Raumgrenzen Grenzräume Kartenräume (SoSe 2015)

Quelle: GD Bernd Jaeger

Gastdozent Bernd Jaeger

mit Laleh Torabi (Illustratorin und Grafikdesignerin)

Gastvortrag von Hans Frei (Architekturtheoretiker)

 

Das Kartieren bzw. Mapping ist weit mehr als nur die bloße Darstellung von Informationen in einem Plan. Es ist ein subjektiver, von Interessen geleiteter Prozess. Vorhandene Informationen werden nicht einfach nur abgebildet, sondern gefiltert, interpretiert und in bestimmte räumliche Zusammenhänge gestellt. Die Karte ist somit keine bloße Kopie der Wirklichkeit, sondern bereits eine spezifische Konstruktion von Raum. Dies macht das Kartieren zu einem interessanten Werkzeug für den architektonischen und städtebaulichen Entwurf, da es sich eben nicht auf Analyse und Abbildung beschränkt, sondern als kreativer Übersetzungsprozess räumlicher Phänomene eingesetzt werden kann.

Inhaltlich beschäftigen wir uns in dem Seminar mit räumlichen Grenzen in der Stadt. Infrastrukturen wie Bahntrassen, Straßen oder Flüsse durchschneiden die städtische Textur und ziehen somit Grenzen. Große, abgeschlossene Gebiete wie Friedhöfe, Sport- und Industrieanlagen fragmentieren Stadträume oder trennen einzelne Gebäude von der näheren Umgebung ab. Grenzen haben dabei erheblichen Einfluss auf den sozialen Raum der Stadt. In dem Seminar werden die Begleiterscheinungen von Grenzen untersucht: räumliche Verwerfungen, innere Peripherien, Heterotope, Grenzbiotope, Durchlässigkeiten von Grenzen, Identitätskonstruktionen durch Grenzen, usw.

Wir setzen uns mit ausgewählten Texten zu den Themen Kartierung und Grenzen, u.a. von Karl Schlögel, Jane Jacobs, Susanne Hauser auseinander und lernen Methoden des Kartierens in der Architektur und Kunst kennen. Im zweiten Schritt begeben wir uns in ein reales Untersuchungsgebiet in Berlin um unterschiedliche Grenzsituationen zu erkunden. Für die beobachteten Phänomene werden spezifische Darstellungsarten diskutiert, erprobt und schließlich in einer Gesamtkarte zusammengeführt. Die räumlichen Besonderheiten des durch Grenzen fragmentierten Stadtraumes sollen dabei mit adäquaten grafischen Mitteln ausgedrückt werden.