Anat Homm, „Studie nach Rubens“, 2024

Quelle: Installation view, Fotos: Raphaël Fischer-Dieskau

Quelle: Installation view, Fotos: Raphaël Fischer-Dieskau

Ich möchte den Eingriff darstellen, die Intensität, die ein Kunstwerk
bekommt, wenn es eine Grenze durchschreitet – die der
menschlichen Haut. Meine Arbeit will heftige Empfindungen
und instinktive Reaktionen provozieren, sie soll übergriffig
sein, genau wie der dargestellte Moment. Das Relief ist inspiriert
von Rubens‘ „Der Höllensturz der Verdammten“, 1620. Ich
bin fasziniert von den fallenden Körpern auf seinem Gemälde
und habe ihre Bewegung hier aufgegriffen. Zwischen Himmel
und Hölle verschmelzen menschliche Körper zu einer Masse aus
Fleisch. Es ist ein eindrückliches Bild für die Ambivalenz unserer
eigenen Fleischigkeit – der Körper kann vollkommen und schön
sein und zugleich schauderhaft. Darauf habe ich mein Motiv
reduziert. Dieses schrecklich Schöne ist hier ein Schock, jenseits
von Erläuterung oder Wertung. Die Haut habe ich dem Körper
entzogen und damit seine Verwundbarkeit und Vergänglichkeit
in den Vordergrund gerückt. Die Farben im Inneren eines
Körpers erinnern mich an Blumenbouquets. Diese Ähnlichkeit
habe ich herausgearbeitet, weil Blumen ein Symbol von Vanitas
und Erotik sind.
Mein Schaffensprozess ist skulptural und malerisch zugleich.
Ich modelliere die Wachskörper und überziehe sie danach mit
mehreren Schichten aus Ölfarbe und Wachs in verschiedenen
Transparenzen.

 

Anat Homm studiert Bildende Kunst in der Klasse von
Prof. Karsten Konrad. Sie wurde mit dem Anerkennungspreis der
Ursula-Hanke-Förster-Stiftung 2023 ausgezeichnet. @anat_homm