studio raumproduktion 23/24: porous architecture - becoming soil
Poröse Architektur - Die Boden-Edition / Zum Boden werden
Nach der ersten Edition von "Designing for the More-Than-Human" an der Floating University im letzten Sommer haben wir neue Erkenntnisse über die Wahrnehmung von Orten und ihrer sich weiterentwickelnden Dynamik gewonnen - sei es durch die Linse von Libellen, Kompost, Wasser, Subversion oder Performance. Wir wollen nun noch tiefer in eine nicht-menschliche Perspektive eintauchen und uns stärker auf die Nuancen konzentrieren.
In diesem Semester liegt unser Schwerpunkt auf dem Boden. Der Boden ist zutiefst politisch und dient als Lebensraum. Dennoch bleibt er für uns schwer fassbar; unsere menschlichen Sinne können seine Tiefen nicht durchdringen oder wirklich begreifen. Erstaunlicherweise enthält eine Handvoll fruchtbaren Bodens mehr lebende Organismen als die Zahl der Menschen auf der Erde. Wie können wir also diese Kluft überbrücken? Kann Architektur, die im Boden verankert ist, unser Verständnis für das Zusammenspiel zwischen Menschen und Nichtmenschen, zwischen Menschen und ihren Lebensräumen verbessern?
Wir werden die neuesten Vorfälle in Berlin untersuchen, die die Rechtmäßigkeit von Bodeneigentum in Frage stellen und die Aufmerksamkeit auf Land-Grabbing lenken. Wer sind die Besitzer des Bodens? Wer handelt mit ihm? Welche Werte und Interessen verbirgt er?
Unser Anspruch ist es, unsere Methoden zu erweitern, um etwas über den Boden, die Erde und die Erden zu erfahren. Die traditionellen Paradigmen der quantitativen und qualitativen Forschung reichen nicht mehr aus. Während des gesamten Semesters wollen wir das Potenzial der künstlerischen Forschung als pragmatisches Forschungsparadigma nutzen. Jede Woche werden wir verschiedene Techniken anwenden, um uns mit unserem Standort, dem Regenrückhaltebecken der Schwimmenden Universität auf dem Tempelhofer Feld, auseinanderzusetzen.
Während wir forschen, werden wir gemeinsam neue Forschungskategorien erfinden. In Dreiergruppen werden die Studierenden die (un)sichtbaren Infrastrukturen untersuchen, die die vielfältigen Perspektiven auf das Thema Boden verbinden und zu uns zurückführen.
Sie werden als Botschafter fungieren, die Verbindungen zu Experten, Künstlern und Aktivisten in Berlin knüpfen und das erworbene Wissen zurück in unser Studio bringen.
Ein wesentlicher Bestandteil unseres Kurses ist die Veranstaltung von diskursiven Abendessen und Frühstücksclubs zur Förderung von Diskussionen.
Die sich überschneidenden Bemühungen der drei studentischen Gruppen - Raumgruppe, Dokumentationsgruppe, Kommunikationsgruppe - sind ein wichtiger Teil unseres Kurses und helfen uns, unsere Fortschritte zu beobachten und zu dokumentieren, ähnlich wie in einem Bodenlabor.
Unsere Treffen finden jeden Dienstag ganztägig von 10 bis 18 Uhr entweder im Studio 401 oder auf dem Gelände der Floating University statt - eine Abkehr von der gemütlichen Enge eines herkömmlichen Innenraums.
“Contemporary discussions of the future of soil sciences unveil tensions between 'progress as usual'—by amplifying productivity—and the imperative to respect the rhythm of soil regeneration. The intricate nexus of soil science with productionism is under scrutiny, as ecology pivots to perceive soil as a living ensemble rather than a mere bed for crops… Prioritizing 'care time' for soil unravels a spectrum of interconnected more-than-human timelines, challenging the human-centric allure of dominant technoscientific futures and their oversimplified concept of innovation.” (Making time for soil: Technoscientific futurity and the pace of care, Maria Puig de la Bellacasa (2015)