ABSTRACT CITY 11: Das unfertige Quartier
SoSe 12
Höchste Lebensqualität in verdichteten urbanen Situationen ist das vordringliche Anliegen in allen europäischen Metropolen. Als Vorbild wird die alte, gewachsene, mitteleuropäische Innenstadt gerne und oft zitiert. Diese Zentren sind Ziel und Begehrlichkeit jeder Stadtentwicklung, aber auch jedes Investors. Nicht nur die individuelle Qualität dieser öffentlichen Räum, sondern in Ergänzung dazu die nutzungsneutralen Innenraumstrukturen bieten optimale Bedingungen für ein modernes Leben- in den alten Strukturen. Ein herausstechendes Merkmal dieser Zentren ist die elastische und mühelose Adaption bzw. Erweiterung für neue Anforderungen. Möglich wird das alles, weil die Stadt „ Luft zum atmen „ besitzt. Also nicht die Einzelgebäude sind entscheidend, sondern das Gesamtgefüge- bestehend aus dem Zusammenspiel von öffentlichem Raum und individuell nutzbaren Strukturen, mit unscharfen Grenzen. Städtebau ist also nicht die Definition und das Herumgeschiebe von Baukörpern sondern vielmehr die Anwendung und intelligente Interpretation eines komplexen Regelwerkes- eher dem Schachspiel vergleichbar. Topografische und auch klimatische Parameter beeinflussen natürlich die Regeln und führen so zu einzigartigen Stadtkörpern, wie wir sie alle lieben und schätzen- z.b. Salzburg, Paris, Barcelona… Berlin wiederum ist einzigartig ist seiner Heterogenität: Hinter jeder Ecke eine andere Stadt, dazwischen offene, oft ungenutzte Flächen. Alles in einer Größenordnung, die (städtebauliche) Fehler verzeihen kann- weil : hinter der nächsten Ecke ist das Problem vergessen. Optimale Voraussetzungen für Experimente im großen Maßstab: Zur konkreten Entwurfsaufgabe: Der Bezirk Köpenick ist an uns herangetreten mit dem Wunsch ein großes, brachliegendes Areal an der Spree zu urbanisieren. Die Voraussetzungen sind phantastisch: im Norden die Spree, im Süden die Stadt, am Areal wenig, aber durchaus interessanter Baubestand und vor allem Berlin mit seiner Weitläufigkeit, die es erlaubt, die „Luft“ für Unvorhergesehenes als Entwurfsbestandteil zu integrieren, als Bestätigung unserer These, dass Stadt nicht von einer Generation einfach „fertig“ im sinne von „voll“ gebaut werden darf, sondern Stadt nur funktionieren kann, wenn sie im besten Sinne „unfertig“ bleibt.
Exkursion Frankfurt