Dr. Renate Wöhrer
Forschungsprojekt
Die Kategorie des Dokumentarischen als Schnittstelle zwischen künstlerischer Wissensproduktion und außerkünstlerischer Informationserschließung
Die Kategorie des Dokumentarischen erscheint uns selbstverständlich, versucht man sie aber zu definieren, entzieht sie sich jeder eindeutigen Bestimmung. Das Forschungsvorhaben versucht diese Kategorie für visuelle Darstellungen aus ihrer historischen Formierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts heraus zu präzisieren und ihre Wandlungen bis heute nachzuzeichnen. Dabei zeigt sich, dass die Kategorie des Dokumentarischen anders als bisher in der Forschung angenommen nicht zur Abgrenzung von künstlerischen Darstellungen etabliert wurde, sondern zur Benennung eines Überschneidungsraumes von künstlerischen und außerkünstlerischen Darstellungsweisen, die auf Wissenserschließung und -produktion zielen. Das Projekt untersucht, wie in weiterer Folge das Verhältnis künstlerischer und nicht-künstlerischer Elemente der Wissenserschließung im Rahmen dokumentarischer Praktiken immer wieder neu bestimmt wurde. Es verfolgt die Arbeitshypothese, dass dokumentarische Darstellungen in der bildenden Kunst in einem Verhältnis zu Transformationen von Konzeptionen, Formen und Begriffen von Dokumenten in außerkünstlerischen Bereichen stehen.
Vita
Renate Wöhrer studierte Kunstgeschichte an den Universitäten Wien und Hamburg. Anschließend war sie Stipendiatin am Graduiertenkolleg „InterArt/Interart Studies“ der Freien Universität Berlin und promovierte am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin zu zeitgenössischen dokumentarischen Kunstprojekten, die sich mit den Veränderungen in der Arbeitswelt beschäftigen. Danach war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich „Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste“ an der Freien Universität Berlin und forschte zur Genealogie dokumentarischer Darstellungspraktiken. Sie hatte Lehraufträge an der Freien Universität Berlin, der Katholischen Privatuniversität Linz und an der Karl-Franzens-Universität Graz. Daneben ist sie ausgebildete Social Justice und Diversity Trainerin.