Das Stendhal-Syndrom
Römische Fragmente, oder: Reizüberflutung durch Kunst in Rom
Das Stendhal-Syndrom bezeichnet die Überforderung eines Individuums angesichts der Fülle und Bedeutung der Kunst in italienischen Städten, allen voran Roms. In seinen Promenades dans Rome konfrontierte uns Stendhal mit seinen profunden Kenntnissen über die Ewige Stadt – und gleichzeitig mit seiner vollständigen Reizüberflutung angesichts der überwältigenden Schönheit einer Jahrtausende alten Kultur. Die italienische Psychologin Graziella Magherini, die das Syndrom erstmals wissenschaftlich beschrieb und ihm auch seinen Namen gab, sprach vom "Verlust der Kohäsion des Selbst". Das klingt fundamental.
Wir reisen mit zwei – umso schlimmer! – Fachgebieten des Studiengangs Architektur nach Rom und setzen uns dem Problem Stendhals und zahlreichen anderen Grand-Tour-Reisenden aus. Mit Stendhals (fingiertem) Shakespeare-Zitat werden wir dort ausrufen müssen: "Mein Freund, Ihr macht mir einen gar misanthropischen und missgünstigen Eindruck? – Ich habe zu früh die vollendete Schönheit gesehen." Sollte man also besser nicht nach Rom reisen, wenn es doch krank macht? Leider löste auch der Rom-Entzug bei Goethe eine Art von Krankheit aus, von der ihn nur Rom selbst, "nur der Anblick und die Gegenwart heilen konnte."
In Kooperation mit Prof. Dr. Gabriele Schultheiß – Gartenkultur und Freiraumentwicklung