weiterbauen, weiterdenken
Das Jahr 2017 beendet die zur Lutherdekade ausgerufene Folge von Themenjahren rund um den Mansfeldischen Reformator und sein als Thesenanschlag berühmt gewordenes Manifest. Bild-, Schrift- und Musikwelten, Bildung, Freiheit und Politik wurden in ihrer jeweiligen Relation zur Reformation beleuchtet und an ein interessiertes, vor allem aber wachsendes Publikum vermittelt. Das Ende der Jubiläumsveranstaltungen stellt damit auch einen vorläufigen Kulminationspunkt einer touristischen Inszenierung von Vergangenheit par excellence dar.
Dass sich das Interesse an Martin Luther ausgerechnet in einem weitestgehend säkularisierten Umfeld ausbreiten und etablieren konnte, zählt zu den seltsamen Paradoxien dieser Region. An dieser erstaunlich lang andauernden und ununterbrochenen Vergegenwärtigung haben daher vor allem die protestantischen und bildungsbürgerlichen Pilger und Touristen ihren Anteil – aus Nordamerika, Südkorea oder Europa. Sind es doch deren Projektionen von außen, die sich schon frühzeitig in Wittenberg, Eisleben und Mansfeld, aber natürlich auch auf der Wartburg, in Erfurt oder in Hohenschwangau an den konkreten und überlieferten Orten festmachten. Auch in unserer digitalisierten Zeit scheint ein Nacherleben am ehesten in räumlicher Nähe zu den baulichen und dinglichen Überresten möglich.