Susanne Heiter
Animalische Klänge? Über die Grenzen zwischen Natur und Kultur in der Musik nach 1950
Die Biologin und Musikerin Susanne Heiter untersucht in ihrem Projekt die Bedeutung von Tieren in der Musik nach 1950 als Mitspieler oder Klangerzeuger bzw. die Funktion von aus der Tierwelt gewonnenem Material in den Kompositionen zeitgenössischer Komponisten. Offensichtlich untersuchen Komponisten hier künstlerisch-experimentell die Frage, ob bzw. inwieweit Tiere intentional handeln und an ästhetischen Handlungszusammenhängen teilhaben können. Im Fokus steht dabei die Hinterfragung von Grenzziehungen an den Schnittstellen Mensch/Tier und Kultur/Natur in einem sich verändernden Welt- und Menschenbild. Damit stehen im Bereich der Musik Künstler unmittelbar in der Auseinandersetzung mit Fragen, die die Wissenschaft aktuell im Kontext der sogenannten „Animal Studies“ diskutiert. Eine Reflexion dieser künstlerischen Erkundungsinteressen seitens der Musikwissenschaft steht allerdings noch weitgehend aus.
Experimentelle Arbeiten, wie sie in diesem Projekt in den Blick genommen werden, entziehen sich allerdings schon durch ihre performative Dimension traditionellen Analysemethoden. Geplant ist daher ein Konzert, das entsprechende Kompositionen zur Aufführung bringt. Die Vorgänge, die sich bei der Realisation der Stücke bei den Probenarbeiten und einer Aufführung ergeben, sollen bei der Entwicklung einer neuen mehrdimensionalen Analysemethode, die sich auch am performativen Aspekt der Kompositionen und nicht nur an der schriftlichen Fixierung der Musik in Form der Partitur orientiert, mit einbezogen werden.
Geb. 1976 in Wien. Studium der Biologie mit Schwerpunkt Genetik an der Universität Wien; Forschungsprojekte am Institut für Tierzucht und Genetik der Veterinärmedizinischen Universität Wien sowie am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch. Schulmusikstudium an der Universität der Künste Berlin, Hauptfach Orgel. Stipendiatin in der Pilotphase der Graduiertenschule seit Januar 2009.