Sasan Naservafai

Sasan Naservafai (31 Jahre) hat 2019 seinen Masterabschluss im Studiengang LDK, dem Vorgängerstudiengang von LDI, gemacht. Mittlerweile lebt er in Köln und arbeitet als Manager Digital Solutions & Technology bei der Grohe AG. Wie er von einem Bachelor in International Business dank des Masterstudiums zur Agenturerfahrung, einem Beraterjob bei IBM und seiner jetzigen Aufgabe gekommen ist und was das mit Leadership und digitaler Innovation zu tun hat, das verrät er uns im Interview.

 

Was ist dein beruflicher Hintergrund?

Ich habe einen Bachelor in International Business in der Nähe von Mannheim studiert und mich da auf Innovation und Marketing spezialisiert. Dann war ich durch ein DAAD-Stipendium zwei Auslandssemester in Mexico City. Danach war ich insgesamt ein Jahr bei Volkswagen AG und habe dort mein Pflichtpraktikum gemacht und meine Thesis im Bereich „Connected Car“ geschrieben. Da bin ich dann in die Richtung Digital, Technologie, Design und UX, gegangen. Dann habe ich überlegt bei VW ein Traineeprogramm zu machen oder doch noch einen Master. Für mich kam dann der Studiengang LDK infrage, weil ich den Fokus sehr stark auf Gestaltung und Design legen wollte und weil es berufsbegleitend war, was ich sehr schön fand und auch so interdisziplinär in der Lehre.

 

Was hat sich mit/nach dem Studium für dich beruflich verändert?

Das Studium hat mich sehr stark beruflich verändert, schon vom ersten Tag. Ich hatte das Glück, dass ich ein DKB-Stipendium erhalten habe. Mit dem Stipendium habe ich dann auch einen Werkstudenten-Vertrag bekommen. Ich konnte dann direkt zum Start in dem Unternehmen im Bereich Unternehmenskommunikation arbeiten, damit hatte ich dann schon einen nächsten Schritt gemacht und konnte das Gelernte aus dem Studium auch auf die Arbeit anwenden. Nach einem Jahr wollte ich dann mal was anderes sehen als die Konzernwelt und wollte das Handwerk der Kreation lernen, so richtig im Agentur-Dienstleistungs-Verhältnis. Ich habe mich dann bei Torben Lucie und die gelbe Gefahr (TLGG), einer Berliner Digitalagentur, beworben und bin dort als Junior Digitalstratege eingestiegen. 

Ich denke, dass mein Masterstudium auch ein Grund war, mich einzustellen und auch weil ich aus dem Business kam, da konnte ich zwei Bereiche einbringen. Ich habe dann sehr eng mit Designer zusammengearbeitet und da viel über Designstrategie und Designsysteme gelernt und dann auch die Masterarbeit mit Bezug zu einem Kundenprojekt mit TLGG geschrieben. Mich hat der Sweetspot zwischen Business, Tech und Design immer interessiert und das habe ich in der Thesis mit dem Thema Maschine Learning kombiniert. Wahrscheinlich habe ich genau deshalb ein Angebot von IBM bekommen und bin dann dahin gewechselt und habe dort das Traineeprogramm als IT-Consultant gemacht und mich zum Senior Business Design Consultant in den IBM iX Design Studios weiterentwickelt.

 

Du arbeitest jetzt als Manager Digital & Technology bei Grohe AG, erzähl uns ein bisschen was darüber?

Bei IBM habe ich in meinem letzten Projekt für Grohe gearbeitet und dort ein Projekt als Senior Product Owner mitverantwortet, wo wir eine digitale Plattorm für B2B-Kunden gebaut haben. Nach dem erfolgreichen Launch im März 2021 bin ich zu Grohe im Bereich Digital & Technology als Manager Digital Solutions & Technology gewechselt und bin dort unter anderem verantwortlich für die technische Weiterentwicklung von „Grohe X“, der Plattform, die wir bei IBM für Grohe gebaut hatten. Jetzt muss ich Entscheidungen treffen, Ressourcenplanungen machen, Anforderungen aufnehmen und dementsprechend mit verschiedensten Partnern und Stakeholdern priorisieren.

 

Du bist Alumnus des Studiengangs Leadership in digitaler Kommunikation, dem Vorgänger von LDI: Was war das Wichtigste, dass du im Studium gelernt hast, was du bis heute praktisch anwendest?

Aus dem Business kommend, konnte ich meine Kompetenz im Bereich strategisches Design und Gestaltung, vertiefen und ausbauen. Durch meine Tech-Affinität konnte ich mein Ziel, Business, Tech und Design-Kompetenzen an der UdK zu vereinen, erreichen. Aber auch auf der philosophischen Ebene konnte ich gemeinsam mit den KommilitonInnen viele wertvolle und nachhaltige Erkenntnisse sammeln. Beispielsweise, dass eine regelmäßige Selbstreflexion, gerade in Bezug auf Leadership, wichtige Aspekte des Führens sind. Das ist eines von vielen Beispielen, die ich für mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich mitnehmen konnte.

 

Es ist ja, damals wie heute, ein 100% berufsbegleitendes Studium, wie hast du das für dich organisiert?

Als ich für mein Stipendium als Werkstudent eingestellt war, da war es ja sehr flexibel gestaltet. Man konnte die Stunden gut anpassen. Als ich dann in der Agentur mit Vollzeit angefangen habe, sah es dann doch anders aus. Der Stresspegel war da deutlich höher, weil man regelmäßig am Wochenende in der Uni war und zusätzlich dann auch oft freitags noch Urlaub nehmen musste. Das war auch hart. Die Masterarbeit während eines Vollzeitjob zu schreiben, ist wirklich auch eine Herausforderung. Man muss sich eben die Zeit auch einräumen können. Werkstudentenjobs oder eine 75%-Stelle sind auf jeden Fall sehr gut geeignet. In einer Agentur Vollzeit zu arbeiten, das ist schon einfach hart. Da muss man halt durchhalten, es ist aber möglich. Es macht sehr viel Spaß und ich habe es geliebt, es lohnt sich schon.

 

Welche Rolle spielen die Begriffe Leadership und (digitale) Innovation heute in deinem Berufsalltag bei der Grohe AG?

Das Führen von Teams und das Steuern von externen Partnern birgt eine hohe Komplexität. Durch die erlernten Methoden im Modul Leadership lag der Fokus auf das Verstehen von Menschen, Teams und Stakeholdern. Das erlernte Wissen innerhalb des Studiums hat mir bewusst gemacht, dass nicht nur KPIs und Ziele im Vordergrund stehen sollten – sondern der Mensch und das Individuum an sich betrachtet werden müssen, um größere Ziele erreichen zu können. Demnach ist die wichtigste Basis, um Innovationen zu kreieren, eine vertrauensvolle und professionelle Grundlage in der Interaktion mit Menschen zu schaffen. Erst wenn eine kooperative Zusammenarbeit auf Augenhöhe etabliert ist, gibt es Raum für Innovationen. Auch hier konnte ich im Modul Innovation und Gestaltung, neue Designtechniken und -methoden erlernen und in der Praxis und Industrie anwenden.

 

Wenn du jetzt zurückschaust auf deine eigene Zeit im Studium, welchen Rat würdest du unseren Studierenden heute mitgeben?

Ich würde raten, dass man versucht, über den Tellerrand hinauszuschauen und nicht das Studium als ein Kapitel zu sehen, was man abschließt. Sondern, dass es etwas ist, dass man für sich mitnehmen kann für sein ganzes Leben. Die Augen zu öffnen und nicht nur auf das Projektergebnis zu fokussieren, sondern kontextuell zu verstehen und vielleicht auch inspirieren zu lassen von den verschiedenen Persönlichkeiten und den Lehrenden im Studium. Die UdK, als Europas älteste Kunstuniversität ist ein ja ein superkreativer Ort dafür. Ich vermisse immer wieder die Atmosphäre im Gebäude in der Bundesallee und die kreativen Aktivitäten innerhalb des Studiums.