RUNDGANG 19

Quelle: Marc Räder
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ABSTRACT CITY 22 Kreative Strukturen

Arbeitsmethoden im Bereich der Lehre und Forschung ändern und entwickeln sich nicht nur durch die unaufhaltbare Digitalisierung vieler Bereiche, sondern auch die Veränderung sozialer Gefüge benötigt geänderte Raumzusammenhänge.

Arbeiten und Wohnen sind keine strikt getrennten Bereiche mehr, Grenzen zwischen „privat“ und „öffentlich“ sind nicht mehr eindeutig definiert. Hierarchien verändern sich, in den Schulen wird (fast) nicht mehr frontal unterrichtet. Austausch von Wissen und Kommunikation quer durch alle Bereiche gewinnen an Bedeutung.

Die Kunsthochschule Weißensee platzt aus allen Nähten und kann räumlich ihre vorhandene „geistige Kapazität“ nicht mehr fassen.

Gesucht wird eine „Kreative Struktur“ zur Erweiterung der Kunsthochschule, die in der Lage ist kreative Prozesse zu fördern, aber auch allen pragmatischen Anforderungen genügt:

Studios, Lehrveranstaltungen aller Art, Werkstätten, Labors, Ausstellungen sind notwendig, sollen aber in ihren Zusammenhängen neu gedacht werden- vor allem auch in Verbindung zum Wohnen. Sollten nicht generell die Studierenden als „permanente“ Bewohner betrachtet werden- und die Lehrenden als Besucher?

Studentisches Wohnen ist für den Campus Weißensee vorgesehen- wie offen kann eine Verbindung Studio- Wohnbereich sein?

Und wie kann der Campus Weißensee möglichst schwellenlos in die bestehende Nachbarschaft vernetzt werden?

Als Erweiterungsfläche für die Kunsthochschule sind die nordwestlich anschließenden Kleingärten von der Stadt vorgesehen. Pragmatisch verständlich- aus Sicht der Gartennutzer unmöglich. Was tun?

Was ist eine zeitgemäße Kunsthochschule?

Beginnend mit einer Analyse unserer eigenen Räumlichkeiten und deren Problemen an der UdK und der Räumlichkeiten vergleichbarer Institutionen wollen wir eine Antwort für Weißensee entwickeln.

ABSTRACT CITY 21 UNORTE

Unter diesem Begriff denken wir an – meist urbane- Bereiche, die wir für einen dauerhaften Aufenthalt nicht in Betracht ziehen.

Berlin hat- wie jede andere Stadt auch, zahlreiche davon.

Diese „verlorenen“ Orte sind aber andererseits auch reizvoll, weil sie Leerstellen im Stadtkörper darstellen und damit Möglichkeitsräume für neue Nutzungen bieten.

Solche Leerstellen befinden sich durchaus auch in zentralen Bereichen- entstanden in Perioden völlig konträrer Auffassungen von Stadt.

Die „autogerechte Stadt“ der 1970- er Jahre beispielsweise, hat Berlin zwar einerseits das ICC beschert, mit großzügigstem Raumangebot für Nutzungen aller Art. Andererseits ist dieses riesige Konferenzzentrum aber eine „autistische“ Insel, eingebettet in fast undurchdringliche Verkehrsbänder-ein Unort par Exellence, und daher das Thema dieses Semesters.

Was dem ICC fehlt, ist die Einbettung in die Stadt, die Vernetzung mit der „aufenthaltsgerechten“ Stadt.

Stadt funktioniert zwar nicht, wenn nur gewohnt wird- aber eben auch nicht, wenn gar nicht gewohnt wird.

Uns interessiert die Einbindung in die Stadt- derzeit befinden sich dort nur monofunktionale Autobahnen, die man- wegen ihrer Aufständerung- herrlich mit einer Nutzungsstruktur verweben könnte- und so die Stadt zum ICC bringen.

Wir suchen daher eine Bebauungsstruktur, die sich mit den bestehenden Verkehrsbändern vernetzt und als (bewohnte) Künstlerateliers genutzt werden kann.

Künstler sind „Pioniere“ der Stadterweiterung.

Für viele (internationalen) Künstler und Kunstaffine Menschen war Berlin in den letzten Jahrzehnten Lebensmittelpunkt, auch wegen der einzigartigen räumlichen Möglichkeiten, die es hier gab: erschwingliche, spannungsvolle (Stadt-)Räume für alle. Mittlerweile sind die „offensichtlichen“ Möglichkeitsräume besetzt, bebaut, verspekuliert.

Solche- erst auf einen zweiten Blick erkennbaren „Baugründe“ sind daher eine Chance für die Stadt, neue, lebendige Stadtquartiere zu (er-)finden, wo vorher nur blinde Flecken waren.