Trash to go – Berlin to go
Bereits Mitte der 1960er Jahre hat die Sozialanthropologin Mary Douglas Abfall als Dinge am falschen Ort bezeichnet. Unter dem Einfluss der Ökologiebewegung wurde Müll schließlich zu einem gesellschaftlich und wissenschaftlich relevanten Problem über Entsorgungsfragen hinaus. Michael Thompson zählte mit seinem Buch Rubbish Theory: The Creation and Destruction of Value zu den Pionieren dieses neuen Forschungsfeldes. Er entwickelte darin eine komplexe Gesellschaftstheorie, die zugleich Kritik an der zeitgenössischen Wissenschaft übte. Abfall als Metapher für das Nicht-Gesehene, das Ignorierte war für ihn ein Brennglas auf soziale Prozesse, mit dem er die Gesellschaft zu analysieren versuchte. Im Rahmen des Orientierungsmoduls Kreation und Interaktion bei Herrn Prof. Timothée Ingen-Housz beleuchtet das Projekt von Alina Czeczinski Trash to go – Berlin to go in Anlehnung an Thompson den Umgang der Berliner mit Müll und dessen Bedeutung für sie. Neben mehrfachen Besuchen des Recyclinghofs der Berliner Stadtreinigung wurden leitfadengestütze Interviews mit Müllwerkern, Bewohnern sowie Touristen geführt. Diese wurden filmisch und fotografisch dokumentiert. Nach dem Vorbild von Marcel Duchamps Boîte-en-Valise, einem Miniaturmuseum, das seine Hauptwerke auf kleinstem Raum präsentiert, ist so eine mobile Ausstellung entstanden. Diese wurde beim Rundgang der Universität der Künste Berlin im Sommersemester 2019 präsentiert. Trash to go – Berlin to go zeigt Readymades, also modifizierte Fundstücke und Alltagsgegenstände als Kunstwerke, die auf den Straßen Berlins, überwiegend im Stadtteil Wedding, gesammelt wurden. Damit bildet Trash to go ein Berlin to go ab.