Seminar Stadterneuerung SoSe 2017
Wohnen am InnenStadtRand
Das Wohnen an den Rändern unserer Innenstädte findet in den unterschiedlichsten räumlichen Strukturen und Typologien statt. Gerade in Berlin bietet sich eine fast unerschöpfliche Zahl interessanter, oft weniger bekannter Quartiere, die es näher zu betrachten lohnt.
Als Reaktion auf die schlechten Wohnbedingungen der dichten und überbevölkerten Innenstädte um 1900, entstanden hier Projekte, die ein Wohnen mit der Natur, mit „Licht, Luft und Sonne“ ermöglichten. Gartenstadtsiedlungen, Reformblöcke, Zeilenbebauungen und ab den 1950er Jahren auch Punkthochhäuser und Großformen konzentrierten sich dabei vor allem auf die Schaffung optimaler Wohnbedingungen und weniger auf die Ausbildung von Stadträumen, was der antiurbanen Haltung ihrer Entstehungszeit entsprach.
Auch wenn unter Aspekten der Nachhaltigkeit (Flächen- und Energieverbrauch, Verkehrsaufkommen) die dichte, funktionsgemischte Stadt derzeit als das wohl zukunftsfähigste Modell für unsere Städte angesehen wird, so müssen wir doch vorsichtig sein, dieses Leitbild auf sämtliche städtische Gebiete übertragen zu wollen. So ist zu hinterfragen, ob wir die aufgelockerten Siedlungen am Innenstadtrand mit dem gleichen Urbanitätsbegriff bewerten können, den wir für die funktionsgemischten Altbauquartiere mit ihren belebten Straßenräumen ansetzen, oder ob wir hier nicht alternative Formen von Urbanität sehen und verstärken können.
So wie die Altbauquartiere in den letzten Jahrzehnten umfassenden Sanierungs- und Umbaumaßnahmen unterzogen wurden, so stehen auch den Innenstadtrand-Siedlungen erhebliche Transformationen bevor. Dabei können Nachverdichtungen, Veränderungen der Grundrisse, Ermöglichung von Nutzungsvielfalt und vor allem eine Neustrukturierung der Außenräume dazu beitragen, dass diese Siedlungen für viele unterschiedliche Lebensstile eine adäquate Alternative zu den beliebten Altbauquartieren werden können.
In dem Seminar werden wir uns mit Qualitäten und Potentialen von Siedlungen am Innenstadtrand Berlins beschäftigen. Wir werden Spaziergänge durch mehrere Quartiere vornehmen und im Sinne von Lucius Burckhardts Spaziergangswissenschaft das kritische Beobachten unserer Umwelt einüben. Anhand der Mapping-Methode werden wir unsere gewonnenen Erkenntnisse in grafischer Form dokumentieren.
Erste Veranstaltung: Montag, 24.04.2017 15.15h R.336
MA - Seminar Stadterneuerung (3 ECTS), auch MA - Wahlpflicht (5 ECTS) möglich