Semesterarbeiten Werner Düttmann
Werner Düttmann – Grundrisse einer besseren Welt
2021 -+-. Band 10
Werner Düttmann zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten Architekten der Berliner Nachkriegszeit. Seit den 1950er Jahren war er an maßgeblichen Bauten, Ensembles und Planungsmaßnahmen im westlichen Berlin beteiligt, als Senatsbaudirektor und nicht zuletzt auch als Präsident der Akademie der Künste aktiv sowie in unzähligen Wettbewerbsverfahren involviert. Er beeinflusste so auf vielfältige und seinerzeit durchaus auch umstrittene Art und Weise das Baugeschehen in der einen Hälfte der geteilten Stadt. Zu seinen bekanntesten und typologisch wie räumlich innovativsten Bauten zählen die Akademie der Künste am Hanseatenweg, das Brücke-Museum in Dahlem oder die mittlerweile durch einen rabiaten Umbau nicht mehr in ihrer originalen Raumstruktur erlebbare Kirche St. Agnes in Kreuzberg sowie deren zum Glück besser erhaltenes Pendant St. Martin im Märkischen Viertel. Der Großteil seiner Tätigkeit aber betraf den Wohnungsbau in Form des Wiederaufbaus in der unmittelbaren Nachkriegszeit, des Massenwohnungsbaus in der Zeit der 1960er und frühen 1970er Jahre sowie die bislang eher weniger beachteten kleineren und mittleren Wohnanlagen.
Jenseits ausgetretener und meistens nichtssagender Stil- und Epochenbegriffe, deren Kategorisierungen nicht nur wenig hilfreich, sondern häufig sogar verfälschend einer Aufarbeitung der viel komplexeren Inhalte und Bedeutungsebenen entgegenstehen – "Brutalismus" und "Nachkriegsmoderne" sind davon nur die zurzeit am meisten verwendeten und in ihrer innewohnenden Exklusivität gerade am Werk Düttmanns und seinem Entwurfsdenken vorbeizielenden Ordnungsversuche – widmete sich ein Seminar im Studiengang Architektur der Universität der Künste Berlin dem Werk von Werner Düttmann sowie seiner Entwurfsmethodik. Thema waren die städtebaulichen, architektonischen und typologischen Leitgedanken seiner Zeit, deren übergreifende Bedeutungsebenen er auch in häufig unpublizierten Texten reflektierte. Vor allem aber ging es um die grundlegende Anlage der Gebäude, ihre Grundrissen, ihr Verhältnis von Konstruktion und Hülle sowie die Frage der vielfältigen Durchdringungen von Innen und Außen.