Wer hat Interesse an Fake-News?
Prof. h.c. Dr. Stefan Römer
Wer hat Interesse an Fake-News?
Seminar/Workshop, Deutsch/English, 2 SWS, 2 LP
Donnerstags, 16-20 Uhr, 14-tägig, 7 Termine: 11.4., 25.4., 9.5., 23.5., 6.6., 20.6., 4.7.2019
Hardenbergstr. 33, Raum 151
Das Phänomen Fake-News ist keineswegs so neu, wie man denkt. Lange vor dem Gebrauch durch die aktuelle Regierung der USA fand es sich in kritischen Kulturtheorien sowie dem kritischen Dokumentarismus. Doch muss eine Fake-News auf reale Interessen stoßen: Das Publikum muss offen dafür sein, diese falschen Neuigkeiten für bare Münze zu nehmen. So stellen oft kursierende Verschwörungstheorien oder Erwartungshaltungen den medialen Nährboden dar, auf dem der Glaube an und der Einfluss von abstrusen Fake-News gedeihen kann. Man muss demnach auch die Genealogie des „Interesses“ selbst untersuchen, um Fake-News zu verstehen. Dabei wird man bemerken, dass der Interessebegriff eine sehr komplexe Bedeutung in der Kultur hat. Erst Interesse leitet eine Recherche und mit ihm kann recherchiertes Material einen Sinn erhalten.
Das Seminar wird sich an Fälschungsbeispielen in der Kunst, in der Literatur, im Journalismus und in der Wissenschaft orientieren und die jeweiligen Interessenkonstellationen untersuchen. Wichtig ist beispielsweise die Unterscheidung zwischen den auf dem Kunstmarkt kursierenden Fälschungen und einer künstlerischen Strategie des Fake. Dazu werden wir Essays lesen und diskutieren, die z.T. von den Teilnehmer*innen präsentiert werden.
Leistungsanforderungen für den unbenoteten Studium-Generale-Schein: regelmäßige und aktive Teilnahme, eine Literatur- oder Projektpräsentation.
Schwerpunkte:
Ausrichtung der Veranstaltung: politisch, kritisch
Kompetenz/Aktivität der Teilnehmenden: reflektieren/denken, aneignen
Stefan Römer ist de-konzeptueller Künstler und Kunsttheoretiker; seit Mitte der 1990er Jahre internationale Ausstellungen und Publikationen, Initiator der Kunstaktivisten Frischmacher*innen in Köln. Seine kunsthistorische Dissertation (1998) ist ein Standardwerk: „Strategien des Fake – Kritik von Original und Fälschung“ (DuMont Köln 2001). Im Jahr 2000 wurde Römer mit dem Kunstkritikerpreis des Arbeitskreises deutscher Kunstvereine ausgezeichnet. Von 2003 bis 2009 war er Professor für Praxis und Theorie der Neuen Medien an der Akademie der Bildenden Künste München, seitdem internationale Lehrtätigkeit. Sein abendfüllender Essayfilm „Conceptual Paradise“ (2006) über die Bewegung des Konzeptualismus wurde international auf Filmfestivals und in Einzelausstellungen präsentiert. Mit seinem Buch „Interesse“ (Merve Berlin 2014) und den in Kürze erscheinenden Folgebänden argumentiert er für eine de-konzeptuelle Praxis zeitgenössischer Kunst.