Der Diskurs der Modernen in Gartenkunst und Landschaftsarchitektur
Wintersemester 2018/19
MA-Lehrveranstaltung im Modul 5 (5 ECTS)/ Modul 4 (3 ECTS)/ BA Wahlfach im Modul 14 (3 ECTS)
Veranstaltung montags 13.30 bis 15.00 Uhr, Raum 336
Einführung am 22.10.2018 13.30 Uhr, Raum 336
Anmeldung: Aushang Raum 343
Der Titel des Seminares „Der Diskurs der Modernen in Gartenkunst und Landschaftsarchitektur“ ist eigentlich selbsterklärend, könnte man annehmen. Was er offen lässt, ist, ob ein Theoriediskurs gemeint ist oder das, was ich einen Diskurs ästhetischer Praxen nennen möchte, und was es mit dem Plural „die Modernen“ auf sich haben könnte.
Letzterer soll nichts weiter als der Kürze halber alle Spielarten „der Moderne“ zusammenfassen, von der Klassischen Moderne Anfang des 20. Jhds. über die Nachkriegsmoderne, die Spätmoderne bis zur Postmoderne, von der nicht klar ist, wann sie angefangen hat und ob sie noch andauert.’
Unter „Diskurs“ verstehe ich im Kontext dieses Seminares den Diskurs der Artefakte, wenn man das so sagen kann, das Dauergespräch zwischen denen, die sich in Kunst, Architektur und Landschaftsarchitektur unter der Form materieller ästhetischer Hervorbringungen äußern; ein Gespräch also über Räume, Zeiten und auch Sprachen hinweg, weil es sich a-verbal vollzieht, im Modus ästhetischer Erfahrung und ihrer kontextbezogenen Transformation und Vergegenständlichung in einem anderen Objekt.
Mit anderen Worten betrachten wir einzelne konkrete, und wie ich finde, paradigmatische Projekte der Landschaftsarchitektur aus einem Zeit-Raum von 100 Jahren und sehen vielleicht von Fall zu Fall, wer mit wem geredet hat.
So lapidar diese Erläuterungen auch sein mögen, so ist die Zusammenstellung eines Tableaus paradigmatischer Freiraumarchitekturen gleichwohl nicht ohne theoretische Vorannahmen möglich.
Die hier wirksamste ist mein Begriff der ästhetischen Moderne, nach dem sie in allen ihren Präfix-Versionen wesentlich definiert ist durch ein Raumkonzept, dessen Kern die Idee des offenen fragmentierten durchlässigen Raumes ist. Außerdem wirkt da noch das ästhetische Urteil, das ein bestimmtes Projekt als künstlerisch gelungene und deshalb paradigmatische architektonische Lösung neuer sozialer Ansprüche und Erfordernisse wertet und ein anderes verwirft. Auch dieses Urteil ist weder voraussetzungslos, geschweige denn objektiv, wenn auch nicht subjektiv.
Thema des Seminares sind also im genannten Sinne paradigmatische Freiraumarchitekturen der im genannten Sinne verstandenen Moderne und ihre Entwerfer. Dank des Facettenreichtums räumlicher Erfahrung können unsere Protagonisten thematisch um Aspekte wie Licht, Farbe, Funktion, Tiefe, Fläche, Bewegung, Stille und Geräusch, aber auch um solche wie Konstruktion, Bedeutung, Typus gruppiert werden.
Demnach sieht das Tableau paradigmatischer Positionen in Gartenkunst und Landschaftsarchitektur der Moderne folgendermaßen aus:
Der Moderne Garten als künstlerisches Experiment: EMILE LEGRAIN + GABRIEL GUEVREKIAN
Natur als Bild und Folie: LE CORBUSIER
Funktion und Kunst: C. TH. SORENSEN + ROBERTO BURLE MARX
Licht und Raum: ISAMU NOGUCHI + LUIS BARRAGAN
Swingtime: THOMAS D. CHURCH + GARRETT ECKBO
Kontinuität und Bruch: DAN KILEY + MICHEL CORAJOUD
Choreographie im Raum: LAWRENCE HALPRIN
Landschaft: GÜNTHER GRZIMEK + ATELIER LOIDL
Fragment und Collage: MARTHA SCHWARTZ + ADRIAN GEUZE/ WEST 8
Dekonstruktion und Anverwandlung I: BERNARD TSCHUMI+ ALLAIN PROVOST/ GILLES CLEMENT
Dekonstruktion und Anverwandlung II: MIRALLES PINOS/ EMBT + VIAPLANA & PINON
Die Rückkehr der Literatur: CHARLES JENCKS + IAN HAMILTON FINLAY