crescendo 2024
crescendo, das Musikfestival der UdK Berlin, findet jedes Jahr im Frühsommer statt
Der Countdown läuft, morgen, am Freitag dem 13., beginnen die Musikfestwoche crescendo und alle Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, nicht nur hinter der Bühne, wo Blumensträuße bestellt und alle Veranstaltungen fertig geplant werden, sondern auch beim Symphonieorchester der UdK Berlin, das heute im Konzertsaal probt. „Erst haben wir die Stücke alle alleine geprobt, dann in unserer Stimmgruppe und jetzt in den letzten Tagen proben wir alle zusammen, sieben Stunden am Tag, das ist sehr anstrengend. Aber es bereitet uns gut auf die Zukunft vor“, erklärt mir eine der Bratschistinnen in einer kleinen Pause, in der das ganze Orchester verstreut ist. Techniker verstellen die Mikrophone, andere Musikerinnen und Musiker sitzen noch auf der Bühne und proben einzelne Passagen aus den Stücken und wieder andere entspannen sich einfach für einen Moment. Es ist eine andere Stimmung als bei Konzerten, niemand ist im Kleid und Anzug und bis auf die ersten Reihen, wo die Instrumentenkoffer und Jacken liegen, ist der Saal nicht gefüllt.
Dann ist die Pause vorbei und nach und nach kommen immer mehr Studierende auf die Bühne, nehmen ihren Platz ein und beginnen sich einzuspielen. Tonleitern werden rauf und runter gespielt und der Konzertmeister steht auf, spielt einen Ton vor, an dem sich alle orientieren können. Schließlich tritt der Dirigent Steven Sloane auf die Bühne und alle sind plötzlich still. Ein Moment, in dem man weder seinen Stift fallen lassen möchte, noch sein Handy klingeln hören will. Er kommt an seinem Pult an, sieht sich um, nennt den Titel eines Werkes und für ein paar Sekunden blättern alle in ihren Noten, während einige Hörner und Klarinetten noch nach dem richtigen Ton suchen. Dann hebt Steven Sloane den Stab und die Töne beginnen zu klingen. So passend aneinander gereiht, dass ich mich prompt in der Musik und den Bewegungen der jungen Musikerinnen und Musiker verliere, die mit ihren Bögen schwingen und für mich leise und laute Töne perfekt zusammen inszenieren.
Doch plötzlich bricht alles ab. Der Dirigent hatte das Zeichen dazu gegeben, aber das hatte ich nicht bemerkt. Seite für Seite geht er nun durch und gibt, mit einer deutsch, englisch gemischten Sprache, Vorgaben, was noch verbessert werden muss. Dann werden die Stellen noch ein Mal gespielt, mal in einzelnen Instrumentengruppen und dann mit dem ganzen Orchester. Passt jemand eine Sekunde nicht auf, kann es schon sein, dass er seinen Einsatz verpasst.
Zwischen seinen Angaben fragt der Dirigent, ob denn Deutsch für alle besser sei, aber viele schütteln den Kopf, das Orchester ist international besetzt und dann wird einfach weiter Denglisch geredet: „You get a little schleppi!“, wenn etwas zu langsam gespielt wird, oder: „Looking for information! Dann macht es Spaß im Orchester zu spielen, wenn man wach ist und reagiert“. Und dann sagt er wieder „Tutti“ und alle geben ihr Bestes, wippen mit den Füßen im Takt und brechen aus ihrer „bubble“ aus, hören also auf nur in ihrer Blase für sich zu spielen.
In dieser Probe merke ich ganz deutlich, dass Musikerin oder Musiker sein kein einfacher Job ist, sondern harte Arbeit, in der man den Willen zu Perfektion besitzen muss. Immer wieder die Noten zu wiederholen, dabei auf den Anderen zu achten um zusammen so zu spielen wie es sich der Komponist einmal beim Komponieren gedacht hat. Das alles erweckt die Musik zum Leben, lässt Zeit und Raum vergessen um Melodie und Ton zu genießen.
Wer sich überzeugen lassen will, was die Proben dem Orchester gebracht haben, kann am Abend zum Eröffnungskonzert kommen oder sich den Live-Stream auf http://www.udk-berlin.de/ansehen.