Freitag, 6.7.2018
10 Uhr
In englischer Sprache
Moderation: Annika Haas

Ausgangspunkt meiner Arbeit ist ein Verständnis von Kommunikation, das diese in ihrem radikalsten Sinn, etymologisch inspiriert, als Erfahrung des »Gemeinsamen« begreift. Kommunikation ist das gegenseitige Teilen des Gemeinsamen, worauf sich auch der Vortragstitel bezieht, der den deutschen Begriff Mit-Teilung (»mit-teilen« oder, noch grundlegender, das Teilen des »Mit«) enthält, um eine semantische Verschiebung des Kommunikationsbegriffs vorzuschlagen.

Inspiriert durch den Titel der Tagung, geht es mir darum, das Problem des »Gemeinsamen« in einem theoretischen Kontrast zu den Begriffen Aneignung, Vermittlung und Figuration zu beleuchten und zu skizzieren. Als ein räumliches Nähe-Distanz-Verhältnis bedeutet die Teilnahme am Gemeinsamen nicht seine Aneignung, sondern einen grundlegenden Verlust des Eigenen. Mit anderen Worten, das Gemeinsame ist nicht nur das Gegenteil von dem, was privat ist, sondern vor allem das, was jeder Aneignung entgeht. Außerdem hoffe ich, im Gegensatz zu einer wiederkehrenden Interpretation, das »Gemeinsame« von Zugehörigkeit abzugrenzen – Gemeinsamkeit ist ein Mangel an Zugehörigkeit.

Daher beabsichtige ich, die Problematik dieser Gegensätze zu erweitern, indem ich verwandte Begriffe wie »Öffentlichkeit« und »Kollektiv« diskutiere. Durch diesen theoretischen Ansatz wird das »Gemeinsame« zu einem Zustand der Vermittlung selbst und negiert seine eigene Figuration während des Vermittlungsprozesses. Der Zweck meiner Präsentation ist es, diese begrifflichen Gegensätze zu entfalten, um das »Gemeinsame« als Existenzbedingung von Beziehung (in Abgrenzung zu Relation) darzustellen, sei diese durch Vermittlung, Figuration oder Aneignung bestimmt.

Maurício Liesen ist Dozent und Postdoktorand an der Universität Paraná (Brasilien). Von 2014 bis 2017 war er Gastwissenschaftler an der Universität Potsdam. Zudem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Philosophie und Kommunikation (FiloCom) an der Universität von São Paulo.