Der Einzelne in der Welt – Michel de Montaigne und die Kunst, einen Essay zu schreiben (Seminar)
Ariadne von Schirach
Der Einzelne in der Welt – Michel de Montaigne und die Kunst, einen Essay zu schreiben
Blockseminar, 2 SWS, 2 LP
Freitags, 14-18:30 Uhr, am 2.6., 9.6., 16.6.2017, Hardenbergstr. 33, Raum 102
Samstags, 10-17 Uhr, am 24.6. und 8.7.2017, Hardenbergstr. 33, Raum 004
„Das Ganze ist das Unwahre“ sagt Adorno. Andererseits spiegelt sich manchmal gerade in einem Bruchstück die ganze Welt. Einen Essay zu schreiben heißt, alles in den Blick zu nehmen und zugleich den eigenen Standpunkt mit seinen Möglichkeiten und Beschränkungen zu reflektieren. Dabei verbinden sich das Allgemeine und objektive Fakten mit dem Besonderen und subjektiven Bewertungen zu immer neuen Perspektiven auf die Wirklichkeit. Diese kundige Subjektivität hat eine Geschichte, siehe beispielsweise Michel de Montaignes (1533 - 1592) Gedanken zu Liebe, Zeit und Tod, und eine Zukunft – ob als Blog-Eintrag, Magazinbeitrag oder Gedankensammlung.
Das Seminar kombiniert Inspiration, Produktion und Reflexion. Deshalb beginnt jede Stunde mit einer tages- und gesellschaftspolitischen Diskussion, bestimmt von den Dingen, die den Studierenden auffallen und wichtig sind. In den ersten drei Blöcken werden wir danach jeweils einen Essay von Michel de Montaigne lesen und analysieren. Dabei kommen auch schon Fragen zu Haltung, Ausdruck und Stil zur Sprache. An den beiden darauf folgenden Samstagen werden die Teilnehmer*innen selbst einen 7-10seitigen Essay zu einem selbst ausgewählten Thema schreiben – ob zu Politik, Privatsphäre oder Selbstoptimierung, ob zu Ethik, sozialen Medien oder der Zukunft des Internets.
Die gemeinsamen Diskussionen und Lektüren und das stets mitlaufende Besprechen von Scheibwünschen und -Erfahrungen unterstützen die Studierenden dabei, eine eigene Haltung zu ihrem Thema zu entwickeln. Ziel des Seminars ist, dass sie einen Essay verfassen, der ihnen beim Schreiben mindestens ebenso viel Vergnügen bereitet wie ihrem Publikum beim Lesen.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit, Verfassen eines Essays, 7 bis 10 Seiten lang.
Ariadne von Schirach studierte Philosophie, Psychologie und Soziologie in München und Berlin. 2007 veröffentlichte sie ihr erstes Buch „Der Tanz um die Lust“. Ihr zweites Buch „Du sollst nicht funktionieren. Für eine neue Lebenskunst“ erschien Februar 2014 im Tropen-Verlag, ihr drittes Buch „Ich und Du und Müllers Kuh. Kleine Charakterkunde für alle, die sich selbst und andere besser verstehen wollen“ 2016 bei Klett-Cotta. Schirach arbeitet als freie Journalistin und Kritikerin für Deutschlandradio Kultur und das Philosophie Magazin.