Louise-Fee Nitschke, „Schlachthaus Mensch“, 2023
Wer hat Autonomie über den eigenen Körper? In der „Dreigroschenoper“ haben die Figuren durch ihre Stellung im System keine Entscheidungsgewalt über ihren eigenen Körper. Polly ist bestimmt von ihrem Vater, der ihren Körper als Ausstellungsobjekt benutzt. Die Bettler haben nichts außer ihre vom Krieg verwundeten Körper, die sie an den Unternehmer Peachum verkaufen, der Kapital aus dem Mitleid der Menschen schlägt. Die Arbeiter*innen verkaufen ihre Körper an die Industrie, die Soldaten an den Krieg und die Sexarbeiter*innen im Bordell. Der Mensch verschwindet in einer anonymen Masse von Körpern. Nur wer ein anderes Kapital hat als den eigenen Körper, kann sich aus der Masse erheben. Das Kostüm wurde aus Latex und Seidenfarbe gegossen, um ein Material zu erzeugen, das an menschliches Fleisch erinnert. Es wird über ein Korsett drapiert und wird zur Silhouette eines Revuekleids. Das bezieht sich auf die Revuegirls, die als eine Allegorie der Fließbandarbeit die Berliner Bühnen in den 1920er Jahren überströmten.
Louise-Fee Nitschke studiert Kostümbild in der Klasse von Prof. Florence von Gerkan. @vinodaisy