Wintersemester 2015 / 2016
DEMO:POLIS
Menschen – Räume – Städte
Ein Workshop und eine Ausstellung an der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Berlin-Tiergarten
Workshop vom 5. bis 9.10.2015
Ausstellung 10. März bis 29. Mai 2016
Das "Media Lab" nutzt Film und digitale Medien für die künstlerische und architektonisch-städtebauliche Forschung. In dieser Kooperation zwischen TU Berlin und UdK Berlin bilden Lehrende und Studierende aus den Bereichen Architektur, Städtebau, Kunst, Film und szenischer Raum (u.a.) projektbezogene Arbeitsgruppen.
Aufgabenstellung des Workshops : Der öffentliche Raum ist ein Schlachtfeld: jede Gesellschaft bekommt die Stadt, die sie verdient. Im Untersuchungsgebiet zwischen Alexanderplatz und Kulturforum werden kurze filmische Beobachtungen zum öffentlichen Raum erarbeitet. Dies können Dokumentationen aber auch fiktive Beiträge sein, die sich mit dem Zusammenhang von physischem (öffentlichem) Raum, Architektur und menschlicher Handlung beschäftigen.
In einem ersten Schritt werden kurze filmische "Essays" anvisiert. Die Studierenden werden aber auch das Format der Ausstellung und Präsentation mitdenken. Die Arbeit wird als ein Prozess verstanden, in welchem die Studierenden eine eigene Haltung zum Gegenstand der Untersuchung finden sollen.
Das Media Lab wurde initiiert von den Lehrenden:
Prof. Thomas Arslan, Lehrgebiet »Narration mit und in technischen Bildmedien« im Studiengang Kunst und Medien (KuM) UdK Berlin
Prof. Nina Fischer, Lehrgebiet »Experimenteller Film / Medienkunst« im Studiengang Kunst und Medien (KuM) (Fischer & El Sani) UdK Berlin
Prof. Albert Lang, Raumlabor Studiengang Bühnenbild und Szenischer Raum TU Berlin
Prof. Jörg Stollmann, FG Städtebau und Urbanisierung TU Berlin
Teilnehmende Studierende UdK / TU Berlin
Dovilė Aleksaitė, Eleanor Aylett-Jones, Viktor Dill, Karoline Fahl, Eszter Galambos, Sophie Goethe, Silvia Groeg, Martin Hofmann, Moritz Hossli, Betty Kelly, Steffen Klotz, Lucas Maia, Shahed Naji, Judith Noack, Esteban Rivera, Tillmann Teske
Stadt als Bühne - Choreografien des Alltags
Lilli Kuschel - Der praktische Videoworkshop „Stadt als Bühne – Choreografien des Alltags“, untersucht den Organismus Großstadt, der - nach Richard Sennett - im Zusammenspiel von „Fleisch und Stein“ entsteht: aus dem Zusammenspiel nämlich von Bewohnern und ihrem Stadtraum mit seiner Architektur.
Das genaue Beobachten, das Sich-Einlassen auf einen bestimmten urbanen Raum sollen Ausgangspunkt für die Herstellung von kurzen dokumentarischen Miniaturen sein. Hierbei soll der Fokus auf der Kameraarbeit liegen. Das beobachtende Auge entdeckt im Dokumentarischen, im nicht-Inszenierten also, immer auch narrative und choreografische Strukturen. Vorgefundene Wirklichkeiten werden durch die konzentrierte Bildgestaltung, der Wahl der Perspektive, der Kadrierung und des Timings zu einer Theaterbühne dokumentarischer Choreografien.
Im Kontext des Diskurses über das Verschwinden des öffentlichen Raums soll das Gebiet zwischen Alexanderplatz und Kulturforum von den Teilnehmern inspeziert, seziert, entlarvt oder gefeiert werden. Findet hier noch „echtes“ Leben statt oder dient der Platz nur noch als Kulisse und Repräsentation des Turbo-Kapitalismus für Durchreisende?
Der Worskhop findet im Zusammenhang mit den Seminaren und Sonder-Projekten* der Fachklasse Experimenteller Film / Medienkunst statt. (*Ausstellungsprojekt DEMOPOLIS, sowie Kooperationsprojekt mit der NYU Berlin). Er ist aber auch offen für Studenten aus anderen Fachklassen. Teilnehmer des Workshops können sowohl ihre Arbeiten für die jeweiligen Sonderprojekte vertiefen als auch unabhängige Arbeiten erstellen.
Formen der Gemeinschaft
Dr. Susanne Jaschko - Partizipatorische Prozesse sind in der zeitgenössischen Kunst keine Seltenheit mehr, sondern zur allgemein akzeptierten Praxis geworden. Das Seminar untersucht Formen der Gemeinschaft und Partizipation in der Medienkunst. Wir beleuchten den Begriff der Gemeinschaft in seinen kulturspezifischen Ausprägungen und analysieren Ansatz, Prozess und Wirkung partizipatorischer Kunstwerke. Welche Formen von Gemeinschaft finden Künstler heute vor? Können künstlerische Arbeiten Gemeinschaften schaffen? Wie lassen sich partizipatorische Prozesse gestalten? Welche Rolle können neue Medien dabei spielen? Wenn 'socially engaged art' keine Dienstleistung ist, welche gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Funktionen hat sie dann? Zudem entwickeln wir Grundideen für eine mediale soziale Skulptur bzw. ein mediales partizipatorisches Monument.
Literaturliste Formen der Gemeinschaft
Matarasso, François, Use or Ornament, The Social Impact of Participation in the Arts, Comedia 1997. http://www.feisean.org/downloads/Use-or-Ornament.pdf
Tönnies, Ferdinand, Gemeinschaft und Gesellschaft. Grundbegriffe der reinen Soziologie, Darmstadt 1991, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Nachdruck der 8. Auflage, 1935.
Kelly, Susan, The Transversal and the Invisible: How do you really make a work of art that is not a work of art?http://www.republicart.net/disc/mundial/kelly01_en.htm
Van Oenen, Gijs, Interpassive agency. Engaging actor-network-theory‟s view on the agency of objects. Theory & Event,Volume 14, Issue 2, 2011.
Bruno Latour, Reassembling the social. An introduction to Actor-Network-Theory, Oxford: Oxford university press, http://dss-edit.com/plu/Latour_Reassembling.pdf
Bishop, Claire, Artificial hells: participatory Art and the politics of spectatorship. Verso, London, New York, 2012.https://selforganizedseminar.files.wordpress.com/2011/08/bishop-claire-artificial-hells-participatory-art-and-politics-spectatorship.pdf
Kaprow, Allan, Notes on the elimination of the audience, 1966, as reproduced in Participatione, Documents on Contemporary Art (2006). Edited by Claire Bishop, MIT Press. https://dl.dropboxusercontent.com/u/30519298/Kaprow%20PDF.pdf
Krystian Woznicki: Wer hat Angst vor Gemeinschaft, Diamondpaper Press, ISBN:978-3-9811050-3-2
Kamera für Fortgeschrittene (2 SWS) Praktische Übungen zu digitalen Kameras
Till Beckmann - Neben der Vertiefung der Technischen Grundlagen soll es um die Komposition in Bild und Zeit gehen. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Möglichkeiten der Bewegung der Kamera gelegt.
“Test”
Am ersten Termin findet eine Einführung in die digitalen Filmkameras und Optiken der Ausleihe statt. Ausgehend von den Technischen Eigenschaften werden die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Kameras (Canon 5D, Panasonic GH4, Blackmagic Production Camera 4K und Sony FS7) für unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten erörtert. Auch die Möglichkeiten der Kamerabewegung (Handkamera, Schulterkamera, Stativ, Dolly, Steadycam und Gimbal) sollen auf ihren unterschiedlichen Eindruck untersucht werden. Dabei geht es auch um besondere Anforderungen der “Entfesselten Kamera” wie Remote Follow Focus und Funkstrecken.
“Dreh”
Beim zweiten Termin wird in wechselnden Gruppen eine kurzen Szene in mehreren Varianten (unter Berücksichtigung der Aspekte des ersten Termins) gedreht.
EXPANDING FILMIC SPACES - Veränderungen des filmischen Raumdenkens
Marc Glöde & Prof. Nina Fischer - Als Sheldon Renan und Gene Youngblood gegen Ende der 1960er Jahre den Begriff des Expanded Marc Cinema prägten, ging es ihnen um eine Revision bisher bestehender Konventionen des Filmischen. Insbesondere die Frage nach den Räumen des Films (die Imaginierten, die Dargestellten, wie ebenso die gebauten Räume) machte dabei deutlich welche Rolle die Apparatur des Kinos, des Museums oder von Projektions- und Aufnahmetechnologien spielte. Man hinterfragte kritisch welchen Einfluss diese Bedingungen auf unsere Wahrnehmung und auf unser Denken ausüben. Und das nicht nur im Hinblick auf die historische Entwicklung, sondern auch im Hinblick auf neue künstlerische Wege und Formen.
Das Seminar Expanding Cinematic Spaces widmet sich dieser Fragestellung, wobei sowohl die historischen Dimensionen, als auch die Bedeutung der Frage für das eigene Schaffen in der Gegenwart miteinander in Verbindung gebracht werden. Das heisst: ausgehend von einer Auseinandersetzung mit der historischen Entwicklung des Raumdiskurses im Film werden in diesem Seminar eigene Projekte entwickelt, die sich mit den Möglichkeiten des Räumlichen im Film beschäftigen.
Literaturliste Expanding Filmic Spaces
Art of Projection by Christopher Eamon (Author), Mieke Bal (Author), Beatriz Colomina (Author), Stan Douglas (Artist), 2009
Video cult/ures, multimediale Installationen der 90er Jahre, 1999
Sexuality and space, Beatriz Colomina, Jennifer Bloomer, 1992
Techniken des Betrachters. Sehen und Moderne im 19. Jahrhundert, Jonathan Crary, 1996
Architecture Between Spectacle and Use, Anthony Vidler, 2008
Videowalls, The book of the big electronic image, Robert S. Simpson, 1997
Video Skulptur, retrospektiv und aktuell, 1963-1989, Wulf Herzogenrath, Edith Decker, 1989
Imaginäre Architekturen, Raum und Stadt als Vorstellung, Annette Geiger, Stefanie Hennecke, Christin Kempf, 2006
X-Screen. Filmische Installationen und Aktionen der Sechziger- und Siebzigerjahre, 2004
What a wonderful world! Music Videos in Architecture. Coop Himmelblau, Hadid Eisenman, Tschumi Koolhaas, 1990
Kamera für Fortgeschrittene - Praktische Übungen zu digitalen Kameras
Michael Kotschi - Wie erschafft man an einem Motiv eine Lichtstimmung, die die Filmszene unterstützt oder ihr sogar eine weitere Ebene gibt. Wie setzt man Licht ein (positiv) oder nimmt es weg (negativ) und wie leuchtet man mit oder gegen die Logik. Das Seminar besteht aus zwei Wochenend-Blöcken, die sich mit dem Thema der inhaltlichen Lichtsetzung auseinandersetzen. Die Durchmischung von Theorie und Praxis wird uns nicht nur ein Verständnis für die Kunst des Filmlichts sondern auch die Logistik des Lichtsetzens am Set näherbringen. Am letzten Tag wollen wir, eine Spielfilmszene mit Schauspielern einleuchten, einrichten und drehen.