Forschungsprogramm
Das Ziel des Graduiertenkollegs bestand in der Entwicklung neuer Ansätze zum Verständnis künstlerischer Wissensgenerierung
Das Graduiertenkolleg hat die These verfolgt, dass die Künste einen genuinen Bereich der Vermittlung, Speicherung und Produktion von Wissen darstellen. Motiviert wurde sie durch die Beobachtung einer zunehmenden Verschränkung von Künsten und Wissenskonzepten im 20. und 21. Jahrhundert. Es konnte gezeigt werden, dass sowohl Wissenskonzepte für die Begründung, das Selbstverständnis und die Praktiken der Künste der Moderne und Gegenwart von elementarer Bedeutung waren und sind, als auch, dass die Künste wiederum entscheidenden Anteil nicht nur an der Verbreitung, sondern auch an der Genese technischer, politischer, ökonomischer und naturwissenschaftlicher Wissensformen haben. Außerdem stellte sich heraus, dass die Künste insbesondere für die Artikulation marginalisierter Wissensbestände produktiv sind. Insgesamt eröffnete die epistemologische Perspektive auf die Künste Forschungsgegenstände und methodische Zugänge, die erst im transdisziplinären Verbund von Kunst- und Kulturwissenschaft, Musik-, Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Philosophie, Ingenieurswissenschaften sowie Musik- und Theaterpädagogik herausgearbeitet werden konnten. Das Kolleg hat damit ein Forschungsfeld erschlossen, das in den bisherigen Ansätzen der Wissenssoziologie und Wissensgeschichte ein Desiderat geblieben war. Von besonderer Tragweite für die Forschungen war der Fokus auf eine spezifisch künstlerische Wissensgenerierung, deren Bedingungen, Effekte und kritischen Potenziale analysiert wurden.
Die Forschungen der ersten Förderperiode wandten sich vor allem der Frage zu, wie Wissen in den einzelnen Künsten entsteht und sich vergleichend beschreiben lässt. Im Ergebnis konnten körperliche, technische, habitualisierte und institutionelle Wissensformen unterschieden und deren Wirksamkeit für die künstlerische Praxis aufgezeigt werden. Darauf aufbauend rückte die zweite Förderperiode die Frage in den Mittelpunkt, wie Wissen durch die Künste generiert, distribuiert und wirksam wird. Entscheidend war zudem, Künste in globalen Austauschprozessen zu untersuchen und die Wissensbegriffe einer Reflexion hinsichtlich ihrer Geltungsbereiche und Normativitätsansprüche zu unterziehen.
Durch die Situierung des Kollegs an der Universität der Künste Berlin erfolgte die Forschung im engen Austausch mit der künstlerischen Praxis und ihren Diskursen. Die hohe Produktivität von Fragestellung und Arbeitsweise des Graduiertenkollegs fand ihren Niederschlag in mehr als sechzig öffentlichen Tagungen, Ringvorlesungen und Workshops mit fast 200 (internationalen) Gastwissenschaftler*innen sowie in einer Schriftenreihe und einem Online-Journal, das alle Forschungsergebnisse im Open Access verfügbar macht (wissenderkuenste.de). Im gesamten Förderzeitraum wurden 37 Dissertationen und sieben Postdoc-Projekte gefördert.
Das Ziel des Graduiertenkollegs bestand in der Entwicklung neuer Ansätze zum Verständnis künstlerischer Wissensgenerierung
Das Studienprogramm bot einen Rahmen, in dem Forschungsfragen im transdisziplinären Austausch und mit Gästen diskutiert und erweitert werden konnten.