Die Arbeit zeichnet die Geschichte der Ukraine in drei tragischen Kapiteln nach: Völkermord an den Krimtataren, Holodomor und Zwangsarbeit von Bauern aus Zentralasien im Süden des Landes. Das Echo dieser Kämpfe ist heute lauter als je zuvor, denn die faschistischen Ideologien und das Ausmaß des Terrors in Russland erreichen rasch ihren Höhepunkt. Der kolonialistische Imperativ lautet: Ergebt euch oder ihr werdet vernichtet. Doch je stärker das Imperium die ethnisch motivierte Gewalt diktiert, desto größer wird der Widerstand. Das Erinnern ist ein Werkzeug des Widerstands. Wir nehmen die Bruchstücke der zersplitterten und verstreuten Geschichten aus der Vergangenheit auf, setzen sie zusammen und finden die Muster, die perfekt auf die heutige russische Politik passen. Die NKWD-Truppen brauchten weniger als drei Tage, um 1944 die gesamte krimtatarische Bevölkerung nach Zentralasien zu deportieren. 46 % der Menschen starben auf dem Weg dorthin. Das über Jahrhunderte gewachsene Wissen über Bewässerung und Gartenbau ging für immer verloren. Die Halbinsel verwandelte sich in eine Wüste. 70 Jahre später kamen die russischen Besatzer zurück, um nun die Krimtataren zu verjagen und ihre Gärten und ihr Land trockenzulegen. Um Baumwolle anzubauen, eine wesentliche Komponente der Schießpulverproduktion und strategischer Rohstoff für die Rote Armee, siedelten die sowjetischen Behörden 20.000 Familien aus Zentralasien in die Ukraine um, die klimatisch für diesen Anbau ungeeignet war. Heute werden Männer aus Zentralasien, die in Russland arbeiten, zunehmend zum Militär angeworben, da Moskau darum ringt, seine dezimierten Streitkräfte zu erneuern. Trotz ihrer fruchtbaren Böden ist die Ukraine im 20. Jahrhundert drei Mal fast verhungert. Die Hungersnöte 1921-23 und 1946-47 kosteten mehr als 2 Millionen Ukrainer das Leben; bei dem vom Moskauer Politbüro organisierten Völkermord 1932-33 zur Niederschlagung der ukrainischen Bauernaufstände starben 4,5 Millionen. Die Nationale Genbank, die 39.000 einzigartige genetische Pflanzenproben aus der Ukraine enthält, geriet wiederholt unter russischem Beschuss. Fast 1,6 Millionen Zivilisten wurden in die Russische Föderation zwangsumgesiedelt und terrorisiert. In unserer Arbeit versuchen wir, eine zukünftige Agrargemeinschaft jenseits des neoliberalen Extraktivismus und der als Kommunismus getarnten totalitären Sowjetprojekte zu entwerfen. Imagination ist auch ein Werkzeug des Widerstands. Wenn das Imperium fällt, werden wir bereit sein.

Arwina Afsharnejad und Daria Kozlova studieren in der Lensbased Class von Prof. Hito Steyerl. arwina.net; dariakozlova.net