Einführung
Die Kunstströmung der Computerkunst der 1960er und 70er Jahren war Bestandteil einer, an den europäischen Fragen zu Stadt und Gesellschaft laborierenden, internationalen Nachkriegsavantgarde, welche sich vornehmlich aus Künstlern, Wissenschaftlern, Philosophen und Ingenieuren zusammensetzte. In ihrem methodischen Ansatz verquickten diese transdisziplinär agierenden Akteure neue Theorien von u.a. Architektur, Kybernetik und Kognition. Diese „algorithmischen“ Künste sind nicht von einer zeitgeschichtlichen Folie deutscher und europäischer Nachkriegsgeschichte abzulösen, sie scheinen im jeweiligen künstlerischen Zugang zu systemischen Planungsmethoden und strukturalistisch motivierten pädagogischen Konzepten der späten 50er Jahre und frühen 60er auf.
Gerade die Pioniere der computergestützten Kunst nahmen bei der Untersuchung der entstehenden Themenfelder eine besondere Rolle ein, waren sie es doch, die mithilfe primitiver Soft- und Hardwarekomponenten künstlerische und theoretische Werke von hoher Radikalität und Komplexität -im Sinne eines Neuanfangs von Kunst, Politik und Gesellschaft- umsetzten konnten. Der propagierte wissenschaftlich–künstlerische Zugang führte in der Folge zu bahnbrechenden Werken in Graphik, Bildhauerei, Installationskunst und äußerte sich in einer regen Ausstellungs- und Publikationstätigkeit und Theoriebildung. Im Fokus stand dabei eine grundsätzliche Neukonzeption künstlerischer Methodologien und Bildsprache im Angesicht technologischen Fortschritts und geschichtlicher, sozialer und politischer Veränderung.
Computergestützte Technologien operieren heute wie gestern als gestalterische und strukturierende Akteure und prägen davon abhängige architektonische, konstruktive und künstlerische Diskurs- und Entwurfsprozesse. Die technologischen Ausgangsbedingungen haben sich heute jedoch tiefgreifend verändert. Unsere Konferenz sucht das generationenübergreifende Zwiegespräch mit einer historischen Avantgardegeneration um so gemeinsam neue Perspektiven auf aktuelle technologische Entwicklungen in künstlerisch-gestalterischen Prozessen gewinnen zu können.
Partner
Initiiert vom Fachgebiet Digitales und Experimentelles Entwerfen Prof. Dr. Norbert Palz am Studiengang Architektur der UdK Berlin in Zusammenarbeit mit der Hybrid Plattform der Universität der Künste Berlin und der Technischen Universität Berlin.
Mit freundlicher Unterstützung von Margit Rosen, ZKM Karlsruhe.