Ekaterina Tewes

Promotionsprojekt

Projektion als ästhetisch-epistemische Methode der sowjetischen Avantgarde

Das Projekt setzt sich zum Ziel, eine breite Fülle bislang unerschlossener und meist unveröffentlichter Materialien aus dem historischen Kontext der sowjetischen Avantgarde (insb. der ersten Hälfte der 1920er Jahre) unter dem Aspekt eines in der wechselseitigen Durchquerung von Künsten und Wissenschaften sich etablierenden performativen Wissensdispositivs zu erforschen. Es geht einerseits um den umfangreichen und weitgehend unerforschten künstlerisch-theoretischen Nachlass von Solomon Nikritin, der über Archivalien des Russischen Staatlichen Archivs für Literatur und Kunst (RGALI), der Staatlichen Tretjakow-Galerie, Moskau und der Sammlung Costakis/Staatliches Museum für Zeitgenössische Kunst, Thessaloniki verteilt ist. Andererseits sollen experimentelle künstlerisch-epistemische Praktiken des um Nikritin gebildeten Arbeitskreises der Projektionisten/Methodisten untersucht werden. Die mannigfaltigen, von der Forschung bislang vernachlässigten Schnittstellen dieser Künstlergruppe mit der Systemtheorie Alexander Bogdanovs, dem Theater der Biomechanik Meyerholds, der „wissenschaftlichen Arbeitsorganisation“ am Zentralen Institut der Arbeit, CIT (unter Führung von Alexej Gastev) sowie den Bewegungs-, Ton- und Raumexperimenten der sowjetischen Filmavantgarde (Sergej Eisenstein, Dziga Vertov, Lew Kuleschow) sollen rekonstruiert werden. Das Paradigma eines projektionistischen Denkens und einer projektionistischen Praxis steht dabei für einen die genannten Avantgardegruppen kennzeichnenden Anspruch auf das epistemische wie auch ästhetische Surplus eines künstlerischen Wissens, das experimentelle und modellbildend-antizipatorische Züge in sich vereint.

Vita

Ekaterina Tewes studierte Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sie arbeitete an diversen Kulturprojekten mit, insbesondere in den Bereichen Film und zeitgenössischer Tanz. Seit Juni 2016 arbeitet Ekaterina Tewes als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Drittmittelprojekt „Rhythmus und Projektion. Möglichkeitsdenken in der sowjetischen Avantgarde“, das am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin angesiedelt ist.