Thinking/Making Music as Contemporary Art: „Kunsthalle for Music“ (Blockseminar/Workshop)
Ari Benjamin Meyers | Dr. Jörn Schafaff
Thinking/Making Music as Contemporary Art: „Kunsthalle for Music“
Blockseminar/Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Freitag-Sonntag, Freitag, 22.6., 13-20 Uhr und Samstag/Sonntag, 23./24.6.2018, 11-18 Uhr,
Straße des 17. Juni 118, Raum 401 (Aula)
Anfang 2018 hat der in Berlin lebende U.S.-amerikanische Künstler Ari Benjamin Meyers das Kunstzentrum Witte de With in Rotterdam für zwei Monate in eine „Kunsthalle for Music“ verwandelt. Ein Ensemble aus eigens für die Ausstellung zusammengestellten Performern präsentierte Werke von Komponist*innen und Künstler*innen, die ihrerseits auf die spezifischen Bedingungen der Rotterdamer Kunsthalle for Music reagieren: ein White Cube als Aufführungsort, Öffnungszeiten wie sie für Kunstinstitutionen üblich sind, Erwartungen und Wahrnehmungsmuster, die den Konventionen eines Ausstellungspublikums entsprechen. Im Vordergrund stehen dabei stets zwei Aspekte von Musik: das Live-Erlebnis musikalischer Präsentation und der damit verbundene soziale Charakter des musikalischen Ereignisses.
Das Seminar nimmt diese erste Manifestation der Kunsthalle for Music zum Anlass, um ausgehend von theoretischen Hintergrundtexten und praktischen Anschauungsbeispielen eine eigene Version der Kunsthalle for Music zu produzieren – als Konzept und möglicherweise auch in Form einer abschließenden Projektpräsentation. Dabei geht es ausdrücklich darum, Denk- und Handlungsweisen aus Musik und Bildender Kunst zusammenzubringen.
Eine Aufgabe wird deshalb sein, ausgehend von Texten und Werkbeispielen theoretische und historische Perspektiven zu erarbeiten: Welche Möglichkeiten bieten sich der Musik, wenn sie sich in den Bezugsrahmen der Kunst begibt? Wie lässt sich ein musikalisches Werk als Exponat denken? Wie (live gespielte) Musik als Material bildender Kunst? Was bedeutet es, eine Komposition für einen White Cube zu schreiben? Welche Merkmale kennzeichnen eine Kunsthalle im Gegensatz zum Konzertsaal? Welche Präsentationsformate hat der Ausstellungsbetrieb für performative Kunstformen (z.B. Happening, Performance) entwickelt? Welche Werke an der Schnittstelle von bildender Kunst und Musik sind hierfür beispielhaft und warum? Und nicht zuletzt: Welche kulturellen, sozialen und politischen Fragestellungen lassen sich im Spannungsfeld von Kunst und Musik, von Museum und Konzertsaal, von Ausstellung und Aufführung stellen?
Die Einbeziehung existierender Arbeiten (anderer Künstler*innen) ist dabei genauso denkbar wie die Konzeption (und Produktion) neuer Werke. Am Ende soll jedoch ein kuratorisches Konzept stehen, das alle Exponate berücksichtigt.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme am gemeinsamen kuratorischen Prozess.
Schwerpunkte: Forschen und Denken, Transformieren, Werkzeuge aneignen
Ari Benjamin Meyers arbeitet künstlerisch an der Schnittstelle von bildender Kunst und Musik. Vor dem Hintergrund eines Studiums der Komposition und des Dirigierens platziert er seine Arbeiten sowohl im Kontext von Theater, Tanz und Oper als auch in der bildenden Kunst. Als „Musical Director“ begleitete er 2007 die im Format einer Opernaufführung kuratierte Gruppenausstellung „Il Tempo del Postino“ und Anri Salas Arbeit für den französischen Pavillon auf der Biennale von Venedig (Ravel Ravel Unravel, 2013). 2016 kooperierte er am Residenztheater München mit dem Regisseur Ulrich Rasche für eine Inszenierung von Schillers „Die Räuber“, für die Opéra de Paris entwickelte er mit Tino Seghal ein Werk mit Tanz und Musik, (san titre). Im Hamburger Bahnhof war seine Kunst in der Ausstellung „Scores: Saâdane Afif, Christian Marclay, Ari Benjamin Meyers, Jorinde Voigt“ zu sehen. Im Sommer 2017 fand sein Ausstellung „Solo for Ayumi“ in der Galerie Esther Schipper statt.
Jörn Schafaff forscht, schreibt und lehrt zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Ausstellung – als kulturelles Format der Präsentation und Gegenstand künstlerischer Praxis. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Beziehungen zwischen bildender Kunst und anderen künstlerischen und nicht-künstlerischen Praxisfeldern. Zu seinen Publikationen als Autor und Herausgeber zählen „Cultures of the Curatorial“ (2012), „Assign & Arrange: Methodologies of Presentation in Art and Dance“ (2014) und „Timing – On the Temporal Dimension of Exhibiting" (2014). 2010 veröffentlichte er eine Monografie über das Frühwerk des französischen Künstlers Philippe Parreno. Im März 2018 ist sein neuestes Buch, eine Monografie über Rirkrit Tiravanija mit dem Titel „Set, Szenario, Situation – Werke 1987 bis 2005“, erschienen.