HÄUSER FÜR PFLANZEN

Quelle: lu

HÄUSER FÜR PFLANZEN

"Under the transept especially, you forget that there is a roof overhead; 
trees, fountains, flower beds and statues […] contribute to the description that you are in a garden under the open sky."
Quote from an anonymous visitor after viewing the Crystal Palace in September 1851, in: Drouet, Laura et al.: Greenhouse Stories: A Critical Re-Examination of Transparent Microcosms. 1st edition. Eindhoven, 2023.


Orangerie oder Gewächshaus? Wintergarten oder Winterpalast? Kalthaus, Warmhaus, Tropenhaus oder Palmenhaus - wovon erzählen die verglasten Bauten, die wir heute als Referenz für neue Architekturen verwenden? Wer entwarf sie, zu welchem Zweck und wann zog die Pflanze in den Topf und schließlich zu uns ins Wohnzimmer? 
Schlösser und Paläste wurden für Orangen- und Zitronenbäume, für Palmen, Feigen und Baumfarne gebaut, die in Form von Nutzpflanzen, Zierpflanzen oder als wissenschaftliche Sammlungen dort ihren Platz fanden. Die Faszination für das Nebeneinander klarer architektonischer Form und der anmutig geschwungenen Gestalt von Pflanzen reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück und begleitet uns bis in die Gegenwart. Die Motivation, Pflanzen in Gebäuden zu halten, wandelte sich im Laufe der Zeit und reicht vom Ausdruck kolonialer Macht, über die Verwendung als ästhetisches Gestaltungsmittel, bis zur kommerziellen Nutzbarmachung im öffentlichen Bereich. Aus Häusern für Pflanzen entwickelten sich Räume für Pflanzen, die angegliedert an Wohn- und Aufenthaltsräume - als Wintergärten, Blumenfenster, Terrassentreibhäuser, verglaste Atrien - Raumfragmente bilden, die weniger der Zweckerfüllung eines Pflanzenhauses als vielmehr dem menschlichen Wohlbefinden dienen. Das sich wandelnde Verhältnis des Menschen zur Natur manifestiert sich in der Entwicklung dieser Räume und Raumfragmente und drückt sich heute wohl am deutlichsten in der Suche nach einer energieeffizienten, klimagerechten Bauweise aus. Dabei fristen Pflanzen in ihren Häusern ein ambivalentes Dasein, domestiziert und gleichzeitig erinnernd an eine Welt jenseits asphaltierter Straßen. 
Die lange Entwicklungsgeschichte der Häuser für Pflanzen und Pflanzen in Häusern sowie eine gestalterische Auseinandersetzung mit unserer Umwelt gewinnt vor dem Hintergrund globaler Klimaprobleme an gesellschaftspolitischer Bedeutung und beeinflusst das aktuelle und zukünftige Entwerfen. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema eröffnet eine Bandbreite an weiteren Diskussionsfeldern, die wir auf Exkursionen, im Gespräch und anhand von Beispielen in der UdK verhandeln wollen.

Carina Kitzenmaier und Lilith Unverzagt


Seminar, Fr., 11:15-12:45, Raum 336 und Orte werden bekannt gegeben.

Beginn: 25.10.2024, 11:15

BA Module 12/14 = 3ects; MA Module 3/5 = 5ects

Anmeldung mit Motivationsschreiben an l.unverzagt@udk-berlin.de