Neue Professoren am Einstein Center Digital Future
4. Juni
Am 1. Juni 2018 hat Prof. Dr. Sebastian Köhler seine Juniorprofessur an der Charité und am Berlin Institute of Health mit dem Titel „Methods for Digital Phenotyping“ angetreten. Die Juniorprofessur ist am ECDF assoziiert. Prof. Dr. Jan Nordholz besetzt die gemeinsame Professur der Physikalisch Technischen Bundesanstalt Berlin und der Technischen Universität Berlin am ECDF „Secure and Trustworthy Network-Attached System Architectures”. Dritter im Bunde der neuberufenen Professoren ist Prof. Dr. Stefan Kirchner. Er leitet das Fachgebiet „Sociology of Working Worlds‘ Digitalization“ an der Technischen Universität Berlin. Die Professur wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.
In den kommenden Monaten erwartet das ECDF weitere Berufungen und Dienstantritte unter anderem an der Universität der Künste Berlin und an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Derzeit forschen 13 junge Professor*innen in den Bereichen „Digitale Gesundheit“, „Digitale Industrie und Services“, „Digitale Gesellschaft und Geisteswissenschaften“ sowie im Kernbereich „Digitale Infrastruktur, Methoden und Algorithmen“.
Amaya Steinhilber ist die neue Geschäftsführerin des ECDF. Die 37-Jährige hat ihre Arbeit Mitte Mai aufgenommen. „Es ist faszinierend zu sehen, wie die Berliner Universitäten in diesem Projekt zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen“, sagt sie. „Ich freue mich auf die Forschungsideen unserer Professorinnen und Professoren und möchte den Austausch mit unseren verschiedenen Partnern weiter vorantreiben.“ Zuvor war Amaya Steinhilber wissenschaftliche Geschäftsführerin des Exzellenzclusters „Bild Wissen Gestaltung. Ein Interdisziplinäres Labor“ an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Über die neuberufenen Professoren
Prof. Dr. Sebastian Köhler studierte Bioinformatik an der Freien Universität Berlin, wo er auch promovierte, bevor er eine Postdoktoranden-Stelle an der Charité antrat. In der Forschung beschäftigt sich Sebastian Köhler schwerpunktmäßig mit drei Themen: Zum einen setzt er die Erstellung einer Ontologie, also einer standardisierten, umfassenden und rechnertauglichen Beschreibung von phänotypischen Merkmalen einer Krankheit, im Besonderen sogenannter seltener Erkrankungen, fort. Zweitens sollen diese standardisierten Beschreibungen gemeinsam mit Daten von internationalen Partner*innen eine Datenbank bilden, die eine umfassende und qualifizierte Suche ermöglicht. Der dritte Forschungsschwerpunkt kombiniert die phänotypischen Daten mit Daten aus der Präzisionsmedizin (Genomsequenzierung einzelner Patient*innen), um so neue Erkenntnisse vor allem im Bereich der seltenen Erkrankungen zu gewinnen. „Menschen mit seltenen Erkrankungen warten durchschnittlich 5 bis 30 Jahre auf eine Diagnose und müssen sich während dieser Zeit typischerweise bei drei oder mehr Ärzten vorstellen“, sagt er. Die Synchronisation der phänotypischen Merkmale eines Patienten mit den Daten seiner Exom- oder Genomsequenzierung könne die Diagnose deutlich erleichtern.
Prof. Dr. Jan Nordholz begann an der TU Berlin erst Mathe und Physik zu studieren, wechselte dann aber nach wenigen Semestern zum Fachgebiet Informatik, wo er auch promovierte und seine erste Postdoc-Stelle antrat. Heute beschäftigt sich der Informatiker in der Forschung vor allem mit der Konstruktion von Sicherheitssoftware, die eine sichere Netzwerkarchitektur garantiert, indem sie unter anderem dafür sorgt, dass verschiedene Systeme auf einem Rechner sicher und getrennt voneinander laufen. „Ein Beispiel wäre ein Smartphone, auf dem zwei verschiedene Nutzerumgebungen installiert sind, eine firmeninterne und eine private. Es ist entscheidend, dass die Daten der beiden Umgebungen sicher voneinander getrennt sind, damit sich der Virus, den man sich eventuell beim privaten Surfen in Netz eingefangen hat, nicht auf die firmeninterne Nutzerumgebung übergreifen und Betriebsgeheimnisse ausspähen kann“, so Nordholz.
Laut Prof. Dr. Stefan Kirchner führt die allumfassende Digitalisierung zu einem Paradigmenwechsel der Arbeitswelt. Der 38-Jährige beforscht unter anderem, wie Marktplattformen wie „Uber“, „Airbnb“ oder auch „Ebay“ die Arbeitswelt verändern und setzt diese Veränderungen in einen internationalen Kontext. Die digitalen Plattformen treten nicht als Arbeitgeberinnen in Erscheinung, sondern sie bieten eine Infrastruktur, die es Dritten ermöglicht, in Konkurrenz mit bestehenden Märkten wie dem Taximarkt oder dem Einzelhandel zu treten. Daraus ergeben sich auch neue Definitionen für Arbeit: Das Privatauto zur Verfügung zu stellen oder etwas auf Ebay zu verkaufen ist faktisch Arbeit. Diese findet aber außerhalb des formal organisierten Arbeitsbereichs mit Mindestlohn, Arbeitszeitregelungen, etc. statt. Solche Plattformen boomen und bekommen schnell eine große Marktmacht. „Das kann erhebliche Auswirkungen auf Beschäftigungssysteme, Marktordnungen oder auch Regulierungsmöglichkeiten des Staates haben“, erklärt Kirchner.
Über das Einstein Center Digital Future
Das Einstein Center Digital Future (ECDF) ist ein interdisziplinäres Projekt der Technischen Universität Berlin, der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität der Künste Berlin. Insgesamt sollen 55 Professor*innen an den Universitäten und den beteiligten Hochschulen berufen werden. Das ECDF begreift sich als hochschulübergreifender Nukleus für die Erforschung und Förderung digitaler Strukturen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Das mit 38,5 Millionen Euro ausgestattete Projekt will am Standort Berlin mehr Verknüpfungen im Bereich der Digitalisierung schaffen, neue Formen der Zusammenarbeit ausprobieren, sich auf innovative interdisziplinäre Spitzenforschung konzentrieren und exzellent ausgebildete junge wissenschaftliche Talente in die Hauptstadt holen.
KONTAKT
Simone Harr | Einstein Center Digital Future | Robert-Koch-Forum | Wilhelmstraße 67 | 10117 Berlin
E. simone.harr@tu-berlin.de | T. 0152 56705676 | W. http://www.digital-future.berlin