Ferdinand Dölberg, „Am Ende die Leerstelle“, 2023
„Am Ende die Leerstelle"
Acryl, Kreide, Kohle, Papier auf Leinwand, jeweils 210 x 140 cm
[…] In Ferdinand Dölbergs Ausstellung „Am Ende die Leerstelle“ wird der Tod ganz buchstäblich als eine andere Seite verhandelt: Das Grundstück des verstorbenen Vaters des Künstlers grenzt an einen Friedhof, nur ein Zaun trennt den Bereich des blühenden Lebens, den Garten, von dem des Todes, der ebenso blühenden Grabstätten. An dem Zaun lehnt eine Leiter. Man kann sie benutzen, um einen Blick auf die andere Seite zu wagen oder auch darüberzuklettern. Der Blick auf den Friedhof ist ebenfalls ein Blick in die (eigene) Zukunft. Erst seit er sozusagen die Seite gewechselt hat, benutzt der Künstler diese Leiter, um seinem Vater einen Besuch abzustatten. In Ferdinand Dölbergs PorträtSerie sehen wir diejenigen, die auf der anderen Seite hinterblieben sind – fast muten sie an wie Erscheinungen, als trügen sie einen Teil der Seele ihrer verstorbenen Angehörigen mit sich. Sie halten Objekte in den Händen , profane Artefakte, die die Verstorbenen zurückgelassen haben: einen Kelch, einen Regenschirm, eine Wärmelampe, eine Sackkarre, einen Blumenstrauß. […] Die Trauernden haben alle ihre eigene Form der Spiritualität, man glaubt sie in ihrem durchdringenden, ernsten Blick zu erkennen. Man kann ihnen sowohl Melancholie und Leere als auch Heiterkeit unterstellen. Leicht überlebensgroß schauen sie auf uns […] hinab, beschwören die Präsenz der Verstorbenen mit ihrer Hingabe an sie herauf, sehen fast selbst aus, als wären sie im Himmel oder zumindest in einem Limbo zwischen Leben und Tod, eine Annäherung an jene unerreichbare andere Seite. Sie sind die Leiter heraufgeklettert, um mit fast nüchternem Blick über den Zaun zu schauen, wo (unsichtbar) die Toten liegen. […]
Olga Hohmann, „Auf der anderen Seite“, Auszug aus einem Text zur Ausstellung in der Galerie Anton Janizewski, Juni 2023. Ferdinand Dölberg studiert Bildende Kunst in der Klasse von Prof. Thomas Zipp.