geöffnete Lehrveranstaltungen TU
Prof. Dr. Markus Bernauer
Die wilden Jahre von Paris Literatur und Kunst in der französischen Hauptstadt 1871-1940
Seminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Mittwochs, 10-12 Uhr, wöchentlich ab 18.4.2018, TU Hauptgebäude, Raum H 2051
Paris, von Walter Benjamin als Hauptstadt des 19. Jahrhunderts geadelt, ist vor allem zwischen 1871 und 1914, zwischen der Commune und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, das Laboratorium der Moderne. Auf dem Montmartre entsteht eine erste revolutionär-kommunistische Ordnung, hier etabliert sich in den folgenden Jahrzehnten eine libertäre Gesellschaft. Zwischen Montmarte und Montparnasse revolutionieren die Impressionisten, die Fauves („Expressionisten“) und die Kubisten die Malerei und Künstler wie Rodin die Skulptur. Schließlich die Literatur: Im Kabarett zur schwarzen Katze („Le chat noir“) entwickelt sich eine beispiellose politische Kleinkunst, die bis zu Dada ausstrahlt. Es ist die Zeit der poète maudits, der verfemten Dichter, der Rimbaud und Verlaine. Es verfolgen Stéphane Mallarmé und sein Umkreis den Symbolismus, eine ausgesucht weltferne Kunst (zumindest vordergründig). Und es erfindet Marcel Proust den modernen Roman. Fasziniert von diesem produktiven Chaos besuchen deutsche Künstler*innen und Schriftsteller*innen die Seine und bringen zahlreiche Innovationen zurück. Das Seminar wirft Schlaglichter auf die Pariser Welt um 1900 und wird diese Welt mithilfe der deutschen Besucher*innen, Literaten wie Künstlern, entdecken helfen.
Frauke Fitzner
Verdichtetes Wissen. Naturwissenschaften und Lyrik
Seminar 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Mittwochs, 18-20 Uhr, wöchentlich ab 18.4.2018, TU Hauptgebäude, Raum H 2051
Wie werden Naturwissenschaften in der Lyrik thematisiert und dargestellt? Einerseits mag es eine besondere Herausforderung sein, das voraussetzungsreiche Wissen der Naturwissenschaften in meist eher kurzen, tendenziell weniger erzählenden Texten zum Ausdruck zu bringen. Anderseits kommen in lyrischen Texten gerade Methoden der Verdichtung zum Tragen, die der Komplexität der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und ihrer Bedingungen gerecht werden könnten. Dieses Spannungsfeld wollen wir in diesem Seminar ausloten, anhand von Beispielen aus verschiedenen Epochen, mit Schwerpunkt auf der Literatur der Gegenwart.
Angela Nikolai
Zwischen Kunst und Wissenschaft. Lehrmittel in Kunstgewerbe und Botanik um 1900
Blockseminar, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Termine: Freitag, 27.4.,10-13:15 Uhr, Freitag/Samstag, 25/26.5., 10-16 Uhr,
Freitag/Samstag, 8./9.6.2018, 10-16 Uhr, TU Hauptgebäude, Raum H 2051
Wissensdinge wie auch das Wissen der Dinge finden seit einiger Zeit in diversen Forschungsfeldern Beachtung. Das Seminar beschäftigt sich in diesem Zusammenhang aus kunst- und wissenschaftshistorischer Perspektive mit dem Typus des Lehrmittels und widmet sich diesem in einer Zusammenschau zweier Disziplinen – dem Kunstgewerbe und der Botanik, die sich um 1900 das Interesse an der Pflanze teilten: Modelle, Präparate, Wandtafeln oder fotografische Bildvorlagen bildeten auf beiden Seiten wichtige Bestandteile von Lehr- und Studiensammlungen. Sie scheinen darüber hinaus in beiden Bereichen in ihrer epistemischen wie ästhetischen Beschaffenheit zwischen Kunst(handwerk) und Wissenschaft angesiedelt. Um diese Annahme zu untersuchen fragt das Seminar nicht nur nach den Wissensbeständen, die durch die Lehrmittel visualisiert, transportiert und auch generiert wurden. Der Fokus richtet sich vor allem auch auf die Aspekte der Materialität und Medialität, auf Herstellungstechniken und Gebrauchspraktiken, die als konstitutive Elemente des didaktischen Potentials der Lehrmittel beider Disziplinen diskutiert werden sollen. Für diese vergleichende Analyse wird das Seminar teilweise vor Objekten stattfinden und als Blockveranstaltung angeboten.
Prof. Dr. Wolfgang Rath
Gottfried Keller
Blockseminar 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Mittwochs, 14-18 Uhr, wöchentlich ab 25.4.2018, TU Hauptgebäude, Raum H 2051
Das Ende des deutschen Idealismus, die Industrialisierung, das Scheitern der Revolution von 1848 erschüttern das Realitätsbewusstsein derart im 19. Jahrhundert, dass – wie Richard Brinkmann es formuliert – die tatsächliche Wirklichkeit problematisch geworden ist. Eine Vielfalt von Wirklichkeiten, Anschauungen entwickelt sich, eine Fragwürdigkeit traditioneller Wertigkeiten. Literaturgeschichtlich stellt die Antwort auf den tief greifenden Bruch zwischen Ich und Welt dasjenige dar, was im Begriff des „Poetischen Realismus“ aufgegangen ist. Im „Grünen Heinrich“ versucht der Ich-Schreiber sein Scheitern an der Realität durch die Malerei zu überwinden, doch die tradierten Mittel, in der Verbindung von Künstlertum und Arbeitsethos das bürgerliche Ideal zu erreichen, greifen nicht mehr. Ob indes Gottfried Keller den Widerspruch zwischen Innenwelt und Außenwelt, gemäß Helmuth Preisendanz, allein durch seinen Humor bewältigt, bleibt vor dem Hintergrund der Novellistik Kellers fraglich. Wenzel Strapinski, Pankraz, Jukundus, diese Kellerschen Erzählfiguren lernen im eigenen, inneren Haushalt eine „Ordnung“ zu schaffen, die ihnen auch in der sozialen Ordnung einen angemessenen Platz garantiert. Und Frau Regel Amrain erzieht ihren Sohn mit Liebe und vorbildlichem Benehmen als eine so genannte „Naturmanifestation bürgerlicher Lebensnormen“ (Kaiser) zu einer Person im umfassenden Sinne des Wortes. Die ethische Qualität der Kellerschen Figuren lässt sich an der Art ihres Selbstumgangs dechiffrieren, an der Kunst, sich selbstkritisch zu betrachten, sich mit Selbstironie anzunehmen und zu einer Lebensmitte zu finden. Eine solche persönliche Reife ist für Keller allerdings undenkbar ohne die Bewährung in Krisensituationen. Vor allem der Novellenzyklus, den Keller 1851 „einpökelte“ und dreißig Jahre lang „garen“ ließ, um ihn 1881 schließlich unter dem viel sagenden Titel „Das Sinngedicht“ zu publizieren, dokumentiert das Vermächtnis des Kellerschen, so charmanten Erzählens in der Einheit von Humor und Lebensphilosophie: Im Erbe der Exemplar und Zitatenschatzsammlungen Sinn und Gedanken zu thematisieren, um diese, dem realistischen Zeitgeist entsprechend, in Berichten vom alltäglichen Leben rückstandslos zu poetisieren.
Literatur: Zur Einführung, Kaiser, Gerhard: Gottfried Keller, Das gedichtete Leben, Ffm: Insel, 1981. Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich, Die Leute von Seldwyla, Züricher Novellen, Das Sinngedicht, Sieben Legenden.
Prof. Dr. Hans Christian von Herrmann
Theatergeschichte und Wissensgeschichte
Vorlesung 2 SWS, 1 LP, offen
Donnerstags, 16-18 Uhr, wöchentlich ab 19.4.2018, TU Hauptgebäude, Raum H 1028
ACHTUNG: Für Studierende der Fakultät Darstellende Kunst nicht als Studium-Generale-Leistung anrechenbar!
Schon wortgeschichtlich sind Theater und Theorie eng miteinander verwandt, denn beide gehen auf das griechische „théa“ zurück, das „Anschauen“ bedeutet. Darüber hinaus sind der Raum und die Praxis des europäischen Theaters aber von ihren Anfängen an zutiefst von Wissenschaft und Technik geprägt. Die Vorlesung wird diesen Verbindungen nachgehen und dabei die vielfältigen Formen aufzeigen, in denen sich in Drama, Bühne und Aufführung stets auch Kulturen des Wissens abzeichnen.
Dr. Gerald Wildgruber
Kulturen des Wissens – Plenum
Colloquium, 2 SWS, 2 LP, 5 Plätze
Donnerstags, 12-14 Uhr, wöchentlich ab 19.4.2018, TU Hauptgebäude, Raum H 2051
Diese Veranstaltung dient als Forum für alle das Studium im Schwerpunkt „Kulturen des Wissens“ betreffenden Fragen, Themen und Interessen. Hier wird aus laufenden Lehrveranstaltungen berichtet und in anderen Seminaren entstehende Hausarbeiten können zur Diskussion gestellt werden. Es werden Wege der Themenfindung sowie Instrumente zur Erschließung eines Problembereichs aufgezeigt. Die Veranstaltung gibt handwerkliche Hilfestellungen für die wissenschaftliche Lese-, Schreib- und Präsentationspraxis, unterschiedliche schriftliche und mündliche Formate (wie Hausarbeit, Essay, Tagungs- und Veranstaltungsbericht, Kritik, Rezension, Vortrag, Projektpräsentation oder Respondenz) werden gemeinsam erprobt und erlernt. Der Besuch wird für das erste und zweite Semester empfohlen.