Mit diesem Projekt möchten wir uns mit der Utopie einer Stadt auseinandersetzen, die das Fahrrad im Kontext der Stadt als soziale Erfindung feiert. Der Humanismus des Radfahrens ist eine reale Utopie schreibt Marc Augé in „Eloge de la bicyclette“. Das Fahrrad ist wieder mehr geliebt und genutzt. Aber kann ein Transportmittel, das im ökologischen, recourcenschonenden, platzsparenden, vernünftigen, bescheiden Pragmatismus gefangen zu sein scheint, Ausgangspunkt für eine neue Idee von Stadt sein? Wie kann eine Fahrradstadt Berlin aussehen? Dieser Aufgabe wollen wir uns in diesem Semester stellen!

Wir möchten uns mit Stadt- und Sozialutopien der Vergangenheit auseinandersetzen. Jene, die reale Spuren in Berlin hinterlassen haben (Scharouns „Kollektivplan“) genauso wie fiktive Gedankenkonstruktionen, die wie Koolhaas’ „Exodus“ oder Archigrams „Walking City“ Stadtwelten mit anderen Regeln gedacht haben. Wir wollen zusammen aktuelle Diskurse und die Rhetorik um das Fahrrad in der Berliner Gesellschaft beleuchten. Welche Ziele verfolgen Initiativen wie „Radbahn unter der U1“ oder "Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln“, politische Demonstrationen wie die „Critical Mass“ und der „Volksentscheid Fahrrad“?

Am Ende des Semesters wollen wir eine Utopie vorstellen! Innerhalb eines definierten Untersuchungsgebiets in Berlin soll durch die Überlagerung von eigenständigen Ideen eine dichte gemeinsame Erzählung entwickelt werden. Diese kann sich zusammensetzen aus großmaßstäblichen Stadtutopien, architektonischen Zukunftsentwürfen, einem kuriosen Vehikel als gebautem 1:1-Prototyp oder einer künstlerischen Performance. Anknüpfend an stadtgesellschaftliche Realitäten und utopische Stadtwelten wollen wir gemeinsam eine radikale Vision für eine Fahrradstadt Berlin erzählen.

Wir verstehen das Projekt als Arbeitsprozess, der sich je nach individuellen Interessen und Schwerpunkten der einzelnen Studenten entfaltet. Wir bieten eine Zeitstruktur und eine kontinuierliche Betreuung in wöchentlichen Studio-Meetings an. Wir erwarten die Fähigkeit und Motivation selbständig zu arbeiten. Wir verstehen das Studio als Ort für eine fortlaufende Verhandlung.

Dienstatgs 14.00-18.00h Atelier 401

max 15 Teilnehmende