Eiserne Tragwerke
Berlin war bis zum Zweiten Weltkrieg das Zentrum des Bauens mit Eisen bzw. Stahl von ganz Deutschland. Erforscht wurden die eisernen Tragwerke der Hauptstadt in ihrer Vielfalt und Komplexität allerdings bislang noch nicht. Ziel ist die Erfassung und Untersuchung der wegweisenden Berliner Hochbau-Tragwerke aus Eisen und Stahl von 1850 bis 1925. Der Untersuchungszeitraum der Forschungsarbeit beginnt 1850, da zur Jahrhundertmitte bislang vorhandene empirische Bemessungsmethoden von neuen baustatischen wissenschaftlich begründeten Berechnungsmethoden abgelöst werden und sich im Zusammenspiel mit neuen Eisenmaterialien die Konstruktion und die Art der Tragwerke im Vergleich zur Frühphase des Eisenbaues wesentlich verändern. Der Kreis des Forschungsthemas schließt sich 1925 mit der Einführung der ersten einheitlichen Stahlbauvorschriften und dem Einzug der Schweißverfahren in das dt. Bauwesen, die einen erneuten Umbruch mit sich bringen.
Ausgehend von Sekundärliteratur und zeitgenössischen Veröffentlichungen erfolgt eine Recherche und Auswertung vorhandener Bauwerks-Archivalien aus ingenieurtechnischer Sicht. Der Focus der Forschungsarbeit liegt auf dem Einfluss der Baustatik und des Materials auf die eisernen Tragkonstruktionen. Fragestellungen dabei sind u. a. Folgende: Wie schnell fanden neue Berechnungs- und Bemessungsmethoden Eingang in die Baupraxis? In welchen Etappen vollzog sich in Berlin der Übergang vom Fachwerkbinder zum Vollwandbinder? In welcher Weise befruchteten sich Hochbau und Brückenbau in Berlin? Welche Hilfsmittel, wie Zahlentafeln und Formelwerke, gab es zur jeweiligen Zeit für die statischen Berechnungen? Wie und warum veränderten sich zulässige Spannungen zu bestimmten Zeiten?
Bearbeiterin: Ines Prokop (Promotionsvorhaben - abgeschlossen)