Extreme Formen des Storytelling in Journalismus, Literatur und Film (Blockseminar/Workshop)
Tom Kummer
Extreme Formen des Storytelling in Journalismus, Literatur und Film
Blockseminar/Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Samstags/Sonntags, jeweils 10-17 Uhr, 12./13.5. und 26./27.5.2018, Hardenbergstr. 33, Raum 110
Wie kann ich meine eigene Person und Biografie in Ich-zentrierten Werken aufregend und produktiv einbringen? Wie funktioniert extreme Subjektivität in Texten und was ist ihre Bedeutung? Wie stilisiere ich maximale Sogwirkung und erziele größtmögliche Aufmerksamkeit in Texten?
In diesem Seminar erlernen die Studierenden neben verschiedenen Erzählformen an Beispielen aus meiner eigenen Produktion im Bereich Journalismus und Literatur auch eine Einführung in autofiktionales Erzählen.
Die Teilnehmer*innen schreiben mit Hilfe von Bildmaterial aus dem Netz ihre eigene Lebensgeschichte. Es gibt immer ein Bild, dazu einen Text. Sie sind hintereinander so angeordnet, dass sie sich wie eine Story lesen lassen. Die Bilder können für sich völlig zusammenhangslos erscheinen. Zum Schein zusammen gehalten werden sie durch den selbst verfassten autofiktionalen Text. Wahlweise aber auch: aneinander gereiht werden Bilder, die tatsächlich zueinander gehören oder zu gehören scheinen, die aber mit einer Erzählung überformt oder unterminiert werden.
Die Teilnehmer*innen produzieren ein kleines Büchlein, eine Broschüre, die am Ende als auto-biographisches Stück präsentiert wird: gedruckt, als Hörbuch und mit den Bildern zum Kurzfilm zusammengefügt. Die Geschichten sollten abstruse Lügengeschichten sein, eigenartige, krasse, rätselhafte, surreale, verwirrende, verstörende, hardcore-reale Phantasien über sich selbst. Es geht um die Lust an der Suche nach eigenartigen Bildern, um die Lust am Fabulieren und um das Herstellen von Stories, die am Ende die Leser*innen oder Zuhörer*innen vor allem deshalb reizen, weil sie so eigenartig gefügt sind, dass man denkt: Was ist bloß mit denen los, die sowas erzählen? Was soll das?!
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: neben der regelmäßigen und aktiven Teilnahme die Lust am Fabulieren und Spaß an der Präsentation der eigenen Person als „literarische Figur“, Herstellung von Bild/Text-Storys und Projektskizzen, Schreiben von inneren Monologen (Interview-Literatur), Präsentation von verschiedenen Formen von Hochspannungstexten.
Schwerpunkte: Werkzeuge aneignen, Transformieren, Schreiben
Tom Kummer, geb. 1961 in Bern, beginnt seine Karriere als Aktionskünstler. 1988 wird Kummer Reporter für die Zeitschrift Tempo; er schreibt in der Tradition des New Journalism. Der radikale Bruch mit journalistischen Konventionen begeistert die Leser. Ab 1993 arbeitet er als Hollywood-Korrespondent für das SZ-Magazin, sowie als freier Autor (Die Zeit, Der Spiegel). 1997 veröffentlicht Kummer das Buch Good Morning, Los Angeles, in welchem er sich offen zum „Borderline“-Journalismus bekennt, dessen Stilelemente sich in den folgenden Jahren in der deutschen Popliteratur etablieren. 2000 lösen seine inszenierten Interviews mit Hollywood-Größen einen Medienskandal aus. 2009 kommt der Dokumentarfilm „Bad Boy Kummer" - basierend auf Kummers Werk „Blow Up“ in die Kinos. Darin wird dargestellt, dass Kummers Arbeitsmethoden einen künstlerischen Hintergrund haben. Im Frühjahr 2017 erscheint der Roman „Nina & Tom“. Das Buch beschäftigt sich mit der Liebe zu seiner Frau Nina – und ihr Sterben. Das Buch wird von den Kritikern begeistert besprochen und löst gleichzeitig eine Kontroverse wegen Kummers Stilmittel der Intertextualität aus. Tom Kummer lebt seit 2016 in Bern. Er gibt Vorträge und unterrichtet „Formen des New Journalism“ an der Hochschule der Künste, Bern. Weitere Informationen unter www.tomkummer.ch.