„Blumenkohlohren”, die man bei Kampfsportler*innen häufig sieht,
sind mehr als einfach nur Körpertransformationen. Im Gegensatz zu
anderen Sportarten „spielt” man in den Kampfsportkünsten nicht,
das Ringen, Boxen und Kämpfen zeigt eine einzigartige Bereitschaft,
bis an die äußersten Grenzen des eigenen Körpers zu gehen. Die Arbeit
ist eine Typologie von 24 Fotos, die in MMA-, Jiu-Jitsu-, Ringerund
Judo-Sporthallen in Berlin und Istanbul aufgenommen wurden.
Sie zeigt das jeweils unverwechselbare Ohr von Kampfsportler*innen
aus verschiedenen Ländern.
Die Ohren werden im Training und im Wettkampf häufig verletzt. Das
Besondere an den „Blumenkohlohren“ ist, dass sie, im Gegensatz zu
anderen Verletzungen, nicht auf die übliche Weise heilen. Sie bleiben,
und als eine dauerhafte Transformation werden sie Teil einer
Identität. Körperliche Veränderungen dieser Art gab es auch schon
im antiken Griechenland, etwa bei den Ringern. Sie in einen historische
Kontext zu stellen, verleiht dem Phänomen eine zusätzliche Dimension
und zeigt, wie Körperveränderungen über Kulturen und Zeiten
hinweg mit der Identität von Kämpfer*innen verbunden sind. Die
„Blumenkohlohren“ symbolisieren deren Selbstdisziplin, Opferbereitschaft
und erzählen ihren Weg im Kampfsport.
Ich besuchte mehrere Gyms in Berlin und Istanbul, wo ich mein Projekt
vorstellte und eine Einwilligungserklärung für die Teilnehmer*innen
bereitstellte, um ihre Rechte zu schützen. Ich begann zunächst
mit einer typologischen Dokumentation der „Blumenkohlohren“. Der
Austausch mit den Athlet*innen und die Geschichten, die sie mir erzählten,
eröffneten eine weitere Ebene: Die rein visuelle Dokumentation
begann, sich mit Persönlichkeiten und Identitäten zu füllen.
Das veränderte meine Perspektive und ließ mich erkennen, dass die
Ohren mehr als nur körperliche Marker sind. Das Projekt blieb zwar
auf die visuelle Dokumentation der „Blumenkohlohren“ fokussiert,
aber meine Neugierde auf die Menschen und deren sehr persönliche
Geschichten war geweckt und wird sicher meine weitere Arbeit
beeinflussen.

Eymen Sahin studiert Visuelle Kommunikation. Das Projekt ist seine
Bachelorarbeit. @_eymensahin