Theorie der Gestaltung - Sommersemester 25

Zabriskie Point - Utopie und Eskapismus im filmischen Raum

Michael Schultze (Lehrbeauftragter), BA MODUL 10 - Theorie der Gestaltung - 2 LP ; BA Modul 14 - 3 LP

 

Erste Veranstaltung: 23. April um 17:00 Uhr, R336

Seminarzeiten: mittwochs, 17:00 bis 18:30 Uhr, R336

Alle Teilnehmenden des Kurses "Praxis der Gestalltung" werden automatisch für den Kurs angemeldet. Anmeldung für alle anderen per Mail (prada@udk-berlin.de)

 

Michelangelo Antonionis Filmklassiker Zabriskie Point beginnt mit einer langen Szene, die im dokumentarischen Stil des Cinema Vérité gefilmt wurde und in der wir einer Versammlung aktivistischer Studierender auf einem US-amerikanischen Campus beiwohnen. Eine Doppelgängerin der radikalen Black-Panther-Ikone Angela Davis – in Wirklichkeit Kathleen Cleaver, Lebensgefährtin des Black-Panther-Aktivisten Eldridge Cleaver – argumentiert wortgewandt über die Dialektik von Politik und Gewalt sowie über die Notwendigkeit, den Campus zu besetzen. Der Held des Films verlässt die Versammlung, bei der ihm augenscheinlich zu viel geredet und zu wenig getan wurde, und wir begleiten ihn auf eine Reise: Von einem Amerika, das sich über Logos und Architektur definiert und dessen Visualität sich in Billboards, Straßen und Polizeigewalt manifestiert, hin zur titelgebenden Wüstenlandschaft des Death Valley, die als mythische Grenze des amerikanischen Westens - und womöglich des gesamten Projekts der Moderne - erscheint.

Der 1970 gedrehte Film des europäischen Auteurs Antonioni ist ein Dokument (*) einer längst vergangenen Epoche und führt uns in eine Zeit, in der Politik und Jugendbewegung eine komplizierte Liaison eingingen. Der italienische Regisseur war ein Meister der filmischen Räume und des (spät-)modernen Blicks. Architektur, umbaute oder leere Räume, Verkehrswege und Fortbewegungsmittel spielen eine wesentliche Rolle im Werk dieses spätmodernen Romantikers.

Das Seminar begleitet und ergänzt theoretisch Pradas Praxisseminar "Berlin, Stadt am Meer". Antonionis Zabriskie Point dient dabei als Ausgangspunkt für die Untersuchung des Verhältnisses zwischen Kino, Film- und Videokunst und Architektur. Wir werden wesentliche Theorieansätze streifen, wie etwa die von Gilles Deleuze formulierte Differenzierung zwischen Zeit- und Aktionsbild, Vilém Flusser Medienarchäologie, Jean-Luc Godards Bilderstürmerei oder Laura Mulveys feministisches Kino des Begehrens, um uns ein Bild vom interessanten Verhältnis des bewegten Bildes zur Architektur machen. Das Seminar soll zur weiteren Lektüre und zum Weiterdenken inspirieren und gleicht einer mäandernden Reise, die uns zu diversen Aussichtspunkten führt, an denen sich Architektur und Kino begegnen.

 

*„If it’s a flawed movie, it’s a flawed masterpiece“, schrieb Andrew Darlington über Zabriskie Point.

Abgabeleistung: Kurzreferat/ kurze Analyse eines bewegten Bildes / einer bewegenden Architektur.

Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=Jz5qwASzFRo

Quelle: Creative-Commons-Lizenz, Photo: Wolfgangbeyer