Auf einen Plausch mit der Klasse Kampagnen

Quelle: Klasse Kampagnen

Seit einem Jahr gibt es die Klasse Kampagnen im Studiengang Visuelle Kommunikation. Zeit, sich mal darüber zu unterhalten. Ein Gespräch zwischen Prof. Barbara K­otte, Charlotte Riemann, Shilong Xu, Julius Riek, Alexandra Trinkl, Liyue Wang, KM Gosia Warrink, Julia Kressirer, Dominic Gollane und Giada Armante (in der Reihenfolge ihres Erscheinens).

Barbara: Ihr seid in der Klasse Kampagnen, was sind ampagnen für euch?

Charlotte: Alles, was Kommunikation ist, kann auch Kampagne sein. Also nicht nur Social Media, Print, Video und so weiter, sondern auch Veranstaltungen, Performances, Interventionen, Gespräche, Erfindungen.

Shilong: Kampagnen brauchen vor allem eine Idee, aber Kampagnen haben anders als Werbung – und das ist es, was ich hier in der Klasse gemerkt habe – mehr Ausdrucksformen als nur eine Anzeige, ein Plakat, ein Video. Und sehr oft verlangt die Kampagne auch, dass man selbst wirklich etwas tut. Nicht nur vor dem Laptop sitzt.

Julius: Genau, Kampagnen müssen raus in die Welt – wie Shilong schon gesagt hat. Es geht um Kommunikation, Interaktion, Reaktion. Mal laut und stürmisch, mal ruhig und persönlich.

Alex: Kampagnen verändern etwas. Sie wir en auf Gesellschaft oder Politik.

Liyue: Ich denke, Kampagnen sind eine ombination aus Kreativität und Vision, sie sind offen und interessant. Von den Gestalter_innen – also von uns – erfordert die Gestaltung von Kampagnen eine Menge Erfahrungen und ein Verständnis von der Welt.

Barbara: Die Verknüpfung von Leben und Gestaltung ist wirklich ein Kernpunkt. Es geht eben nicht nur um das einfache Senden von Botschaften, sondern darum, die Nutzenden miteinzubeziehen, zu A‘teuren zu machen, Menschen zu ativieren, sich gemeinsam für oder gegen etwas einzusetzen. Wir sind schon mittendrin im Thema, aber noch mal zurück zum Begriff "Kampagne". Der französische Begriff „Campagne“ stammt vom lateinischen „Campus“. Das ist eigentlich eine flache Ebene, aber wird auch als ein Platz zum Spielen verstanden. Und so verstehe ich die Klasse. Ein geschützter Ort, an und in dem man sich ausprobieren kann.

Gosia: Das Arbeiten auf Augenhöhe, empathisch und ehrlich ist wichtig. 

Barbara: Ja, ich denke, dass eine Klasse sich gegenseitig schützen muss und die Studierenden füreinander da sind und sich helfen, zu wachsen. Es geht um Wertschätzung und Förderung. Besonders, wenn ein Konzept noch ganz am Anfang steht. Man weiß nie, wie es sich noch entwicelt und was für eine Kraft in einer Idee, die vielleicht zu Beginn noch gar nicht so stark ist, schlummert. Wichtig ist vielmehr, dass man ständig daran weiterarbeitet. Dass man dranbleibt, sich selbst und seine Arbeit ständig hinterfragt, sich von vielen Seiten inspirieren lässt, viel ausprobiert und immer besser werden will.

Gosia: Die Klasse Kampagnen steht für mich für Haltung, Verantwortung im Design und gestalterische Qualität, die in sinnstiftende Projekte münden. 

Julia: Wir arbeiten deshalb ja oft auch in Teams, bei dem jede_r die Möglichkeit hat, verschiedene Aufgabenbereiche zu übernehmen und sich individuell zu verwirklichen. Wir arbeiten spielerisch, wenden aber auch Methoden an.

Barbara: Mir ist bei unserer Arbeit der menschenzentrierte Gestaltungsansatz sehr wichtig. Dies bedeutet, dass nicht nur der_die Autor_in, also der_die Designer_in und natürlich der Inhalt der Kommunikation im Vordergrund stehen, sondern wir auch die Nutzer_innen in den Blick nehmen. Die Studierenden der Klasse Kampagnen, also ihr, habt Wissen und ein Gefühl dafür, wie Gestaltung wirkt. Wie sie sich für andere anfühlt. Was passiert oder geschehen soll, wenn man Gestaltung wahrnimmt. Mit diesem menschenzentrierten Design stehen wir natürlich nicht allein da. UI/UX arbeitet in der Regel ganz stark damit und auch vielen anderen Designer_innen ist dies nicht fremd.

Gosia: Die konzeptionelle und strategische Herangehensweise zeichnet unsere Arbeitsweise aus.

Dominic: Davor stehen immer auch noch die Recherche und externer Input, wie zum Beispiel von eingeladenen Gästen.

Barbara: Das Besondere ist aber auch, dass wir diesen Prozess nicht linear gestalten, sondern an vielen Stellen gleichzeitig anfangen. Experimente, Methoden – wie von Julia schon erwähnt –, Bündelung und immer wieder auch Zerstreuung sind unsere Vorgehensweisen. Wenn es eng wird und man verrampft und nicht weiter weiß im Prozess, machen wir es weit durch Experimente. Wenn es weit ist und man sich verliert, verdichten, ja, reduzieren wir so weit, dass man wieder klar erkennen kann, wo die Qualitäten liegen. Wir sind in der glücklichen Situation, in der Hochschule arbeiten zu können, so dass wir in einen intensiven Austausch kommen, bei dem man nicht nur in den ernzeiten der Klasse, sondern auch darüber hinaus miteinander spricht und arbeiten kann.

Julius: Auch, wenn wir nicht linear arbeiten, sind wir trotzdem zielorientiert – und das, ohne dass das Medium im Vorhinein vorgegeben ist.

Dominic: Wir behandeln Themen und Proje†te, die einen Impact haben und etwas bewegen können, ganz frei in der Art der Umsetzung.

Barbara: Ja genau, denn wenn wir menschenzentriert arbeiten, müssen wir immer auch die Gesellschaft im Blick haben. Und die ist in Unruhe. Als Weltgemeinschaft, als politisches System und auch als Gruppe von Individuen. Wir können es und sollten es mitgestalten. Wir haben im letzten Semester The Change Project gestartet – Studierende haben sich für die Themen engagiert, die sie bewegen. Es ging um Sexismus und Toleranz, um Lebensmittelverschwendung, um Widerstand im Nationalsozialismus, um therapeutische Versorgung und um Klimaschutz bei Reisen. In diesem Semester arbeiten wir mit dem Zentrum für Politische Schönheit zusammen, arbeiten mit der EnsAD Paris und der UNO gemeinsam zum Thema Frieden und beschäftigen uns mit Interventionen als Kommunižation. In meinem ersten Semester haben wir uns mit der žKlasse Grafikdesign mit der Null, also der vollkommenen Reduktion, auseinandergesetzt. Man kann schon eine Linie erennen.

Giada: Ich würde sagen, in der Klasse Kampagnen geht es darum, Menschen für relevante Themen zu sensibilisieren und sie zum Denken und Handeln anzuregen – und das mit allem, was visuell und sprachlich wirt und funktioniert.

Alex: Es gibt aber immer auch die Möglichkeit, die Projekte mit den eigenen Themen zu verbinden.

Charlotte: Und es ist eine gute Zeit in der Klasse zu sein, weil sie sich gerade noch entwickelt. Man kann Impulse setzen.

Shilong: Aber vor allem ist es eine Klasse, in der man viel Spaß haben kann.

 

Quelle: Klasse Kampagnen

Die Bedeutung von Musik im Konzentrationslager Theresienstadt zeigt die Performance mit Zeitzeug_innenberichten sowie Liedern und Texten der jüdischen Schriftstellerin Ilse Weber, aufgeführt am 27.01.23 zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus von Charlotte Riemann und operationderKuenste.

Quelle: Josephine Aymar, Anna Beilmann, Lisa Leitgeb, Willie Neumann, Paul Pacher und Iuliia Volokhina

Die Null wird in dieser Arbeit von Josephine Aymar, Anna Beilmann, Lisa Leitgeb, Willie Neumann, Paul Pacher und Iuliia Volokhina als Zentrum eines dialežtischen Prozesses verstanden, der immerfort zwischen zwei Gegensätzen hin und her oszilliert. In einem Experiment reagieren die Gestalter_innen in einem reislauf aufeinander. Ein Gemeinschaftsprojekt mit der Klasse Grafikdesign.

Quelle: Josefine Nitzsche

Josefine Nitzsche fordert Social Media Nutzer_innen mit der Kampagne „I don’t follow – xxplain“ mit Filmen, Stickern und Informationen dazu auf, sich gegen misogyne Inhalte zu wehren. So wird diesen die Reichweite genommen und sexistisches Gedankengut eingeschränkt. @idontfollowxxplain

Quelle: Alexandra Trinkl

#SEXISMUSWS von Alexandra Trinkl beinhaltet Erfahrungsberichte von Sexismus bei der Wohnungssuche und versucht dem Thema mehr Aufmersamkeit im öffentlichen Raum zu schenken. Wild plažkatiert wurde auch.

Quelle: Julius Riek

Julius Riek erzählt eine alltägliche Geschichte von einem Moment der Einsicht. Denn Toleranz ist möglich – wenn wir unsere Muster hinterfragen. Verteilt wurde die Publikation über die Magazinhalter der BVG.

Quelle: Klasse Kampagnen

Das Korporate Design der Klasse Kampagnen spielt mit dem K. Und deshalb hat die eigens dafür geschaffene Schrift auf der Basis des Fonts Case von Ralph du Carrois (Fontwerk) viele verschiedene ks. Von Julius Riek und Josefine Nitzsche, angeleitet von Anja Steinig.

Quelle: Volokhina und Shilong Xu
Quelle: Volokhina und Shilong Xu

Mit „Monsterrüben“ wollen Iuliia Volokhina und Shilong Xu die Wahrnehmung von krummem Obst und Gemüse verändern: von hässlich zu zauberhaft.