Die Choreographin und Performerin Claire Cunningham erhält den Ruf auf eine Einstein-Profil-Professur für „Choreography, Dance and Disability Arts“ am HZT Berlin
19. Juni 2023
Pressemitteilung
Die schottische Choreographin und Performerin Claire Cunningham erhält den Ruf, ab dem Wintersemester 2023/24 als Einstein-Professorin „Choreography, Dance and Disability Arts“ am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz (HZT) tätig zu sein. Im Rahmen ihrer Professur ist vorgesehen, dass Claire Cunningham für zunächst fünf Jahre am HZT lehren und forschen wird. Sie ist die erste Künstlerin, die den Ruf auf eine Einstein-Profil-Professur erhält. Claire Cunningham wird in Berlin u. a. ihren Schwerpunkt „Choreography of Care“ einbringen und weiterentwickeln.
Claire Cunningham nutzt und (zweck-)entfremdet ihre Krücken als Erweiterung ihres tanzenden Körpers, und die „Choreography of Care“ ist eine künstlerische Antwort auf Fragen, die sich aus ihrer kritischen Reflexion über Normativität ergeben. Wie Cunningham erklärt, geht es hierbei um „Praktiken der Aufmerksamkeit und des Beobachtens, die durch die gelebte Erfahrung von Behinderung und durch Crip-, Queer- und feministisches Denken geprägt sind.“
In Claire Cunninghams Arbeit am HZT werden die beiden Trägerhochschulen Universität der Künste Berlin (UdK Berlin) und Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (HfS Ernst Busch) eingebunden mit dem Ziel, inter- und transdisziplinäre Projekte zu entwickeln, an deren inklusivem Ansatz weitere künstlerische Studiengänge partizipieren können. Nach Rufannahme ihrer Einstein-Profil-Professur wird Claire Cunningham ebenso mit Kolleg*innen weiterer Berliner Universitäten und
Kulturinstitutionen zusammenarbeiten.
„Die Möglichkeit, die Arbeit, Techniken und Praktiken von behinderten Tanz-
künstler*innen und Choreograph*innen mit Studierenden zu teilen, diese Linien in einer angesehenen europäischen Tanz- und Kunstinstitution zu platzieren und die Ausbildung von behinderten Tänzer*innen und Choreograph*innen zu unterstützen ist eine ungeheuer spannende Aufgabe für mich. Ich freue mich darauf, meine eigenen Forschungen in einer neuen Konstellation von Kolleg*innen und Studierenden in Berlin zu vertiefen. Bei früheren Begegnungen mit HZT-Studierenden habe ich ihre Neugier und ihren Wunsch, sich zu engagieren und über das Studio hinaus zu lernen, als wirklich ermutigend empfunden, und ihr proaktiver Ansatz, aus einer Vielzahl von Erfahrungen zu lernen, unterscheidet sie von Studierenden, die ich anderswo kennengelernt habe,“ äußert sich die Choreographin.
Prof. Nik Haffner, künstlerischer Leiter des HZT, ergänzt: „Die Berufung der Choreographin Claire Cunningham zur Einstein-Professorin ist ein Meilenstein für den Standort Berlin, sowohl für den Tanz als auch für die Forschungs- und Hochschullandschaft; nicht zuletzt deshalb, weil Claire Cunningham ihre Kunst immer auch als Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen und als Aktivismus versteht. Die Einstein-Profil-Professur konnte auf dem Fundament des Berliner Projekts ‚Making a Difference‘ entstehen, das die selbstbestimmte Arbeit behinderter, Tauber und chronisch kranker Künstler*innen im Tanz seit 2018 fördert; zu den acht Organisationen dieses Netzwerks zählt seit Gründung auch das HZT.“
Die Leitungen der beiden Trägerhochschulen sehen die Ruferteilung als herausragenden Beitrag für die Verortung der künstlerischen Forschung und internationalen Wirksamkeit des Kunst- und Wissenschaftsstandorts Berlin.
Prof. Dr. Norbert Palz, Präsident der UdK Berlin: „Die Berufung Claire Cunnighams auf eine Einstein-Profil-Professur erweitert das künstlerische und wissenschaftliche Profil des HZT in relevantem Maße. Ihr interdisziplinäres Profil bietet interessante institutionelle Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den Künsten und Wissenschaften mit großer Strahlkraft über Berlin hinaus.“
Dr. Anna Luise Kiss, Rektorin der HfS Ernst Busch: „Es hat sich einiges in Bezug auf Inklusion in der Lehre der Künste an den vier künstlerischen Hochschulen Berlins getan. Die Einstein-Profil-Professur ‚Choreography, Dance and Disability Arts‘ stellt eine ideale Weiterführung dieser Entwicklung dar. Die Möglichkeit, Claire Cunningham zu erleben und mit ihr zusammenzuarbeiten, ist eine große Motivation und Bereicherung, die weit über das HZT und ihre Trägerhochschulen für den künstlerischen Ausbildungs- und Forschungsstandort Berlin Wirksamkeit entfalten wird.“
Mit den Profil-Professuren unterstützt die Einstein Stiftung Berlin Berufungen von Spitzenforscher*innen aus dem Ausland, die von herausragender strategischer Bedeutung für den Wissenschaftsstandort Berlin sind. Das Programm wurde mit großzügiger Unterstützung der Damp-Stiftung ins Leben gerufen. Erstmals vergibt die Stiftung eine Einstein-Profil-Professur an eine künstlerische Hochschule. „Claire Cunninghams Bereitschaft, nach Berlin zu kommen, ist eine Auszeichnung für unsere Stadt, und wir freuen uns, dass wir als Einstein Stiftung einen Beitrag dazu leisten konnten“, so der Vorstandsvorsitzende Prof. Martin Rennert.
Claudia Assmann
Leiterin Stabsstelle Presse / Kommunikation
Universität der Künste Berlin
claudia.assmann @intra.udk-berlin.de
Tel. 030 3185-2456
Das Hochschulübergreifende Zentrum Tanz Berlin (HZT) ist ein lokal und international ausgerichtetes Studien- und Forschungszentrum für eine kreative und kritische Auseinandersetzung mit Tanz, Choreographie, körperbasierten Praktiken und Performance. Gegründet 2006 startete es als vierjähriges Pilotprojekt im Rahmen von Tanzplan Deutschland, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes. Seit 2010 wird das HZT auf institutioneller Basis fortgeführt. Es wird gemeinsam getragen von der UdK Berlin und der HfS Ernst Busch, in vertraglich gebundener Kooperation mit TanzRaumBerlin, einem Netzwerk der professionellen Berliner Tanzszene. Das HZT bietet drei Studiengänge an: den Bachelorstudiengang Tanz, Kontext, Choreographie und die beiden Masterstudiengänge Choreographie (maC) und Solo/Dance/ Authorship (MA SODA). Studierenden wird am HZT eine Lehr- und Forschungsumgebung geboten, in der sie durch künstlerische, theoretische und kollaborative Praxis, transdisziplinäre Herangehensweisen, Kontextualisierung, Reflexion sowie im Dialog mit den Lehrenden und im Peer-Learning ihre eigene Arbeit im Feld zeitgenössischer Kunstpraxis entwickeln können.
Die Universität der Künste Berlin ist eine der wenigen künstlerischen Hochschulen Europas, die alle künstlerischen Disziplinen und die auf sie bezogenen Wissenschaften in sich vereint. An den Fakultäten Bildende Kunst, Gestaltung, Musik und Darstellende Kunst sowie den hochschulübergreifenden Zentren Tanz (HZT) und Jazz (JIB Berlin) und dem Zentralinstitut für Weiterbildung werden über 70 künstlerische, künstlerisch-wissenschaftliche und künstlerisch-pädagogische Studiengänge angeboten. Von rund 4.000 Studierenden hat etwa ein Drittel einen internationalen Hintergrund. Die Geschichte der Hochschule reicht zurück bis zur Gründung der brandenburgisch-preußischen Akademie der Künste im Jahr 1696. Ihre heutige Form erhielt die UdK Berlin 1975 durch den Zusammenschluss der Hochschule für bildende Künste und der Hochschule für Musik und darstellende Kunst zur Hochschule der Künste (HdK). Seit 2001 trägt die Universität der Künste Berlin ihren heutigen Namen. Mit mehr als 700 Veranstaltungen im Jahr trägt sie maßgeblich zum kulturellen Leben der Stadt bei.
Präsident der UdK Berlin ist seit dem 1. April 2020 Prof. Dr. Norbert Palz.
Die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch bildet in sieben Studiengängen aus: Schauspiel, Regie, Dramaturgie, zeitgenössische Puppenspielkunst, Spiel und Objekt, Choreographie sowie Bühnentanz. Diverse künstlerische Handschriften wurden und werden durch renommierte Theater-, Tanz- und Filmpersönlichkeiten in die Hochschule hineingetragen. International anerkannte Dozent*innen prägten und prägen das Profil der Hochschule und tragen zu ihrem bemerkenswerten internationalen Ruf bei. Zahlreiche Absolvent*innen zählen zu den herausragenden Künstler*innen des Landes. Eine tiefe Verwurzlung in der Theater-, Tanz- und Filmlandschaft zeichnet die Hochschule aus.
Die Einstein Stiftung Berlin ist eine gemeinnützige, unabhängige und wissenschaftsgeleitete Einrichtung, die als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet wurde. Sie fördert Wissenschaft und Forschung fächer- und institutionenübergreifend in und für Berlin auf internationalem Spitzenniveau – und das seit über zehn Jahren. Rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – unter ihnen drei Nobelpreisträger – über 70 Projekte und sieben Einstein-Zentren wurden bislang gefördert. Für die Wissenschaft. Für Berlin.
Fotos von Claire Cunningham
Pressefotos zum Download
Beyond the Breakwater von Paul Blakemre Countesy of Situations
Porträt von Bea Borgers