Gegenwartskunst, Epistemologie, Wissenspolitik

Tom Holert

Freitag, 6.7.2018
17.30 Uhr

In deutscher Sprache
Moderation: Renate Wöhrer

Zu den zentralen Annahmen in der diskursiven Rahmung von zeitgenössischer bildender Kunst gehört, dass die Dimension des Ästhetischen untrennbar von denen des Politischen und des Epistemischen geworden ist, im Guten wie im Schlechten. Wie aber steht es um den Anteil, den die Akteur_innen, Praktiken und sozialen Strukturen der Kunst an dem haben, was die Wissenspolitik der Gegenwart genannt werden könnte?

Welche »wissenspolitischen« Erwartungen und Aufträge verbinden sich mit einer epistemologischen Konzeption von bildender Kunst, wie sie zwischen künstlerischer Forschung, Post-Konzeptualismus, Documentary Turn oder Biennale-Talks vorherrscht? Der Vortrag wird hier ansetzen und die verbreitete Betonung des Kunst/Wissen-Zusammenhangs in Beziehung zu einer globalen Veränderung von Wissensbegriffen im Zeichen neoliberaler Wissensökonomie, aber auch von Projekten der Dekolonisierung und Zugänglichmachung von Wissen diskutieren.

 

Tom Holert arbeitet als Kunsthistoriker, Autor, Kurator und Künstler in Berlin. 2015 gründete er mit anderen das Harun Farocki Institut in Berlin. Schwerpunkte der Arbeit sind z. Zt. die Dialektik der künstlerischen, intellektuellen und politischen Avantgarden der Zwischenkriegszeit, Architekturen und Technologien des Lehrens und Lernens im globalen Kontext des Kalten Krieges (ca. 1957–1977) und die Wissenspolitiken der Gegenwartskunst. Jüngere Buchveröffentlichungen: Marion von Osten. Once We Were Artists (2017, hrsg. mit Maria Hlavajova), Troubling Research. Performing Knowledge in the Arts (2014, mit Johanna Schaffer u. a.) und Übergriffe. Zustände und Zuständigkeiten der Gegenwartskunst (2014). 2018 kuratierte Holert (zusammen mit Anselm Franke) Neolithische Kindheit. Kunst in einer falschen Gegenwart, ca. 1930 am Haus der Kulturen der Welt, Berlin. Eine Ausstellung über Lern- und Forschungsumgebungen der 1960er und 1970er Jahre am HKW ist für 2020/21 geplant.