Selbstverlust als Wissensform – radikaler Essayismus in Kunst und Theorie

Prof. Dr. Kathrin Busch
Selbstverlust als Wissensform - radikaler Essayismus in Kunst und Theorie

Seminar, 2 SWS, 2 LP, 10 Plätze
Mittwochs, 16-19 Uhr, wöchentlich ab 17.4.2019, Straße des 17. Juni Nr. 118, Raum 207

Das Seminar geht von der Tatsache aus, dass der Essay im 20./21. Jahrhundert eine enorme Ausweitung erfahren hat. Er ist nicht nur in den Wissenschaften – als Versuch und Experiment – ein entscheidendes Verfahren der Erkenntnisgewinnung, sondern hat sich auch – ausgehend vom literarischen und philosophischen Essay - innerhalb der Künste zu einer eigenen Form ästhetischen Denkens entwickelt.
In der Gegenwart ist vor allem der Körper zum Schauplatz essayistischer Praktiken geworden, die sich als Weisen der Selbsterprobung verstehen lassen. Im Vergleich zu historischen Formen der Exerzitien, die der Selbstüberschreitung dienen, stehen die heutigen Selbsttechniken üblicherweise im Zeichen der Selbstverbesserung. In Abgrenzung davon sollen im Seminar extreme Formen des Selbstexperiments diskutiert werden, die auf Selbstverlust, auf ein Anders-werden oder eine radikale Selbstenteignung  zielen.

Literaturauswahl:
T. W. Adorno: „Der Essay als Form“.
G. Bataille: Innere Erfahrung.
S. Buchmann/C. Ruhm, „Das Subjekt auf Probe“.
M. Foucault: Der Mut zur Wahrheit.
P. Preciado: Testo Junkie.
P. Sloterdijk, Du musst Dein Leben ändern.
H. J. Rheinberger: Iterationen; I. v. Loyola: Geistige Übungen.
P. Valéry: Monsieur Teste.

Leistungsanforderungen für den unbenoteten Leistungsschein: Aktive Mitarbeit und Essay

Kathrin Busch ist Professorin an der Universität der Künste in Berlin. Sie studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften in Hamburg und wurde mit einer Arbeit zu Jacques Derrida an der Ruhr-Universität Bochum promoviert. Danach war sie Juniorprofessorin an der Universität Lüneburg und lehrte bis 2010 als Professorin für Kulturtheorie an der Merz Akademie Stuttgart. An der UdK ist sie Mitglied im Leitungsteam des DFG-Graduiertenkollegs "Das Wissen der Künste". Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören neben der französischen Gegenwartsphilosophie und Ästhetik auch Theorien künstlerischer Wissensbildung. Ausgewählte Veröffentlichungen: (Hg. et al.), Wessen Wissen? Materialität und Situiertheit in den Künsten, Paderborn 2018; (Hg.), Anderes Wissen, München 2016; P – Passivität, Hamburg 2012; Geschicktes Geben. Aporien der Gabe bei Jacques Derrida, München 2004.