiatin an der Graduiertenschule der Universität der Künste, wo sie das Kinderprojekt Bestiarium entwickelt.
Bestiarium ist ein Bühnenprojekt mit experimentellen und hybriden Format, das Musiktheater, Konzert und Klanginstallation für die Dauer von ca. einer Stunde für Zuschauer ab 6 Jahren in sich verbindet. Mit Hilfe der von dem argentinischen Schriftsteller Jorge Luis erschaffenen Fabelwesen, weiteren mittelalterlichen Geschöpfen (wie der Abderdeen Bestiary) und den Büchern von Jules Verne, H.G. Wells und Lewis Carroll als Quelle der Inspiration, stellt unser Projekt ein interaktives Erlebnis dar.
Das junge Publikum teilt sich den Bühnenraum mit den Protagonisten und sitzt Seite an Seite mit ihnen. Sie beobachten, nehmen aber auch eine aktive Rolle im dramatischen Geschehen ein, wenn sie mit den Fabelwesen, die der Mythologie und verschiedenen Kulturen und Zeiten entsprungen sind, interagieren.
Unser Ziel ist es, eine Arbeit reich an symbolischem Inhalt zu kreiieren. Sie basiert auf Methaphern, Umkehrungen und Parallelismen auf dramatischer und musikalischer Ebene und unserem Bestreben ein Kunstwerk zu erschaffen, das gleichermaßen auch von Erwachsenen geschätzt wird ohne den Rückfall in die Kindertümelei, in übliche dramaturgische Muster oder musikalische Trivialität. Um das zu verwirklichen, verstehen wir die Kinder nicht nur als das Publikum von morgen, sondern auch als heutige Zuschauer.