Gemeinsam Stadt stricken
Kartierung: Entwicklung eines (spekulativen) Zeitstrahls als Analyse- und Entwurfswerkzeug
Das wiederkehrende Narrativ der Debatten zum Molkenmarkt ist seine Identifikation als Unort, als eine Straßenkreuzung ohne Aufenthaltsqualität, die es als „ein Stück Stadt“ zurückzugewinnen gilt. Die Diskussionen um dieses „Stück Stadt“ kreisen dabei um das Motiv der Rekonstruktion des mittelalterlichen Stadtgrundrisses. Welche Bedeutung hat dieser für die Gegenwart? Was projizieren wir in die Zukunft?
Die Planungen zum Molkenmarkt sind eingebettet in die Diskussionen um die Entwicklungen der Berliner Mitte nach der Wiedervereinigung. Im Spannungsfeld zwischen Entwicklungsdruck, ideologischen Überschreibungen und städtischen politischen Bewegungen haben die Planungen verschiedene Wendungen durchlaufen. Zuletzt hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen Qualifizierungswettbewerb, über die Stimmen der Jury hinweg, ohne Sieger*in für beendet erklärt.
Um die Planungen zum Molkenmarkt in ihrer zeitlichen Dimension nachvollziehen zu können, entwickeln wir einen Zeitstrahl, der historische Ereignisse, Planungsverfahren, Entscheidungsprozesse und städtischen Ökonomien in einen Zusammenhang setzt.
Dabei wollen wir uns aber auch die Freiheit nehmen, uns zu fragen, was für uns eine wünschenswerte Stadt ausmacht, und überlegen, welche (planerischen) Verfahren, Instrumente und Werkzeuge wir brauchen, um dorthin zu gelangen. In einem zweiten Schritt beginnen wir alternative Zeitlinien zu entwickeln, deren Stränge zu verweben und die bisherigen Planungen zu überlagern und in die Zukunft weiter zu stricken.