Von Gärten und anderen Räumen. Alhambra: Al-Andalus vs Villa Medici Fiesole: Toskana

Blockseminar Wochenende Fr. 19.01. & Sa. 20.01.2018,  10-18 Uhr

Einführung Donnerstag  26.10.2017, 17:00 Uhr,   R 336 

Besprechungstermine: Do. 23.11. und Do. 14.12.2017

 

BA Modul 14, 3 ECTS (Referat  & Hausarbeit 12-15 Seiten à 2000 Zeichen)

MA Modul 04, 5 ECTS (Referat & Hausarbeit 16-20 Seiten à 2000 Zeichen)

BA Modul 13, 2 ETC, Referat und Thesenpapier

 

Auch Gärten sind Räume, und „Räume“ sind, so der wissenschaftliche Konsens, sozial produzierte bzw. konstruierte Räume, was nicht dasselbe ist und dann auch in sich jeweils Unterschiedliches heißt, aber auf jeden Fall der gesellschaftlichen Vermitteltheit jeden auch physisch-materiellen Raumes Rechnung trägt.

Die Gartentheorie greift bei der Beschreibung des Gartens als sozial vermitteltem Raum gerne auf Foucaults Begriff der Heterotopie zurück, demzufolge eine „Heterotopie“ eine „tatsächlich realisierte Utopie“ ist, in der die jeweiligen gesellschaftlichen Machtbeziehungen „repräsentiert, bestritten und gewendet sind“.

Den heterotopen Charakter des  - für ihn paradigmatischen safawidischen – Gartens macht Foucault an dessen räumlicher und symbolischer Ordnung fest, prominent getragen von einer orthogonalen kreuzaxialen Gliederung seines Rechtecks und einer spezifischen Ausstattung, die beide für ihn auf die Ideen der Vollkommenheit und Schönheit verweisen.

Bei Lichte besehen hängt das heterotope Moment damit letztlich am künstlerischen Gelingen dieser räumlichen Hervorbringung namens Garten, anders machte der Hinweis auf die ästhetische wie ethische Kategorie der Vollkommenheit, auf „Schönheit“ und das „Ganze“, keinen Sinn.

Da dieser paradigmatische safawidische Garten nun keine andere topologische und symbolische Ordnung hat als diese eine, müssen alle seine Elemente zwingend zugleich die spezifischen gesellschaftlichen Machtbeziehungen, die sie bestreiten und wenden, auch repräsentieren - nur dann kann er definitionsgemäß ein heterotoper Ort sein.

Was nun das Achsenkreuz betrifft, das der Topos, die grundlegende räumlich-materielle Organisationsstruktur in der Gartengeschichte seit dem 5. Jhd. vor Chr. bis zum Beginn des 18. Jhds. ist, so ist aus dem Heterotopie-Konzept zumindest abzuleiten, dass es historisch-konkret immer andere gesellschaftliche Machtbeziehungen ästhetisch repräsentiert und in dieser Repräsentation zugleich übersteigt -  eine Komplexität also je einschließt, die sich nur einer konkreten historischen Analyse erschließen kann.

Dieser einfache und doch so komplexe Sachverhalt soll an zwei Beispielen untersucht werden, an der Alhambra, genauer an den Palästen und Gärten der Emire von Granada, und an den Villen der Kaufmannbankiers von Florenz, im zeitlichen Rahmen des 14. und 15. Jhd. Die Vergleichsgrundlage ist neben den räumlichen Ordnungsschemata vor allem eine „strukturelle Homologie“ (G. Liedl) zwischen dem ibero-arabischen Granada und den Stadtstaaten Italiens auf ökonomischer, politischer und kultureller Ebene.

Um die innere Beziehung zwischen diesen gesellschaftlichen Dynamiken und den unterschiedlichen physisch-materiellen Raumformen, unter denen sie sich vollziehen, informierter erfragen zu können, wollen wir uns zum Einstieg mit drei paradigmatischen raumtheoretischen Ansätzen zum Konzept des sozial produzierten Raumes beschäftigen: mit der „Heterotopie“ Michel Foucaults, der „Triplicité“ Henri Lefèbvres und der „Raum-Zeit-Verdichtung“ David Harveys.